Schweizer Billig-Shopper haben schlechtes Gewissen – und kaufen trotzdem bei Temu und Co.
Obwohl Onlineplattformen wie Temu, Shein, Aliexpress oder Wish das lokale Gewerbe bedrohen, kaufen Schweizerinnen und Schweizer fleissig dort ein. Die Produkte sind extrem günstig und Shopping ist rund um die Uhr möglich.
Kein Wunder also, dass 97 Prozent der Personen in der Schweiz wissen, was Temu ist. Ähnlich sieht es bei Aliexpress (89 Prozent), Wish (85 Prozent) und Shein (83 Prozent) aus. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage von Marketagent Schweiz hervor.
Kleider, Schuhe, Uhren
Und 89 Prozent kennen auch den Grund für den Hype, nämlich die sehr oder eher niedrigen Preise. Für 81 Prozent ist das auch der Hauptgrund für den Einkauf, heisst es in der Mitteilung.
Bestellt werden dann vor allem Kleider oder Schuhe, das tun 63 Prozent der rund 1000 Befragten. Auch Haushaltswaren und Uhren oder Taschen sind sehr gefragt. Fast drei Viertel haben schon mindestens einmal mehr als geplant eingekauft, weil die Waren so günstig waren.
Schlechtes Gewissen ohne Folgen
Hier wird eine gewisse Doppelmoral erkennbar. Zwar hatten 47 Prozent nach dem Einkauf schon ein schlechtes Gewissen – besonders junge Gen-Z-Käuferinnen und -Käufer – und 74 Prozent halten die Plattformen für kaum oder gar nicht nachhaltig, trotzdem wollen 74 Prozent weiterhin dort einkaufen. «Viele wissen um die Schattenseiten von Temu, Shein und Co., von Müllbergen bis zum Ladensterben, und kaufen dennoch weiter», wird Marketagent-Geschäftsführer Roland Zeindler zitiert.
Influencer beeindrucken kaum
Acht von zehn Befragten glauben sogar, dass das Shoppen auf Billig-Plattformen gar noch zunehmen wird. Gleichzeitig nimmt über die Hälfte der Befragten in der Umgebung Laden-Leerstände wahr und 83 Prozent würden klassische Einkaufsstrassen sogar vermissen, wenn sie verschwinden würden. Eine Motivation, mehr dort zu besorgen, wären tiefere Preise, zeigt die Umfrage.
Das ist nämlich auch der Hauptgrund, warum sie bei Temu und Co. einkaufen (81 Prozent). An zweiter Stelle folgt die grosse Auswahl (52 Prozent), gefolgt von den niedrigen Versandkosten (33 Prozent). Was hingegen kaum Einfluss hat, sind gute Bewertungen (6 Prozent) oder Empfehlungen von Influencern (4 Prozent). Letztere scheinen kaum das Konsumverhalten der Schweizerinnen und Schweizer zu beeinflussen.
Die Anti-Bewegung
Es gibt aber auch Menschen, die Plattformen wie Shein bewusst meiden. Das sind rund 66 Prozent der Befragten. Gründe dafür sind etwa das Misstrauen gegenüber der Qualität, bewusstes Ablehnen der Unterstützung solcher Plattformen oder Umweltbedenken. (vro)