Schweiz
Verbrechen

Zürcher Arztgehilfin wegen Fälschung von Covid-Zertifikaten verurteilt

Une personne tient dans sa main un smartphone avec l'application Certifact Covid suisse et un certificat light dans un restaurant ce vendredi 10 septembre 2021 a Rances dans le canton de Vaud. De ...
Eine 32-Jährige hat geholfen, illegale Covid-Zertifikate auszustellen. Nun wurde sie verurteilt. (Symbolbild)Bild: keystone

Zürcher Arztgehilfinnen verdienten sich mit illegalen Impfzertifikaten goldene Nase

Über 500'000 Franken kassierten zwei Zürcher Arztgehilfinnen für illegale Impfzertifikate und gefälschte Rezepte für Medikamente. Auch ihre Chefin hat sich während der Pandemie bereichert. Nun wurde ein erstes Urteil gesprochen.
22.05.2025, 11:4722.05.2025, 13:31
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In einer Zürcher Arztpraxis im Kreis 8 haben sich Angestellte während der Coronazeit unrechtmässig bereichert. Eine Arztgehilfin stand am Mittwoch vor Gericht. Die 32-Jährige und ihre Kollegin haben beispielsweise rund 1100 Personen und sich selbst Impfzertifikate ausgestellt, obwohl sie nicht geimpft waren und dies auch nicht wollten, schreibt der Tages-Anzeiger. Viele haben die Arztpraxis auch nie von innen gesehen.

Damit verdienten die beiden ordentlich Geld: Zu Beginn der Pandemie kostete ein gefälschter Impfnachweis noch 300 Franken, danach stieg der Preis auf 500 bis 600 Franken. Ende 2021 verlangten sie bereits 1000 Franken für einen Nachweis. Insgesamt nahmen sie so in acht Monaten rund 550'000 Franken ein.

Auch die Chefin verkaufte illegale Zertifikate

Die 32-Jährige übernahm dabei die Kundenakquisition. Sie leitete die Daten der Interessenten an ihre Kollegin weiter, die dann zwei fiktive Impftermine ins System eintrug. Letztere muss sich ebenfalls vor Gericht verantworten. Ebenso ihre Chefin, eine Ärztin, die als Coronaverschwörerin bekannt ist.

Diese soll die beiden Arztgehilfinnen laut Aussagen einer der Arztgehilferinnen zu den Fälschungen angestiftet und ebenfalls gefälschte Zertifikate verkauft haben, berichtet die Zeitung. Gegen die bereits wegen der Fälschung eines Facharzttitels vorbestrafte Ärztin läuft ebenfalls ein Verfahren wegen Vermögens- und Urkundendelikten. Ihre Praxis ist allerdings weiterhin geöffnet, auch wenn die Arztgehilfinnen nicht mehr dort arbeiten.

Hustensaft und Coronatests verkauft

Die 32-Jährige zeigte sich geständig und schob die Hauptschuld auf ihre Chefin. Es sind allerdings nicht ihre einzigen illegalen Aktivitäten: So stellte sie beispielsweise für sich und ihr Umfeld ärztliche Rezepte mit einer Fantasie-Unterschrift ihrer Chefin aus. Hustensäfte mit Codein übergab sie zwei Männern, die diese als Partydroge im Zürcher Oberland verkauften. Die 32-Jährige erhielt dafür einen Gewinnanteil von 3000 Franken.

Zudem fälschte sie für zehn bis zwanzig Personen negative Coronatests, indem sie die Stäbchen unters Wasser hielt. Dafür kassierte sie 50 Franken pro Stück. Einmal fälschte sie auch einen Maskendispens.

Arztgehilfin wurde bedroht

Ihre Rechnung ging allerdings nicht auf. Anfang 2022 flog der Schwindel auf und die gefälschten Zertifikate wurden deaktiviert. Ihre Kunden seien daraufhin wütend geworden. «Ich habe Drohungen erhalten und mit jedem Krach gehabt, meine eigenen Verwandten reden nicht mehr mit mir», zitiert die Zeitung die Frau.

Zwar konnte nicht alles Geld zurückerstattet werden, den neu gekauften BMW zogen die Behörden aber ein. Nun hat die Frau auch einen Strafregistereintrag: Sie wurde wegen mehrfacher Urkundenfälschung, Geldwäscherei und Drogenvergehen zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt.

Sobald auch die Strafverfahren gegen die Komplizin und die Chefin abgeschlossen sind, will die Zürcher Gesundheitsdirektion ihr Verfahren gegen die Praxis vorantreiben. Dann könnte sie allenfalls geschlossen werden. (vro)

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Haarspalter
22.05.2025 12:26registriert Oktober 2020
„Gegen die bereits wegen der Fälschung eines Facharzttitels vorbestrafte Ärztin läuft ebenfalls ein Verfahren wegen Vermögens- und Urkundendelikten. Ihre Praxis ist allerdings weiterhin geöffnet“

Wie beruhigend.

Da der Namen nicht bekannt gegeben wird, steht nun also jede Ärztin im Kreis 8 mal unter Generalverdacht.
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Hans -würkli- Nötig
22.05.2025 11:57registriert Juli 2015
Und wieder einmal nur eine bedingte Strafe.
War ja fast ein Versehen und kriminelle Energie war eigentlich keine Vorhanden gell liebes Gericht.

Juxtix vom Feinsten.
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Znuk
22.05.2025 12:20registriert März 2014
Die Chefin, die hier gegen jegliche Ethik, Moral und das Genfer Ärztegelöbnis verstösst, gehört geteert und gefedert, respektive zeitgemäss ordentlich bestraft. Und damit meine ich keine bedingte Arztpraxisschliessung.
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