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Nach Wechselorgie – das sind die grössten Krankenkassen der Schweiz

ARCHIVBILD ZUR PRAEMIENENTLASTUNGS-INITIATIVE --- Versicherungskarten verschiedener Krankenkassen, aufgenommen am 5. Juni 2009 in Zuerich, Schweiz. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Es gibt einen neuen Branchenprimus bei den Schweizer Krankenkassen.Bild: KEYSTONE

Nach Wechselorgie – das sind die grössten Krankenkassen der Schweiz

Auf den Prämienschub folgte das Wechselfieber. Laut Experten wollten bis zu 1,1 Millionen Versicherte per Anfang Jahr die Krankenkasse wechseln. Nun zeigt eine Umfrage von CH Media, wohin sie gegangen sind.
05.03.2025, 06:3005.03.2025, 06:30
Florence Vuichard und Anna Wanner / ch media
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Es war der dritte Prämienschock in Folge: Nach einer kurzen Verschnaufpause mit einer moderaten Entwicklung folgten drei Jahre mit überdurchschnittlich hohen Aufschlägen von 5,2 Prozent, 8,7 Prozent und zuletzt per Anfang Jahr von 6 Prozent. Diese vom Bund angekündigten, durchschnittlichen Prämienerhöhungen haben ein Wechselfieber ausgelöst.

Auch per Anfang Jahr dürften laut Insidern wieder Hunderttausende zu einer neuen Kasse weitergezogen sein. Deloitte-Gesundheitsexperte Marcel Thom geht von einer Wechselquote von 8 bis 12 Prozent aus. Das heisst: Demnach dürften auch diesmal wieder zwischen 700'000 und 1,1 Millionen Versicherte ihre obligatorische Krankenversicherung gewechselt haben. «Die Menschen haben aufgrund der vergangenen Prämienschocks gelernt, die Kasse zu wechseln oder andere Optimierungen vorzunehmen», sagt Thom.

Eine Umfrage von CH Media bei den zwölf grössten Krankenkassen zeigt, wohin die Versicherten gezogen sind, welche Kassen unter dem Strich ihren Bestand an Grundversicherten halten oder gar ausbauen konnten. Und welche Kassen Kunden verloren haben:

Helsana

Stabwechsel an der Spitze: Der Bestand der Helsana stieg von 1,421 auf 1,529 Millionen Kunden in der obligatorischen Grundversicherung. Sie weist unter dem Strich einen Zuwachs von 108'000 Neukunden aus. Sie ist damit – gemessen an der Anzahl Grundversicherter – neu die grösste Kasse in der Schweiz.

CSS

Den Spitzenplatz abgeben musste die CSS. Sie steht diesmal auf der Verliererseite. Die CSS zähle in der obligatorischen Grundversicherung rund 60'000 Versicherte weniger als im Jahr zuvor, sagt Sprecherin Christina Wettstein auf Anfrage. Damit ist der Kundenbestand von 1,53 Millionen auf 1,47 Millionen Grundversicherte gesunken.

Groupe Mutuel

Die Westschweizer Kassen-Familie zählte im Vorjahr 1'070'500 Grundversicherte, nun sind es nur noch 993'500, wie Sprecherin Lisa Flückiger festhält. Nach einem starken Wachstum in den zwei Jahren zuvor verzeichne die Groupe Mutuel nun einen Rückgang um rund 77'000 Versicherte in der obligatorischen Grundversicherung. Damit ist die Versicherung die grösste Verliererin des jüngsten Kassenwechsels.

Swica

Vor einem Jahr stand die Swica noch auf der Verliererseite. Damals hatte sie 35'000 Versicherte verloren. Diesmal konnte die Swica den Bestand halten – respektive leicht ausbauen: Die Anzahl Grundversicherte stieg per Anfang 2025 von 845'000 auf 851'000 Personen, wie Sprecher Oliver Steinmann sagt. «Das macht also ein leichtes Plus von 6000 Personen.»

Concordia

Sie war die grosse Gewinnerin des Vorjahres und konnte per 2024 einen Rekordzuwachs um gut 70'000 Personen auf knapp 700'000 Grundversicherte vermelden. Und auch heuer schneidet die Concordia gut ab, wie Sprecher Manuel Bamert deutlich macht. Das Wachstum auf das Jahr 2025 hin belaufe sich netto auf rund 40'000 Personen in der obligatorischen Grundversicherung. «Die Concordia zählt damit gesamthaft neu 740'000 Grundversicherte.»

Assura

Die Westschweizer Krankenkasse Assura konnte ebenfalls zulegen, und zwar netto um 17'000 Kunden. Der Bestand in der Grundversicherung wuchs gemäss Angaben von Assura-Sprecherin Charline Gerber von 697'000 auf 714'000 Personen.

Visana

Äusserst positiv fällt die Bilanz auch für die Visana aus: Über 95'000 Zutritten stehen gut 55'000 Austritte inklusive Todesfälle gegenüber. Unter dem Strich bleibt ein Zuwachs von über 40'000 Grundversicherten, wie Sprecher Josko Pekas festhält. Der Bestand erhöhte sich damit von 655'500 auf neu 696'000 Personen.

Sanitas

Die Zürcher Krankenkasse konnte ihre Position verteidigen. Ihr Bestand an Grundversicherten wuchs von 638'200 auf 648'100 Personen, wie Firmensprecher Christian Kuhn festhält. Das Plus betrug damit knapp 10'000 Personen oder 1,6 Prozent. Im Vorjahr hatte Sanitas die Zahl der Grundversicherten noch um 6,8 Prozent erhöhen können.

KPT

Die Berner Kasse war die grosse Gewinnerin von 2023. Sie konnte ihren Bestand mehr als verdoppeln – und dann 2024 entgegen allen Prophezeiungen der Kritiker ihren Bestand knapp halten. Vor einem Jahr zählte sie 562'000 Grundversicherte, nun muss die KPT «erwartungsgemäss» Verluste hinnehmen, wie Sprecher Beni Meier auf Anfrage sagt. Klar ist: Die neuesten Verluste sind klar grösser als jene im Jahr zuvor. Dennoch zeigt man sich bei der KPT zufrieden: «Wir konnten einen Grossteil der 200'000 Neukunden behalten» sagt Meier. «Für uns zählt die längerfristige Perspektive: Wir wollen 2027 zwischen 450'000 und 500'000 Versicherte.» Detaillierte Bestandszahlen kommuniziert die KPT erst Ende April.

Sympany

Noch nicht in die Karten schauen lassen will sich die Basler Kasse Sympany. Vor einem Jahr hatte sie noch 209'000 Grundversicherte, wie viele es jetzt sind, will sie erst im April bekannt geben.

ÖKK

Aufwärts ging es auch mit der ÖKK. Die Kasse hat unter dem Strich ihren Bestand an Grundversicherten um rund 35'000 Personen von 176'000 auf 214'000 Personen erhöht, wie Sprecher Patrick Eisenhut darlegt.

Atupri

Auch die kleinste der zwölf grossen Kassen, die ehemalige SBB-Krankenkasse Atupri, die mittlerweile zur selben Gruppe gehört wie die Visana, konnte zulegen: Ihr Kundenstamm in der Grundversicherung stieg von 152'603 auf 173'463 an. Sie hat also 20'860 Grundversicherte mehr als im Vorjahr.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt mit Helsana, Concordia, Visana und ÖKK vier grosse Gewinner. Zulegen konnten ebenso Atupri, Assura, Sanitas und Swica, wenn auch in geringerem Ausmass. Viele Kunden in der Grundversicherung verloren haben Groupe Mutuel und CSS. Ebenfalls auf der Verliererseite steht die KPT, die noch vor zwei Jahren ihren Kundenstamm mehr als verdoppelt hatte. Vorerst nicht in die Karten schauen lassen will sich Sympany.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pointless Piraña
05.03.2025 07:01registriert Dezember 2019
Eigentlich sollte es Rabatt fürs NICHT -Wechseln geben.
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ELMatador
05.03.2025 07:11registriert Februar 2020
Dieser ganze jährliche Wechsel führt zu unnötigen und übertriebene Kosten die verhindert werden könnten und sollten.

Die Grundversicherung sollte von den Zusatzversicherungen getrennt werden. Entweder über eine Nationale oder über Kantonale Einheitskassen für die Grundversicherung.
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Gulasch
05.03.2025 07:58registriert März 2014
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass das Gesundheitssystem zentralistisch durch den Bund organisiert werden müsste und dass es eine Einheitskrankenkasse braucht !
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68
    Mieter in der Schweiz sollen Zugang zu Ladestation für E-Autos erhalten
    Der Bundesrat muss dafür sorgen, dass Mietende und Stockwerkeigentümer den Zugang zu einer Ladestation haben. Der Ständerat hat eine entsprechende Motion aus dem Nationalrat überwiesen.

    Mit 24 zu 18 Stimmen hiess der Ständerat am Mittwoch einen entsprechenden Vorstoss von Jürg Grossen (GLP/BE) gut, auf Antrag einer Minderheit.

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