Schweiz
Waadt

Alain Soral wegen Antisemitismus in Lausanne verhaftet

French-Swiss far-right writer Alain Soral arrives at the courthouse for his appeal trial for homophobia against a journalist, in Lausanne, Switzerland, Wednesday, September 27, 2023.(KEYSTONE/Laurent  ...
Alain Soral musste im Herbst 2023 bereits wegen homophober Aussagen vor Gericht.Bild: keystone

Waadtländer Justiz liess Antisemiten gewähren, jetzt handelt sie

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt ordnete die Festnahme und die Durchsuchung der Wohnung von Alain Soral in Lausanne an. Bei einer früheren Anzeige wegen Antisemitismus war er noch verschont geblieben.
31.05.2024, 11:3031.05.2024, 11:30
Antoine Menusier / watson.ch/fr
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Alain Soral, ein schweizerisch-französischer Autor, der bereits wegen homophober Äusserungen zu 40 Tagen Gefängnis verurteilt worden war, wurde am Mittwoch festgenommen und seine Wohnung durchsucht.

Antisemitische Äusserungen

Zuvor sei am 8. März 2024 eine Anzeige der Organisation Coordination Intercommunautaire contre l’Antisémitisme et la Diffamation (CICAD) wegen Antisemitismus gegen Soral eingegangen, hielt die Staatsanwaltschaft fest. Anschliessend habe sie ein Ersuchen der französischen Behörden um Delegation der Strafverfolgung in Bezug auf Äusserungen des Betroffenen erhalten.

Auf der Website Egalité & Réconciliation von Alain Soral finden sich Auszüge aus dem Durchsuchungsbefehl, der vom Generalstaatsanwalt des Kantons Waadt unterzeichnet wurde. Darin wird Alain Soral, der mit bürgerlichem Namen Alain Bonnet heisst, vorgeworfen:

«Zwischen dem 6. Februar 2019 und dem 13. Januar 2024 zumindest in Lausanne, von seinem Wohnsitz aus oder an einem anderen Ort in der Schweiz auf der Website des Vereins, dessen Vorsitzender er ist [Egalité & Réconciliation], über seine verschiedenen X-Konten sowie über seinen Telegram-Kanal mehrere Videos veröffentlicht zu haben, [sowie] Bilder und Kommentare, deren Inhalt zu Hass und Diskriminierung von Personen jüdischen Glaubens aufstacheln, eine Ideologie verbreiten könnte, die darauf abzielt, sie systematisch zu verunglimpfen, herabzusetzen oder in einer Weise zu diskriminieren, die ihre Menschenwürde verletzt, sowie den von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs an Personen jüdischen Glaubens verübten Völkermord gröblich zu verharmlosen.»
Auszüge aus dem Durchsuchungsbefehl

Waadtländer Justiz stoppte Strafverfolgung 2020

Auf Anfrage von watson bestätigt die CICAD (Coordination intercommunautaire contre l'antisémitisme et la diffamation), dass sie bei der Waadtländer Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige gegen Alain Soral wegen der Artikel 261bis und 259 des Strafgesetzbuches eingereicht hat.

Im Jahr 2020 alarmierte die CICAD dreimal die Waadtländer Justiz über «widerliche» Äusserungen von Alain Soral in Videos, die auf seiner Website veröffentlicht worden waren. Ohne sie von der Notwendigkeit einer Strafverfolgung zu überzeugen. Der Staatsanwalt ist nicht mehr derselbe.

«Schabbat-Geschichte»

Damals verwies die CICAD insbesondere auf ein Video vom 25. März 2020, in dem Soral sich zum Zeitpunkt des Lockdowns antisemitisch äusserte, wie die französische Zeitschrift Marianne publik machte:

«Wir befinden uns ein wenig in einer, ich würde sagen, umgekehrten Anne-Frank-Situation, d. h. wir sind alle Anne Franks, aber es gibt natürlich einige, die offensichtlich – wie man im Internet mit der Schabbat-Geschichte gesehen hat – ohne auch nur ein Attest zu haben, herumreisen können.»
Alain Soral

«Das ist Schindlers Liste»

Später im selben Video wurde Alain Soral konkreter:

«Ich werde trotzdem die Leute nennen, die heute die Verantwortung für die Staatsmedizin tragen, also Lévy, Buzyn, Hirsch, Guedj, Deray, Jacob, Salomon, na ja, ich meine, das ist Schindlers Liste, ja, und sie sind offensichtlich alle Agenten der sogenannten Big Pharma, d. h. der pharma-chemischen Lobby, und ausserdem Agenten der neuen Weltordnung. Sie verfolgen zwei Ziele: Geld auf dem Rücken des französischen Volkes zu machen, das französische Volk zu unterwerfen und es sogar durch die Zahl der Toten zu schwächen.»
Alain Soral

Im Jahr 2020 verzichtete die Waadtländer Staatsanwaltschaft auf eine Strafverfolgung, da die Aussagen französische Persönlichkeiten beträfen und für ein nicht-schweizerisches Publikum bestimmt seien. Diesmal tritt sie in Aktion.

Für die Website Egalité & Réconciliation, die auf die von der Waadtländer Staatsanwaltschaft gegen Alain Soral eingeleiteten Ermittlungen reagiert, ist die Botschaft klar:

«Die zionistische Lobby ist zum Angriff übergegangen, es geht nicht mehr um den LGBT-Bereich mit der Affäre um die lesbische Journalistin [die Alain Soral vier Monate Gefängnis eingebracht hat, Anm. d. Red.].»

Mit Material der Nachrichtenagentur SDA

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