Jacqueline Badran mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Und so erzählt sie gerne, dass sie 2019 im Kanton Zürich Panaschierkönigin war. Sprich, sie hat am meisten Fremdstimmen erhalten. Ein Zeichen für die überparteiliche Akzeptanz und Wertschätzung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Badran diesen Titel verteidigen kann ist gross. Vor allem aber kommt noch ein neuer, noch prestigeträchtigerer Titel dazu: Badran ist die bestgewählte Nationalrätin des Landes. Sie erhielt 150'529 Stimmen - und damit deutlich mehr als Gregor Rutz. Der Zürcher SVP-Nationalrat, der auch für den Ständerat kandidierte, erhielt 139'650 Stimmen und folgt auf Rang zwei. Die Plätze zwei bis sieben belegen allesamt SVP-Kandidaten aus dem Kanton Zürich. Auf Rang acht kommt der erste Nicht-Zürcher: Der Berner SVPler Werner Salzmann kam auf 122'105 Stimmen. Auch er kandidierte für beide Kammern. Unter die Top Ten schaffte es zudem SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer mit 121'837 Stimmen.
Erstaunlich ist der Spitzenplatz von Badran, weil sie eine SVP-Phalanx durchbricht. Bei den letzten Wahlen kam der oder die bestgewählte Politikerin des Landes stets aus der SVP. Das ist nicht weiter erstaunlich, weil die SVP die wählerstärkste Partei des Landes ist und diesen Platz auch in den bevölkerungsreichsten Kantonen Zürich und Bern innehat. Die SVP erreichte am Sonntag in Zürich 27.35 Prozent, die SP 21.14 Prozent. Umso bemerkenswerter ist das Resultat von Jacqueline Badran.
Sie reiht sich damit ein in eine illustre Reihe. 2019 war der heutige Bundesrat, der Berner SVPler Albert Rösti mit 128'252 Stimmen bestgewählt vor Roger Köppel und Werner Salzmann. Badran kam auf 109'002 Stimmen. Vier Jahre zuvor feierte Weltwoche-Verleger Roger Köppel mit 178'090 einen fulminanten Einstieg in die nationale Politik.
Köppel übertrumpfte damals Natalie Rickli, die heute Zürcher Regierungsrätin ist. Rickli sorgte 2011 für Furore, weil sie als bestgewählte Nationalrätin (145'776 Stimmen) des Landes auch SVP-Übervater Christoph Blocher hinter sich liess. 2007 schliesslich holte sich mit Ueli Maurer, der spätere Bundesrat, den Spitzenplatz mit 162'673 Stimmen.
Bundesratsambitionen hegt auch der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch. Auch er fiel in der Vergangenheit mit Top-Resultaten auf. So erreichte er 2015 bei den Nationalratswahlen 141'209 Stimme. Badran sagte kürzlich in einem Interview mit der «Sonntags-Zeitung», dass ihr Parteikollege Jositsch ein guter Bundesrat wäre.
Würde ihm tatsächlich der Sprung in die Landesregierung gelingen, müsste sich die SP des Kantons Zürich auf die Suche nach einer Kandidatin für den Ständerat machen. An Jacqueline Badran führte kaum ein Weg vorbei. Die Stimmenzahlen sprechen für sie. Und die öffentliche Unterstützung für Jositsch wiederum sagt etwas über ihre Ambitionen aus. (aargauerzeitung.ch)
Herzlich erfrischend 👍🏻