Ein 65-jähriger Nordmazedonier ist am Dienstag in Biel zu einer Freiheitsstrafe von 18 Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Regionalgericht sprach ihn des Mordes und versuchten Mordes 1999 in Biel-Mett schuldig. Sein Verteidiger zieht den Fall ans Obergericht weiter.
Der brutale Raubüberfall auf eine Familie im Juni 1999 galt lange Jahre als ungelöster Kriminalfall. Auf den Nordmazedonier wurden die Ermittler erst 2015 per Zufall aufmerksam, als der Mann einen Einbruch in seinen Kiosk in Bern meldete. Seine DNA-Spur stimmte mit DNA-Spuren am Bieler Tatort überein.
Der Mann hat stets bestritten, am Überfall von 1999 beteiligt gewesen zu sein. Er sei zu diesem Zeitpunkt gar nicht in der Schweiz, sondern in Albanien gewesen. Das Urteil nahm er praktisch regungslos zur Kenntnis.
Der Verteidiger hatte einen Freispruch verlangt: Die DNA-Analyse sei von zweifelhaftem Wert. Die Staatsanwaltschaft sah die Beteiligung des Mannes am Überfall hingegen für erwiesen an, auch aufgrund verschiedener Indizien.
Die DNA-Gutachten seien «wissenschaftlich fundiert, schlüssig und in allen Punkten nachvollziehbar», sagte Gerichtspräsident Markus Gross bei der Urteilseröffnung. Der Angeklagte sei «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» am Tatort gewesen.
Zwar sei nicht klar, wer die tödlichen Schüsse auf einen 22-jährigen Sohn der Familie abgegeben habe. Der Angeklagte sei aber «ein klarer und offensichtlicher Mittäter» und trage deshalb die Mitverantwortung am Mord.
Am Raubüberfall waren laut Gericht vier Männer beteiligt. Wer die anderen drei sind, bleibt offen.
Die Täter seien «eingespielt, sehr zielgerichtet und mit militärischer Präzision» vorgegangen, sagte der Gerichtspräsident. Sie hätten sich äusserst brutal verhalten und die Opfer - ein älteres Ehepaar und ihr jüngster Sohn - ohne Skrupel gequält.
Als spätabends zwei weitere Söhne des Ehepaars zum Haus kamen, gab einer der Täter unvermittelt mehrere Schüsse durchs Fenster ab. Ein 22-jähriger Sohn kam dabei ums Leben. Der andere konnte sich unverletzt verstecken.
Die Täter ergriffen darauf die Flucht. Sie nahmen eine Maschinenpistole vom Typ Uzi sowie Schmuck im Wert von mehreren zehntausend Franken an sich.
Die Hintergründe des Überfalls sind bis heute unklar. In einem Bundesgerichtsurteil zum Fall von 2022 heisst es unter Berufung auf die Ermittlungen, der Tat könnte ein illegaler Waffenhandel zwischen zwei Söhnen der Familie und damaligen Aktivisten der Befreiungsarmee Kosovos (UCK) zugrunde liegen.
Der Verteidiger wird das Urteil ans bernische Obergericht weiterziehen, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Die Staatsanwältin äusserte Zufriedenheit über das Urteil.
Nach langjährigen komplexen Ermittlungen liege nun ein Schuldspruch vor, erklärte die Staatsanwältin. Ob die drei weiteren Täter noch identifiziert und vor Gericht gestellt werden könnten, werde sich zeigen.
Die Verjährungsfrist für den Mord läuft 2029 ab. (sda)