Frau Epelbaum, in einem Blogbeitrag schreibt das Cinebulletin die «Ernüchterung bei den Kinos ist gross». Nach anfänglicher Hoffnung nach dem Lockdown werden die Kinos aktuell «miserabel» besucht. Die Konsequenz: Der Umsatz im vergangenen Monat sei im Jahresvergleich um 70 bis 80 Prozent eingebrochen.
Edna Epelbaum: Die Krise trifft uns extrem hart, das kann ich nicht beschönigen. Wir können aber nicht alles auf das Coronavirus abschieben.
Wer oder was ist sonst schuld?
Unsere Branche ist von mehreren Dingen stark abhängig. Dazu gehören das Wetter und das Ausland. Wenn draussen 30 Grad sind, dann gehen die Leute viel lieber in die Badi, anstatt ins Kino. Zudem ist der Schweizer Filmmarkt klein, wir brauchen Filme aus dem Ausland, wie «Minions», «Mulan» oder der neue James Bond – die Starts aller grosser Blockbuster aus Übersee wurden nach hinten geschoben. Es fehlen zur Zeit die zugkräftigen Titel.
Welche Kinobetreibenden trifft es am härtesten?
In der Romandie ist die Lage etwas besser. Da in Frankreich die Kinos wieder geöffnet haben, kommen derzeit sehr viele französische Filme auf den Markt. Diese können auch in den westschweizer Kinos gezeigt werden und locken so auch mehr Besucherinnen und Besucher an. In der Deutschschweiz ist die Situation prekärer. Der Deutsche Markt ist sehr viel leerer, es gibt aktuell praktisch keinen Film, der von einer grösseren deutschen Produktion vertrieben wird, was ein Armutszeugnis der Deutschen Filmproduktion ist.
Die Filme fehlen, das Wetter ist zu heiss und das Virus tobt in den Strassen. Ist das die grösste Krise, die das Kino je gesehen hat?
Die Verstrickung von Coronavirus, Sommer und fehlenden Firmen ist extrem hart. Aber es ist nicht die erste Krise, die unsere Branche bewältigen muss und es wird auch nicht die letzte sein. 2008 begann der Kampf um die Digitalisierung. Das war finanziell bereits eine riesige Herausforderung. Doch diese Krise war langsamer und planbarer. Eine Pandemie und die damit verbundenen Konsequenzen hat wohl kaum jemand so vorausgesehen.
Wie lange können sich die Kinos finanziell noch über Wasser halten?
Die Situation spitzt sich zunehmend zu. Das zeigt auch eine Umfrage, die wir bei unseren Mitgliedern gemacht haben. Die Ausfallentschädigungen wurden in den wenigsten Kantonen bezahlt. Viele Kinobetreibende haben nicht einmal eine Antwort von den Behörden erhalten. Wenn hier nicht vorwärts gemacht wird, dann wird es prekär. Seit der Wiedereröffnung fallen wieder Personalkosten und weitere Fixkosten an. Die Kinos müssen aber liquide bleiben und brauchen nun möglichst rasch finanzielle Unterstützung.
Da scheint eine Mietzinsreduktion auf 60 Prozent der Gewerbemiete, die womöglich erst gegen Ende Jahr zustande käme, ein Tropfen auf den heissen Stein …
So ist es, wobei auch hier sinnvolle Lösungen angestrebt werden können, wenn die Wartezeit nicht so lange dauern würde. Vor allem in den Städten sind die Mietzinse sehr hoch. Viele Betreiber haben kaum Zeit, um mehrere Monate auf eine Mietzinsreduktion zu warten. Sie brauchen unbedingt schnellere Lösungen und sind deshalb häufig auch direkt mit den Vermietern in Kontakt, nicht immer mit Erfolg.
Der Sommer dauert noch etwas an und auch punkto Pandemie ist die Situation schwierig einzuschätzen. Wie sehen Sie den nächsten Monaten entgegen?
Im August kommen einige Schweizer Filme in die Kinos. Ende August folgt dann die Premiere von «The Tenet» von Regisseur Christopher Nolan. Das sind einige Streifen am Horizont. Wir werden aber sicherlich noch bis im Winter in den sauren Apfel beissen müssen. Ich hoffe aber sehr, dass die Kinos mit einem blauen Auge davonkommen. Natürlich hoffen wir auch, dass Filme wie «Kingsmen» oder «No time to die», der neue James Bond, ihre Premieren an den vorgesehenen Tagen haben werden. Diese Filme sind es, die das Publikum in die Kinos zurückbringen werden. Wir freuen uns bereits jetzt auf vollere Säle.
In Deutschland machen das die Kinos momentan reihenweise, kann doch nicht sein dass es so schwierig ist das hier auch zu tun.
All die wirklich tollen, gut erreichbaren Innenstadt-Kinos geschlossen und so einen völlig ekelhaften "Cinedome" in der Agglo aufgemacht, von dem man auch noch nicht mehr immer gut wegkommt bei Spätvorstellungen.
Und danach beklagten sie sich, dass alle Zuschauer ganz doll doof seien, weil die Zuschauerzahlen einbrachen.
Und jetzt mit Corona ist das natürlich noch stärker, diese Kinos sind ja auch viel enger und alles gedrängt und verstockt.
Also: wer hat die Kinos in Bern getötet? Die Kinobetreiber begingen Selbstmord.
Um die letzten Kinoliebhaber zu halten muss nun der Filmgenuss absolute Priorität haben.
Also keine Verkaufspausen in der Mitte des Films mehr. Smartphones müssen aus sein. Auch lautlosen WhatsApp etc stört einfach nur.