Am Sonntagabend gab das Unwetter so ziemlich alles her: Blitzrekord, peitschender Regen, zerstörerische Stürme. Betroffen waren vor allem die Zentralschweiz, Bern und Zürich. In der Folge rutschte an mehreren Orten die Erde, Bahnlinien wurden lahmgelegt, Autos blieben in den Fluten stecken.
Die Ereignisse im Überblick:
In der Luzerner Gemeinde Dierikon fanden eine 32-jährige Frau und ihre fünfjährige Tochter einen tragischen Tod. Sie ertranken im Untergeschoss ihres Hauses, nachdem der Ehemann Auto und Roller aus der Tiefgarage in Sicherheit gebracht hatte und die beiden aus noch unerklärlichen Gründen ins Untergeschoss gingen. Wie die Luzerner Polizei am Montag mitteilte, fand die Feuerwehr die beiden Toten während des Auspumpens des Kellergeschosses. Mehr dazu hier.
Im Gebiet Kaiserstuhl zwischen Giswil und Lungern OW unterbrachen mehrere Murgänge die Bahnlinie über den Brünig. Der Abschnitt Giswil-Meiringen BE der Linie Luzern-Interlaken Ost bleiben den ganzen Montag gesperrt, teilte die Zentralbahn mit. Es verkehrten Bahnersatzbusse.
Im Kanton Luzern suchte das Unwetter vor allem die Stadt Luzern und die östlich von ihr gelegenen Gemeinden Adligenswil, Udligenswil und Dierikon sowie Sörenberg im Entlebuch heim. Bei der Polizei gingen zwischen 19.30 Uhr und 23.30 Uhr 165 Meldungen ein. Im ganzen Kanton standen rund 20 Feuerwehren im Einsatz.
Gloimpflich ging das Hochwasser für eine 75-jährige Frau in Luzern aus. Ihr Auto war im Wasser stecken geblieben und musste von der Polizei evakuiert werden. Die Frau blieb unverletzt.
350 Mal mussten auch 31 Feuerwehrorganisationen im Kanton Zürich ausrücken. Ab 21.30 Uhr wurden zahlreiche überflutete Keller gemeldet, wie ein Sprecher von Schutz & Rettung mitteilte. Die Gewitterfront zog aus Richtung Süden über das Kantonsgebiet und sorgte insbesondere in den Bezirken Affoltern, Dietikon, Horgen und Zürich für Schäden.
Das Gewitter hatte es in sich: Der Meteorologe Jörg Kachelmann zählte über 4500 Blitze in 30 Minuten in der Region um den Zürichsee.
Weiter gehts Richtung Unter- und Weinland, atemberaubende 4528 Blitze in 30 Minuten (Zahl unten im Bild) #gewitter http://t.co/rWuwlF51vj
— Jörg Kachelmann (@Kachelmann) June 7, 2015
Die SBB meldeten einen Erdrutsch zwischen Birmensdorf und Schlieren, der die Zuglinie verschüttete. In Schlieren wurde zudem eine Bahn-Unterführung überschwemmt. Zwei Autos stecken noch immer in den Fluten fest.
Die starken Regenfälle stellten auch die Feuerwehr in Bern auf die Probe. Die Zulg, die bei Thun in die Aare mündet, führte Hochwasser und viel Schwemmholz. Auch aus dem Thunersee floss Schwemmholz in die Aare, was im Berner Mattequartier zu einer bedrohlichen Situation führte.
Weil es nicht gelang, genügend verkeiltes Holz aus dem Fluss zu fischen, wurden schliesslich im Bereich Schwellenmätteli die mobilen Schwellenelemente entfernt. So entspannte sich kurz vor Mitternacht die Situation.
Zu einem Erdrutsch kam es zwischen Thun und Interlaken. Die Hauptstrasse war dort bis am Montagmorgen in beiden Richtungen gesperrt.
Ein kleiner Tornado hat am Sonntagnachmittag den Raum Neuchâtel heimgesucht. Das zeigen die Bilder auf der Facebook-Seite von Meteo Europe. In der Gemeinde Brout-Dessus. seien ein paar Hausdächer kaputtgegangen.
Wie Andreas Asch, Meteorologe bei Meteoschweiz gegenüber watson sagt, seien Tornado bei solchen Wetterlagen nicht unüblich. «Es braucht eine instabile Atmosphäre, eine hohe Luftfeuchtigkeit und Winde in unterschiedlichen Richtungen und Höhen» sagt Asch.
Im Kanton Solothurn erhielt die Polizei rund 50 Schadensmeldungen. In Obergösgen schlug ein Blitz in ein Einfamilienhaus ein. Die Feuerwehr löschte das Feuer rasch. Personen wurden nicht verletzt.
Ein Blitzeinschlag in den Kamin einer Liegenschaft an der Grenchenstrasse in Solothurn verursachte ebenfalls Schäden. Zu einem Brand kam es bei diesem Vorfall nicht. Das heftige Gewitter, begleitet von Starkregen, ging fast ausschliesslich über der Region zwischen Olten und Schönenwerd nieder. Die rund 50 Meldungen betrafen vorwiegend Wasserschäden, vereinzelt auch auf Strassen liegende Äste und Bäume, wie die Solothurner Kantonspolizei mitteilte.
(trs/mbu/aeg/dwi/sda)