Die Schweiz schwitzt. Plätze an Seen, Flüssen und Badegewässern aller Art waren am Wochenende so gesucht wie die Schlangen vor dem Glacestand lang.
Und während Herr und Frau Schweizer planschten oder den letzten freien Schatten suchten, brach die Hitze Rekorde. Und wie:
Am Sonntag hat die Hitzewelle an verschiedenen Orten der Schweiz ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht – und an der historischen Junihitzemarke gekratzt.
Obschon sich die Messtechniken geändert haben, galt der 27. Juni 1947 bis anhin als Rekordtag. Damals war es in Basel 36,9 Grad warm, wie SRF Meteo mitteilte.
Und diese Marke wurde am Sonntag egalisiert. Denn in Beznau AG zeigte das Thermometer 36,9 Grad an.
Rekordjunihitze gab es auch in Payerne VD (34,9 Grad) und Neuenburg (36,5 Grad), wie Meteonews via den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.
Bereits am Sonntagvormittag war an mehreren Orten die 30-Grad-Marke geknackt worden. Und um 15.00 Uhr war es an vier Messstationen bereits 35 Grad warm: Genf, Gösgen SO, Leibstadt AG und Sitten VS. Am wärmsten war es um diese Uhrzeit in Genf mit 35,5 Grad.
Meteorologen sprechen von einer Tropennacht, wenn die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken. Und an vielen Orten in der Schweiz sind die Temperaturen während des ganzen Wochenendes nicht unter 20 Grad gesunken.
Grund für die hohen Temperaturen am Tag waren laut SRF Meteo dann auch die Tropennächte. In Basel und Genf war es beispielsweise am Samstagabend gegen 22.00 Uhr noch fast 30 Grad warm. Betrage die Frühtemperatur mehr als 20 Grad, werden am Nachmittag automatisch höhere Temperaturen erreicht, hiess es bei SRF Meteo.
Und auch in der Nacht auf Montag schliefen wohl nur wenige unter dem Duvet, denn an vielen Orten in der Schweiz sind die Temperatur nach der grossen Hitze am Sonntag erneut nicht unter 20 Grad gesunken: Um 3.30 Uhr zeigte das Thermometer in den Alpentälern wie etwa in Altdorf UR oder Vaduz (FL) dank Föhn noch um 27 Grad.
Die höchste Temperatur nach Mitternacht wurde mit 28,6 Grad in Gersau SZ gemessen, wie der private Wetterdienst Meteonews am Montag mitteilte.
Die Temperaturen in der Schweiz waren aber nichts im Vergleich zu den Temperaturen in unserem Nachbarland. In Frankreich brüteten die Menschen bei Temperaturen zwischen 30 und 42,9 Grad. Der französische Wetterdienst Météo France sprach von der frühesten Hitzewelle seit 1947.
Am heissesten war es in Biarritz: 42,9 Grad. Und 42,9 Grad sind für Biarritz nicht nur ein Junirekord, sondern der Hitzerekord überhaupt – bis jetzt. Doch nicht nur in Biarritz zeigten die Temperaturen in Frankreich Höchstwerte an. Meteo News schreibt:
Auch in Deutschland purzelten die Rekorde: Im Osten des Landes wurden Juni-Hitzerekorde von 39 Grad gemessen. Davor lag der unangefochtene Juni-Hitzerekord bei 38,5 Grad, aufgestellt im Juni 1947. Und: So früh im Jahr war es noch nie so heiss in Deutschland.
Italien setzt nicht nur die Hitze, sondern auch die extreme Dürre zu: Einige Regionen im Norden fordern von der Regierung in Rom bereits die Ausrufung des Notstandes. Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli sagte am Wochenende laut Nachrichtenagentur Ansa: «Ich glaube, es ist unvermeidlich, einen Krisenzustand zu verhängen wegen der Trockenheit.» In dieser Woche ist ein Spitzentreffen der Regionen und der Regierung in Rom geplant.
Die ganze Schweiz war von der Hitze lahmgelegt. Die ganze Schweiz? Nein! Ein von unbeugsamen Halb-Ironman-Kämpfern und -Kämpferinnen bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Wetterrekorden Sportsgeist entgegenzuhalten.
In Rapperswil-Jona strampelten, rannten und schwammen die gestählten Körper der Halb-Ironmens und -women vor einer atemberaubenden Kulisse: 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren, 21,1 Kilometer Laufen.
Und es mag nicht überraschen in einem Artikel über Wetterrekorde: Die Unbeugsamen taten dies bei Höchst-Temperaturen: 35 Grad im Schatten. Zwei Tonnen in Bechern portioniertes Eis haben die Organisatoren den Sportlern zur Verfügung gestellt, damit sie sich wenigstens kurzfristig etwas abkühlen konnten.
Gewonnen hat übrigens der Holländer Youri Keulen.
Während der Halb-Ironman in Rapperswil-Jona ohne grössere Zwischenfälle über die Bühne ging, hat die Hitze auch Menschenleben gefordert. Denn in mehreren Gewässern der Schweiz verletzten sich Badegäste oder starben sogar. Unter anderem verstarb ein 85-jähriger Mann bei Grandson VD, nachdem er bewusstlos aus dem Neuenburgersee gezogen worden war.
Die Zunahme der Hitzewellen und Dürren ist laut Wissenschaftlern eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Sowohl Intensität als auch Dauer und Häufigkeit von extremen Wetterphänomenen nehmen zu.
(yam, mit Material der sda)