Man hatte sich gefreut im Kanton Schwyz. CH Media machte im November 2021 publik, dass sich Alex Karp in der Gemeinde Freienbach am oberen Zürichsee niederlassen wolle. Er hatte im Ortsteil Hurden ein Wohnhaus gekauft.
Karp ist Bürger der USA, Mitgründer und Chef des Datenkonzerns Palantir - und er ist Milliardär. Hätte der 55-jährige Informatikexperte in Freienbach seinen festen Wohnsitz gemeldet, wären an Gemeinde, Kanton und auch an den Bund jährlich mehrere Dutzend Millionen Franken an Steuern abgefallen. Doch dazu kommt es jetzt nicht.
Im Amtsblatt des Kantons Schwyz findet sich folgender Eintrag: Am 8. November 2022 hat Alexander Caedmon Karp das Haus in Freienbach an die Obersee Estate AG verkauft. Als Wohnort Karps ist nun Triesenberg angegeben. Der Unternehmer ist also offenbar ins Fürstentum Liechtenstein gezogen. Die Gemeinde Triesenberg will dazu «aus datenschutzrechtlichen Gründen» keine Auskünfte erteilen.
Gut unterrichtete Kreise im Kanton Schwyz berichten, dass Karp erwogen habe, das Haus in Hurden abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen. Gegen den Plan habe dann unter anderem die Lex Koller gesprochen: Das Gesetz sieht für Ausländer, die in der Schweiz eine Immobilie erwerben wollen, strikte Regeln vor. Sie müssen ihren Lebensmittelpunkt dort haben, wo das Haus steht - nirgendwo sonst. Karp gilt in der Wirtschaftswelt aber als rastloser Geist, der von einem Ort an den anderen zieht.
Ein Wohnsitz in Freienbach hätte Sinn ergeben, weil das amerikanische Unternehmen Palantir in der Nähe seinen europäischen Hauptsitz eingerichtet hat: In Altendorf arbeiten gegen 50 Software-Ingenieure. Palantir erstellt Datenanalysen; zu den Kunden gehören Regierungen, Polizeibehörden, Geheimdienste - aber auch Privatbetriebe.
So beliefert der Konzern das Modeunternehmen C&A. Die Daten sollen zum Beispiel zeigen, welche Produkte in welcher Menge zu produzieren und wie die Lagerbestände entsprechend anzupassen sind. Auch das Schweizer Medienunternehmen Ringier ist Kunde von Palantir. Ringier-Chef Marc Walder erklärte: Die Datenbasis helfe erfahrenen Journalistinnen und Journalisten, fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Inhalte am besten den Ansprüchen der Leserschaft gerecht würden.
Für Schlagzeilen sorgte Palantir in jüngster Zeit aber mit einem anderen Engagement: Das Unternehmen hilft der Ukraine, die russischen Invasoren zu bekämpfen. Die Software verarbeitet Daten über die Bewegung gegnerischer Truppen und Waffen wie Drohnen und Panzer - und liefert Informationen darüber, wo und wann sich für die Ukraine ein Angriff lohnt.
Alex Karp hat in zahlreichen Interviews über die Bedeutung einer effizienten Datenanalyse in der Kriegsführung gesprochen. Der «Washington Post» sagte er: «Die Stärke fortgeschrittener algorithmischer Kriegssysteme ist nun so gross, dass man sie damit vergleichen kann, taktische Nuklearwaffen gegen einen Feind zu haben, der nur konventionelle Waffen hat.» Karp kündigte auch an, dass Palantir die Ukraine beim Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur unterstützen werde.
Der Datenkonzern ging im Jahr 2020 an die Börse und erreicht jetzt erstmals seit der Gründung im Jahr 2004 die Gewinnschwelle. Das lässt den Aktienkurs ansteigen. Karp spricht auf vielen Fernsehstationen über diesen Erfolg und fällt dabei nur schon mit seinem ungezähmten Haar auf.
In Schwyz tröstet man sich damit, dass der Kantonshaushalt auch ohne den Zuzug Karps Jahr für Jahr mit einem deutlichen Plus abschliesst. Es gibt in der Schweiz rund 40 Milliardäre, einige von ihnen wohnen im Urkanton. Zudem ist es Schwyz gelungen, mehrere grössere Unternehmen anzusiedeln. Und die tiefen Steuersätze ziehen vermögende Personen an, die in Zürich arbeiten.
Jemand meint, Karps Unrast könnte dazu führen, dass sich der bekannte Wirtschaftsführer bald wieder eine Immobilie im Kanton Schwyz anschaue. Die Medienstelle Palantirs reagierte am Samstag auf eine drei Tage zuvor unterbreitete Anfrage: Sprecher Courtney Bowman schreibt, dass das Unternehmen in der Schweiz inzwischen 65 Personen beschäftige. Auf die Frage, ob Alex Karp nach Triesenberg in Liechtenstein umgezogen sei, antwortet er: «Das ist korrekt.» (aargauerzeitung.ch)