Die Luzerner konnten es gestern zum ersten Mal probieren: Das neue Velo-Parkingsystem am Bahnhof direkt beim Haupteingang. Die kostenpflichtige Velo-Parkplätze wird es ab Oktober auch in Zürich, Uster, Solothurn und Basel geben.
In der Leuchtenstadt freuten sich nicht alle über die Innovation. Von einer Zweiklassen-Mentalität sprach der Grossstadtrat-Politiker Nico van der Heiden (SP). Wer Geld habe, könne sich die attraktiven Parkplätze leisten, alle anderen müssten ihr Fahrrad weiter weg parkieren.
Auch die Grünen sehen den neuen Veloständern kritisch entgegen. Sie reichten eine dringliche Interpellation im Luzerner Grossstadtrat ein. «Dieses Vorgehen widerspricht dem, was die Stadt aktuell unternimmt, um die Situation für Velos um den Bahnhof zu verbessern und das Velofahren zu fördern», schreiben sie darin. Sie würden es zudem kritisch betrachten, den ohnehin knappen Raum rund um den Bahnhof zusätzlich zu kommerzialisieren.
Die Jungen Grünen vom Kanton Luzern riefen kurzerhand zu einer Guerilla-Aktion auf. Samt Velo fuhren sie ins SBB-Kundencenter und beschwerten sich über die kostenpflichtigen Veloparkplätze. «Die Velofahrenden sollten nicht dafür bestraft werden, dass sie sich nachhaltig verhalten», schreiben sie in einer Mitteilung. Während der Spontanaktion seien die meisten kostenpflichtigen Veloparkplätze leergestanden. «Und die anderen Velos müssen währenddessen irgendwo hineingezwängt werden», wird Jona Studhalter, Co-Präsident der Jungen Grünen Kanton Luzern, zitiert.
In Luzern startete das Pilot-Projekt am Dienstag, in Zürich stehen ab Anfang Oktober die grünen Veloständer. Am Stadelhofen sind 35 geplant, am Hauptbahnhof 50.
Der Verband Pro Velo Zürich schaut der Eröffnung skeptisch entgegen. «Wir begrüssen das neue Parking-System überhaupt nicht. Es ist ineffizient, denn auf dem Platz eines solchen Ständers könnten mehr Velos parkiert werden», sagt Präsident Res Marti. Es brauche günstige Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Bahnhofsnähe, wenn man das Velofahren fördern wolle. «Ich bin überzeugt, dass das ein Flop ist», sagt Marti.
Die Reaktionen zeigen: Das Projekt polarisiert. Auch in der Kommentarspalte diskutierten die watson-User hitzig. Die Neuheit spaltete die Geister: Das sind die Argumente der Gegner und Befürworter: