Nächster Knall bei der Bucherer-Stiftung: Präsident Urs Mühlebach tritt zurück
Nun also doch: Urs Mühlebach nimmt bei der milliardenschweren Bucherer-Stiftung den Hut. Der 78-Jährige war in den vergangenen Monaten in die Kritik geraten wegen seiner Dreifachrolle als Anwalt, Willensvollstrecker und Stiftungsratspräsident. Nun schreibt er an die Adresse der Stiftung, er trete per Ende des Jahres zurück. Ein Sprecher bestätigt die Echtheit des Briefes auf Anfrage.
Als Begründung für seinen Rücktritt verweist Mühlebach zunächst auf seine Gesundheit. «Hintergrund meines Entscheids ist der dringende Rat meines Arztes, mein Arbeitspensum aus gesundheitlichen Gründen drastisch zu reduzieren.» Er werde dieser Empfehlung Folge leisten, «weshalb mir ein weiteres Engagement für die Stiftung meines langjährigen Freundes Jörg Bucherer künftig verwehrt sein wird», heisst es weiter. Sodann ergänzt er: «Wenn mein Entscheid ebenfalls einen Beitrag zur Versachlichung der öffentlichen Diskussionen um diese wertvolle Stiftung leistet, ist meiner Intention vollständig Genüge getan.»
Es geht um 4 bis 5 Milliarden Franken
Die Bucherer-Stiftung mit Sitz im luzernischen Meggen gehört zu den grössten des Landes. Sie besteht aus dem Vermögen des 2023 verstorbenen Bijoutiers Jörg Bucherer, dem langjährigen Lenker des gleichnamigen Luzerner Schmuck- und Uhrenhändlers. Schätzungsweise stecken 4 bis 5 Milliarden Franken darin, hauptsächlich aus dem Verkauf von Bucherer an den Genfer Luxusuhrenhersteller Rolex kurz vor dem Tod des Patrons.
Gefördert werden sollen mit den Stiftungsgeldern Projekte in den Bereichen Musik, Kunst, Literatur, Pflege, Tourismus, Forschung und Technologie. Offiziell beginnt die Fördertätigkeit erst nächstes Jahr, doch die Stiftung hat bereits im vergangenen Sommer beschlossen, der ETH Zürich über einen Zeitraum von zehn Jahren 100 Millionen Franken für ein Erdbeobachtungszentrum im Kanton Luzern zu spenden. Auch das von Jörg Bucherer zu Lebzeiten so geliebte Lucerne Festival erhielt noch vor dem offiziellen Start Geld.
Im Stiftungsrat herrscht seit Monaten dicke Luft. Dort sitzen nur drei Personen: Mühlebach als Präsident, sein Kanzleikollege Sören Schwieterka sowie Bucherers Cou-Cousine Jessica De Ry als Familienvertreterin. Letztere warf Mühlebach wegen seiner drei Rollen als Anwalt, Willensvollstrecker und Stiftungsratspräsident Interessenkonflikte vor. Als Willensvollstrecker von Jörg Bucherer müsste Mühlebach von der Stiftung kontrolliert werden, doch dort ist er selbst Präsident. Jessica De Ry schaltete die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ein, die «Hinweise auf potenziell gravierende strukturelle und personelle Interessenkonflikte im Stiftungsrat» feststellte und jüngst zwei Sachwalter eingesetzt hat.
Anfang November äusserte sich Mühlebach erstmals zu den Vorwürfen. Im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» räumte er Fehler ein. «Die Kommunikation meinerseits war schlecht, ungenügend. Das war mein Fehler. Ich werde das in Zukunft besser machen», sagte er. Mühlebach sagte damals zwar, er fühle sich in der Pflicht, das Amt weiterzuführen, doch signalisierte er auch, den Weg freimachen zu wollen, wenn dies der Sache dienen würde. Nun hat Urs Mühlebach, der in wenigen Wochen 79 wird, einen Schritt zurück gemacht. (aargauerzeitung.ch)
