Die Schweiz hat am Montag um Mitternacht die Landesgrenzen für EU- und Efta-Bürger wieder geöffnet, es herrscht damit wieder die volle Personenfreizügigkeit. Das Ereignis wurde mancherorts gebührend gefeiert.
Unter viel Applaus, Bravo- und «die Mauer muss weg»-Rufen der Zuschauer wurden die Metallelemente zur Grenzsicherung zwischen Konstanz und Kreuzlingen zur Seite geräumt. Vertreter beider Seiten durchtrennten gleichzeitig die Kabelbinder zwischen einzelnen Zaunelementen und trafen sich in der Mitte zwischen dem doppelten Zaun.
Der Kreuzlinger Stadtpräsident Thomas Niederberger und der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt hatten jeweils eine Flasche Wein mitgebracht, um anzustossen. Dass die beiden zusammengewachsenen Städte jetzt nicht mehr getrennt sind, sei «ein super gutes Gefühl», sagte Niederberger.
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Grosse Freude auch in Basel: Behördenvertreter aus der trinationalen Region Basel feierten am Morgen das Ende der dreimonatigen Grenzschliessung. Für die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann war dieser Anlass «ein starkes Zeichen gegenseitiger Wertschätzung».
Das Lebensgefühl des Dreiländerecks habe ihr in den vergangenen Monaten schmerzlich gefehlt, sagte Ackermann an der Feier auf der Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein D und Huningue F.
Nun gelte es, über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit eine weitere Grenzschliessung dieser Art zu verhindern, sagte die Basler Regierungspräsidentin weiter. Dazu müssten die Anliegen der Region im Dreiländereck verstärkt gemeinsam nach Bern, Paris und Berlin getragen werden.
Auch Behördenvertreter aus Deutschland und Frankreich freuten sich über die Wiedereröffnung der Grenzen. Während der Grenzschliessung sei die Region enger zusammengewachsen. Es habe sich gezeigt, «dass wir nicht nur Nachbarn oder Partner, sondern Freunde sind», hiess es an der Feier.
Die Grenzöffnung wurde bereits am frühen Morgen von vielen Menschen genutzt, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bei der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) hiess. So sei am Autobahn-Grenzübergang Rheinfelden viel Verkehr gewesen.
Ein Ansturm von Einkaufstouristen aus der Schweiz war im Warenhaus Rheincenter in Weil am Rhein D indes nicht auszumachen. Auch in Konstanz war zwar kein Ansturm von Einkaufstouristen zu verspüren, in den Geschäften und Restaurants war aber mehr los als üblicherweise zum Wochenstart.
Der erhoffte Ansturm an Einkaufstouristen blieb aber aus. «Es ist ein Wochentag. Die Leute müssen arbeiten», sagte Peter Herrmann, Manager des Lago-Centers in Konstanz, der sich über die Rückkehr der Normalität freut. Er rechnet mit rund 25'000 bis 28'000 Besuchern. Im «Lago» machen die Einkäufe von Schweizerinnen und Schweizer laut Herrmann rund 30 bis 35 Prozent des Umsatzes aus.
Am Zoll in Konstanz liessen sich am Morgen die ersten Einkaufstouristen ihre Belege für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer abstempeln. Seit dem 1. Januar 2020 muss für die Rückerstattung der Einkauf in einem Geschäft an einem Tag 50 Euro übersteigen.
Derweil in der Schweiz in den öffentlichen Verkehrsmitteln keine Maskenpflicht herrscht, muss in Fernverkehrszügen (ICE/IC/EC) in Deutschland eine Maske aufgesetzt werden. Je nach Bundesland können abweichende Regelungen in Regionalzügen und S-Bahnen bestehen.
Auch auf allen Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln in Frankreich und Italien gilt eine Maskenpflicht. Zudem müssen weitere Hygieneregeln eingehalten werden. In Österreich gilt ebenfalls in allen öffentlichen Verkehrsmitteln eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Sobald ein Zug über die Schweizer Grenze ins Ausland rollt, müssen Reisende also eine Schutzmaske aufsetzen.
Zwischen der Schweiz, Österreich und Deutschland waren die Einreisebeschränkungen bereits am 16. Mai gelockert worden. Die Grenzübergänge zwischen der Schweiz sowie Deutschland und Österreich waren seither geöffnet.
Es fanden lediglich risikobasierte, aber keine systematischen Grenzkontrollen mehr statt. Die Grenzen zu diesen zwei Ländern durfte aber nur passieren, wer in einer grenzüberschreitenden Beziehung lebt, Verwandte besuchen will oder im anderen Land eine Zweitwohnung hat.
Ursprünglich wollte die Schweiz die Grenzen am 15. Juni nur zu den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Österreich vollständig öffnen. Italien hatte seine Grenzen unilateral bereits am 3. Juni geöffnet. (aeg/sda)