Jugendliche verstossen in der Schweiz deutlich häufiger gegen das Strafgesetzbuch und das Strassenverkehrsgesetz, sie landen aber seltener wegen Betäubungsmitteln vor den Behörden. Dies geht aus der aktuellen Jugendstrafstatistik hervor.
In der Schweiz sind im vergangenen Jahr insgesamt 20'902 Urteile gegen Jugendliche ausgesprochen worden, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. Das waren 7,5 Prozent mehr als 2020.
8578 Urteile wurden dabei ausgesprochen, weil Jugendliche gegen das Strafgesetzbuch verstossen hatten. Damit stieg diese Zahl weiter an: Sie erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent und im Vergleich zu 2018 um 27,5 Prozent.
In praktisch allen Bereichen des Strafgesetzbuches begingen Jugendliche mehr Delikte. So wurden sie unter anderem häufiger wegen Gewaltstraftaten und Vermögensstraftaten verurteilt. Bei den strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität verdoppelten sich die registrierten Straftaten innerhalb von drei Jahren von 419 auf 837.
Als eine der wenigen Ausnahmen mit einem rückläufigen Trend ist das Fälschen von Ausweisen - unter anderem das Anbringen eines falschen Geburtsdatums - auszumachen. In den vergangenen drei Jahren gingen die Verurteilungen hier um knapp die Hälfte zurück.
Es ergingen im vergangenen Jahr auch deutlich mehr Jugendurteile wegen Verstössen gegen das Strassenverkehrsgesetz: Es waren insgesamt 4458 oder 15,4 Prozent mehr als 2020.
Bei den Verletzungen der Verkehrsregeln haben die vielen leichten Fälle gegenüber 2020 um 27,7 Prozent zugenommen, bei den groben Verletzungen der Verkehrsregeln ist eine Zunahme von 51,1 Prozent oder von 94 auf 142 Urteile zu beobachten. Hierbei handelte es sich mehrheitlich um Geschwindigkeitsübertretungen.
Bei den Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden 2021 demgegenüber mehr als ein Fünftel weniger Jugendurteile als im Jahr davor registriert. Deren Zahl ging von 4572 auf 3541 zurück.
Dies ist keine neue Entwicklung. Seit 2017 ist gemäss BFS ein schrittweiser Rückgang um inzwischen knapp 40 Prozent zu beobachten. Dies sei in erster Linie auf weniger Urteile wegen Betäubungsmittelkonsums zurückzuführen, heisst es in der Mitteilung.
Neben den Verstössen gegen das Strafgesetzbuch, das Strassenverkehrsgesetz und das Betäubungsmittelgesetz kamen Jugendliche auch mit zahlreichen weiteren Nebengesetzen in Konflikt.
8726 Jugendurteile ergingen unter anderem in Zusammenhang mit dem Waffengesetz, dem Ausländer- und Integrationsgesetz sowie dem Personenbeförderungsgesetz. Auf letzteres entfielen 51 Prozent dieser Urteile. Es handelte sich meist um Reisen ohne gültigen Fahrausweis, wie das BFS festhält.
Bei rund 35 Prozent der insgesamt 20'902 ergangenen Jugendurteile wurde ein Verweis ausgesprochen. Dies bedeutet eine förmliche Missbilligung der Tat durch die Jugendanwaltschaft oder das Jugendgericht.
In 31 Prozent der Urteile wurden die Jugendlichen zu einer persönlichen Leistung verpflichtet – etwa Teilnahme an einem Kurs oder gemeinnützige Arbeit.
Busse und Freiheitsentzug, die bei Jugendlichen ab 15 Jahren infrage kommen, wurden in 27,5 und 4,4 Prozent der Fälle ausgesprochen. Die übrigen Urteile sehen ausschliesslich Massnahmen oder Strafbefreiungen vor. (sda)
"Zwei demografische Faktoren, die mit Jugendkriminalität in Verbindung stehen, sind das Geschlecht und die Herkunft. Männliche Jugendliche und Jugendliche ausländischer Herkunft
begehen einen überproportionalen Anteil an Straftaten (u.a. Baier, 2019)." Quelle: zhaw, Institut für Delinquenz und Kriminalprävention - Anstieg der Jugendkriminalität in
der Schweiz: Was sind mögliche Gründe?