Herr M. ist mit den SBB in Richtung Skigebiet Lenzerheide unterwegs. Das Billett für die Bergbahnen hat Herr M. vorgängig im Internet auf seine SwissPass-Karte geladen. Auch sein GA ist im SwissPass integriert. Geht es nach den SBB, soll der neue SwissPass ein Passepartout sein: Carsharing, Wintersport, Velomiete, GA, Halbtax – alles vereint auf einem Plastikbillett im Kreditkartenformat.
Bei der Billettkontrolle im Zug aber macht das Lesegerät des Kondukteurs Sperenzchen. «Ungültig», steht auf der Anzeige. Der Kontrolleur rollt mit den Augen, zuckt entnervt die Schultern, und zieht, als er sich von Herrn M.s Zahlungsmoral überzeugt hat, von dannen.
Der #swisspass funzt noch immer nicht. Der Kondukteur fragt "Händ sie zahlt?" Ja. "Denn isch guet." 1/2
— Gerry Reinhardt ® (@gerryreinhardt) 11. November 2015
Kondukteur erzählt, dass Leute sogar ihre Bankauszüge mitnehmen weil ständig #swisspass ein "ungültig" anzeigt.
— Gerry Reinhardt ® (@gerryreinhardt) 11. November 2015
Solche und ähnliche Szenen haben sich in den letzten zwei Wochen in Zügen landauf landab gehäuft. Verantwortlich dafür sind Synchronisationsprobleme der SBB-Lesegeräte mit neueren SwissPass-Karten. Über diese jüngste Kinderkrankheit des SwissPass hat die SBB proaktiv an einer Medienkonferenz vergangene Woche informiert.
Lieber verschwiegen hätte das Staatsunternehmen aber, dass es gleichzeitig ihren Mitarbeitern einen Maulkorb verpasst hat.
In einem Schreiben, das watson vorliegt, wurden die Zugbegleiter über das Vorgehen bei den Synchronisationsproblemen instruiert. Gleichzeitig wurden sie dazu angehalten, die neuen technischen Mängel in Gegenwart von Kunden so diskret wie möglich zu behandeln, um den SwissPass nicht in Misskredit zu bringen.
Mediensprecherin Lea Meyer bestätigte auf Nachfrage, dass die SBB ein entsprechendes Memo verschickt habe. Die Mail sei an alle Zugbegleiter der Bundesbahnen gegangen, so die Mediensprecherin.
Dennoch wollte Meyer nicht von einem Maulkorb reden: «Wir wollen, dass die Kunden möglichst wenig merken von der Störung. Einen Maulkorb für unsere Mitarbeiter braucht es aber nicht – die allermeisten Zugbegleiter finden den SwissPass eine gelungene Sache.»
Hintergrund des Schreibens sind die zahlreichen Kinderkrankheiten, an denen der neue SwissPass seit seiner Einführung am 1. August leidet und die der SBB die Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
Die Kritikpunkte an der neuen Karte:
Vor allem die längeren Billettkontrollen sorgen für Unmut. Offenbar aber nicht nur bei den Pendlern, sondern auch bei den SBB-Kontrolleuren. Anfangs Oktober ertönte bei der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) geharnischte Kritik zum neuen SwissPass: «Die Kontrolle pro Fahrgast dauert dreimal länger», sagte Mediensprecher Peter Moor-Trevisan der SDA. Dies sei eine Einladung zum Schwarzfahren, weil die Kontrolleure nicht mehr alle Fahrgäste erreichten. (wst/rar)
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Irgendwie hat er scheinbar Recht, trotzdem ist eine solche Kommunkationsmassregelung immer möglich und zulässig.
Das zufriedene Gesicht jedes Zugbegeleiters, wenn ich mein altes GA zücke, sagt mehr aus als tausend Worte.