Hände weg von Schweizer Grossbank-Aktien! Diese Botschaft vermittelt der Kursverlauf an der Börse schon seit längerer Zeit. Inzwischen ist sie unüberhörbar laut geworden. Die Aktien der UBS tauchten in der vergangenen Woche zwischenzeitlich unter die Marke von 10 Franken. So tief notierten die Papiere zuletzt im Sommer 2012, als der grosse Rückbau der einst heillos überdimensionierten und verlustträchtigen Investment Bank eben erst richtig begonnen hatte. Diese Restrukturierung hat das Institut aber längst hinter sich.
Dennoch scheint sich der Niedergang des Aktienkurses zu beschleunigen. Seit Jahresbeginn büssten die UBS-Titel rund 17 Prozent ihres Wertes ein, während sich die Aktien des Lokalrivalen Credit Suisse fast 2 Prozent verteuert haben.
Die schlechte Kursentwicklung könnte für UBS-Chef Sergio Ermotti langsam zur Bedrohung werden, spekulierte die «Sonntags-Zeitung» am Wochenende. Tatsächlich ist der Kursverfall für den bestbezahlten Schweizer Manager und seinen ebenfalls fürstlich entlöhnten Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber ein grösseres Problem, denn Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei der UBS besonders weit auseinander.
«Aus meiner Sicht ist das Glas bei UBS zu drei Vierteln voll», hatte Ermotti Anfang Mai seinen Aktionären an der Generalversammlung versichert. «Die Strategie funktioniert – in besseren wie in schlechteren Zeiten.» Der Manager zeichnete das Bild eines «nicht gerade freundlichen» Branchenumfeldes und verwies auf den respektablen Jahresgewinn von 4.5 Milliarden Franken.
Doch das Urteil der Investoren sieht offensichtlich anders aus. Und verschweigen liess sich die Diskrepanz schon damals nicht mehr. «Womit wir im Verwaltungsrat nicht zufrieden sind – und Sie wohl auch nicht –, ist der Aktienkurs», musste Präsident Weber der versammelten Eigentümerschaft eingestehen. Tatsächlich stehe der Aktienkurs «in einem erstaunlichen Widerspruch zu den erzielten Resultaten», befand Weber. «Unseres Erachtens entspricht er weder dem langfristigen Wert der Bank noch unserer Marktposition.»
den 15 Wochen noch grösser geworden. Während die UBS-Titel in den ersten vier Monaten des Jahres immerhin noch einen Wertzuwachs im knapp zweistelligen Prozentbereich verzeichnen konnten, sind die Papiere seit Anfang Mai um 25 Prozent eingebrochen. Gewiss, die Wertkorrektur ist vor allem der deutlich verschlechterten Börsenstimmung geschuldet. Zwar haben auch die Credit-Suisse-Titel über die genannte Periode gut 17 Prozent verloren. Doch nirgends steht der Kurszerfall in einem derart eklatanten Gegensatz zur Selbsteinschätzung des Managements wie im Fall von UBS.
Die Börse bewertet die führende Schweizer Bank noch mit knapp 40 Milliarden Franken. Das sind 13 Milliarden Franken weniger als das zur Jahresmitte ausgewiesene Eigenkapital von 53 Milliarden Franken. Ein solcher Bewertungsabschlag nimmt die Erwartung der Investoren vorweg, dass die Bank in der Zukunft Aktionärswert vernichtet. Oder anders ausgedrückt: Die Gewinne reichen nicht aus, um die Kapitalkosten zu decken und zusätzliche Eigenmittel anzuhäufen.
Immer noch besser als Deutsche Bank und BNPFreilich befindet sich die UBS auch hier in guter Gesellschaft. Bei der französischen BNP Paribas liegt der Bewertungsabschlag bei nahezu 50 Prozent, bei der kriselnden Deutschen Bank sogar bei fast 80 Prozent. So gesehen stehen die beiden Schweizer Grossbanken mit Abschlägen von 25 Prozent (UBS) und 35 Prozent (Credit Suisse) weit besser da. Doch damit werden sich Aktionäre kaum trösten lassen.
Als weltweit grösste Vermögensverwaltungsbank müsse die UBS zwingend eine über Buchwert liegende Bewertung erreichen, sagt ein langjähriger Schweizer Top-Banker. Sein Argument hat einen einfachen Grund: Vermögensverwaltung ist ein Beratungsgeschäft. Das Risiko trägt nicht die Bank, sondern der Kunde. Deshalb ist für das Geschäft nur ein Bruchteil des Eigenkapitals nötig, das durch die von einer Bank auf eigenes Risiko gewährten Kredite erforderlich ist.
Dass die Bewertung der UBS nicht höher liege, sei deutlicher Ausdruck einer Führungsschwäche, meint der Banker. Auch das Prozessrisiko in Frankreich lastet offenkundig schwer auf dem UBS-Aktienkurs. Die Bank wehrt sich dort gerichtlich gegen ein erstinstanzliches Urteil, das eine Strafzahlung von 4.5 Milliarden Euro wegen Beihilfen zur
Steuerhinterziehung verlangt. Unklar bleibt derweil, wer das mutmassliche Führungsproblem der UBS lösen soll. Die Schuld daran trägt letztlich der Verwaltungsrat. (aargauerzeitung.ch)
Ohne das Bankgeheimnis kommen wir langsam aber sicher nun mit den Schweizer Banken in eine neue Phase, wo die restlichen Internationalen Player mit ihnen eine Art "Seal Clubbing" machen werden, um es noch sanft auszudrücken.