Das «Verdikt» sei ein «Rechtsrutsch», sagte GLP-Präsident Jürg Grossen in der Präsidentenrunde von Blick TV, aber er sei nicht riesig. Grossen erinnerte daran, dass es 2019 einen Rutsch in die andere Richtung gegeben habe. Damals konnten die Grünen zulegen, die dieses Jahr gemäss einer ersten Hochrechnung über vier Prozentpunkte verlieren könnten. Insgesamt seien die Verhältnisse stabil, es habe sich nicht wahnsinnig viel verändert, sagte Grossen.
Der Sitz, den GLP-Nationalratskandidat Patrick Hässig im Kanton Zürich erobern dürfte (siehe oben), ginge auf Kosten von Jörg Mäder. Er verrät, was er macht, sollte er tatsächlich abgewählt werden:
«Dass wir den sechsten Sitz nur schwer halten können, war leider schon lange klar», sagt der Zürcher GLP-Nationalrat Martin Bäumle im Interview mit Reporter Kilian Marti:
SVP-Präsident Marco Chiesa sieht die Themensetzung seiner Partei im Wahlkampf bestätigt. «Der Trend sagt, die Leute haben die Nase voll von einer masslosen Zuwanderung und dem Asylchaos», sagte Chiesa in der Elefantenrunde bei Blick Online am Sonntag.
«Niemand von euch würde heute in Chiasso leben und wohnen», sagte Chiesa gegenüber den anderen anwesenden Parteipräsidentinnen und -präsidenten. Es würden aber mehr als 600 illegale Migrantinnen und Migranten in Chiasso wohnen, das bewege die Leute, sagte der Tessiner Ständerat weiter.
Der Ex-Finanzminister zeigte sich heute an der SVP-Wahlfeier im Rössli in Illnau gut gelaunt. Die Korrektur der «unseligen Wahl» vor vier Jahren sei bitter nötig gewesen. Die grüne Politik bezeichnet er als «erfolglos» und nicht realistisch, die SVP hingegen sei pragmatisch, dem hätten die Leute Vertrauen gegeben.
Auch würden die Menschen eine Gewährleistung beim Thema Energieversorgung wollen, so Chiesa weiter. Die SVP wolle in diesem Thema noch mehr politisieren und Lösungen im Bundeshaus auf den Tisch bringen.
Laut Grünen-Präsident Glättli ist das Wahlresultat für die Grünen eine Schlappe. «Das ist nicht schönzureden», sagte Glättli in der Präsidentenrunde von Blick-TV. Er zeigte sich besorgt aufgrund des SVP-Rutsches.«Das ist ein schlechtes Zeichen für den Klimaschutz, für die Gleichstellung, aber auch für die Beziehungen in Europa.»
Alle anderen Parteien müssten nun zusammenspannen, um eine Politik zu finden, damit es in der Schweiz auch in Zukunft vorwärtsgehe und nicht nur Sündenbock-Politik betrieben werde.
Glättli zeigte sich hoffnungsvoll, dass sich die Resultate noch nach oben korrigieren. «Wir hatten vor vier Jahren an vielen Orten etwas Polster», sagte Glättli. «Ich gehe davon aus, dass ein viel kleinerer Teil an Sitzen verloren geht.»
FDP-Präsident Thierry Burkart sieht im «klaren Rechtsrutsch» eine «gewisse Korrektur zu vor vier Jahren». Dieses vorläufige Resultat habe klar damit zu tun, dass das Thema Asyl ein grosses Gewicht erhalten habe. «Wir müssen da konsequenter werden, das ist ein klares Signal und ein Auftrag der Bevölkerung.» Burkart meinte damit, «wer einen positiven Bescheid hat, muss bleiben können, die anderen müssen gehen».
Beat Walti von der Zürcher FDP sieht die aktuellen Hochrechnungen ungern. Sein eigenes Mandat sehe er aber (noch) nicht in Gefahr, sagt er zu Reporter Kilian Marti.
Mitte-Präsident Gerhard Pfister verwies darauf, dass die Schweiz in der vergangenen Legislatur eine der schwierigsten Zeiten seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt habe. Dennoch zeige das Resultat, dass sich die politischen Blöcke stabil hielten, das sei auch ein Vertrauensbeweis der Bevölkerung.
SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hat gemischte Gefühle mit Blick auf die bisherigen Wahlergebnisse. «Ich bin sehr froh, legen wir etwas zu, gleichzeitig macht uns der Rechtsrutsch Sorgen», sagte Wermuth am Sonntagnachmittag zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Wir hatten überraschend positive Resultate, wie etwa in Schaffhausen, wo wir einen Sitz im Ständerat gewinnen könnten», sagte Wermuth. Der «Rechtsrutsch» des Parlaments sei aber in keiner Art und Weise wünschenswert, so Wermuth weiter. «Wir setzen aber trotzdem alles dran, Krankenkassenprämien, Klimapolitik und Gleichstellung voranzubringen», sagte Wermuth.
SP-Nationalrat Fabian Molina hat angesichts des Rechtsrutsches gemischte Gefühle, was die Erfolge der SP angeht. Es werde eine schwierige Legislatur, sagt er bei der Wahlfeier im Café Boy.
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi ist trotz des stattlichen Gewinns seiner Partei nicht zum Feiern zumute. «Die Herausforderungen in der Schweizer Politik sind riesig», sagte er einer Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Was der Zuger Nationalrat damit ansprach: die Zuwanderung und den Asylbereich. Zudem habe sich die Sicherheitslage «dramatisch verschlechtert». Die SVP versuche nun, mit der Mitte-Partei und der FDP Mehrheiten zu finden. Es brauche eine neue Politik, die Bevölkerung habe am Wahlsonntag klar einen Richtungswechsel beschlossen. Das Schweizer Volk habe der SVP einen klaren Auftrag gegeben.
Für SVP-Wahlkampfleiter und Nationalrat Marcel Dettling sieht die Tendenz am Wahlsonntag gut aus. Im Bereich Zuwanderung erwarte das Volk eine massive Kurskorrektur, sagte Dettling der Nachrichtenagentur Keystone-SDA weiter.
Man hoffe nun, dass die FDP und die Mitte selbst auch eine Kurskorrektur vornehmen würden, damit man endlich akzeptable Lösungen hinkriegen würde, sagte Dettling.
Es müsse nun aber abgewartet werden, wie sich die Resultate im Verlaufe des Wahltags weiter entwickeln: «Ich habe es etwas wie mit den Schwingern, nur wenn man drei Gänge gewonnen hat, ist man am Schluss noch nicht der Sieger», so der SVP-Nationalrat aus dem Kanton Schwyz.
(meg/sda)