Mit dem früheren Eindunkeln am Abend beginnt die Hochsaison der Einbrecher und Einschleicherinnen. Es gibt Anzeichen, dass sie derzeit besonders aktiv sind. Die Straftaten in diesem Bereich haben sich jüngst gehäuft. Die Aargauer Kantonspolizei verzeichnet seit Jahresbeginn 20 Prozent mehr Einbrüche in Wohnbereiche als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. «Das ist besorgniserregend, da müssen wir hinschauen», sagte ein Polizeimediensprecher dem Regionalfernsehsender Tele M1.
In anderen Regionen zeigt sich das gleiche Bild. Im Kanton Thurgau gingen bis Ende Oktober 532 Anzeigen wegen Einbruchdiebstählen ein – fast 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum (356). Die St.Galler Kantonspolizei berichtet ebenfalls von einem deutlichen Anstieg, ihr Solothurner Pendant von einer zunehmenden Tendenz.
Von den angefragten Polizeikorps stellt nur Baselland leicht rückläufige Zahlen fest. Die Kantonspolizei Zürich teilt mit, für eine Einschätzung sei es noch zu früh. Die Kapo Luzern und die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt äussern sich nicht zur aktuellen Entwicklung.
Die Polizeien verstärken ihre Einsätze gegen Einbrecher dieser Tage wie jedes Jahr zu Beginn der dunkleren Jahreszeit; zu den Methoden gehören mehr Patrouillen in Wohnquartieren, gezielte Kontrollen und grosse Fahndungsaktionen.
Ein Zusammenhang zwischen den vermehrten Einbrüchen und dem Ende der Coronamassnahmen scheint naheliegend. Der Bundesrat hob die letzten Pandemieregeln per 1. April 2022 auf. Die Leute sind häufiger unterwegs, Diebe finden mehr verlassene Häuser vor.
Ausserdem herrscht in Europa wieder reger Verkehr. «Da fällt man als Kriminaltourist weniger auf», sagt Daniel Wächter, Mediensprecher der Aargauer Kantonspolizei. Ob es sich um einen einmaligen Anstieg oder eine eigentliche Trendumkehr handle, sei derzeit nicht abzuschätzen.
Zieht sich die aktuelle Tendenz bis Ende Jahr durch, wächst die Zahl der Einbrüche erstmals seit zehn Jahren wieder. 2012 wurden über 73'000 Einbruchs- und Einschleichdiebstähle verübt. Seither wurden die Delikte immer weniger. Letztes Jahr waren es weniger als halb so viele wie vor zehn Jahren.
Hier kommt die gute Nachricht ins Spiel: Trotz des aktuellen Anstiegs dürfte die Zahl der Einbrüche nur etwa an das Niveau von vor der Pandemie anknüpfen. Dieses sei schon tief gewesen, schreibt Daniel Meili von der Kantonspolizei Thurgau.
Die Vor-Corona-Jahre sind für den Vergleich geeigneter als 2020 und 2021, denn die Pandemiebekämpfung wirkte sich auf das Verhalten der Kriminellen aus. Insbesondere 2020 waren sie deutlich weniger aktiv. Bereits vor Beginn des ersten Lockdowns war die Zahl dieser Straftaten eingebrochen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer Auswertung zeigte.
Die Einbrüche sind allerdings nicht überall gesunken. In rund 30 Prozent der Regionen gab es letztes Jahr mehr Einbrüche als vor der Pandemie. Dazu gehören etwa die Bezirke Solothurn, Weinfelden und Aarau, der Wahlkreis Luzern-Stadt und der Kanton Basel-Stadt. In manchen Regionen dürfte die Zunahme wegen tiefer Zahlen allerdings einer gewissen Zufälligkeit unterliegen.
Am wenigsten Delikte pro 1000 Personen gab es letztes Jahr im Bezirk Schwyz (0.8), am meisten im Kanton Basel-Stadt (9.1). In städtischen Gebieten wird generell häufiger eingebrochen, wie die überdurchschnittlich hohen Zahlen von Zürich, Luzern, Biel, Lausanne und Genf zeigen. Regionen in der Nähe von Landesgrenzen sind tendenziell stärker betroffen als ländliche Bezirke. (bzbasel.ch)