Am 12. Juni ist Schluss. Die Credit Suisse sollte an diesem Tag definitiv Teil von UBS werden. Das haben die beiden Banken heute Montag gemeinsam bekannt gegeben. Was danach kommt, ist offen. Auch die Frage, welche volkswirtschaftlichen Kosten aus dieser Grossübernahme für die Schweiz anfallen werden.
UBS-Chef Sergio Ermotti hat seine weltweit 124'000 und schweizweit fast 40'000 Mitarbeitenden schon mal auf einen «schmerzhaften» Prozess eingestimmt. Im Bankermilieu kursieren mitunter Zahlen von einem Abbau von 20 bis 30 Prozent der Stellen in der neuen «Superbank».
Ein derartiger Kahlschlag in einem der produktivsten Wirtschaftssektoren hätte für die Schweiz ernsthafte Folgen. Nach den Berechnungen des Prognoseinstituts BAK Basel generiert ein Arbeitsplatz im Schweizer Finanzsektor eine durchschnittliche Bruttowertschöpfung von 290'000 Franken pro Jahr.
Unter der zugegebenermassen strengen Annahme, dass die neue UBS tatsächlich allein in der Schweiz 10'000 Stellen streicht und die freigesetzten Leute keine andere Anstellung finden, ergäbe sich ein direkter volkswirtschaftlicher Verlust von 2.9 Milliarden Franken.
Dazu käme nach der Berechnungslogik von BAK Basel ein indirekter Verlust von 2.4 Milliarden Franken. Dieser ergäbe sich aus einem Multiplikatoreffekt, wie er in vielen wirtschaftlichen Standortanalysen bemüht wird, mit denen sich Branchen aus Lobbygründen gerne noch etwas grösser rechnen lassen, als sie sind.
Stimmt dieser Multiplikator für den positiven Fall, muss er logischerweise auch für eine negative Entwicklung gelten. Im vorliegenden Fall würde sich jeder verlorene Wertschöpfungsfranken im Finanzsektor mit einem Faktor 1.83 negativ auf Investitionen in anderen Industrien auswirken.
So kommt man mit den BAK-Zahlen auf einen potenziellen Wohlstandsverlust für die Schweiz von 5.3 Milliarden Franken, was immerhin rund 0.7 Prozent des Schweizer Bruttoinlandproduktes entsprechen würde.
Zum Glück darf man davon ausgehen, dass BAK Basel auf Wunsch ihrer Auftraggeberin, der Schweizerischen Bankiervereinigung, ziemlich grosszügig gerechnet hatte. Tatsächlich führt die Multiplikatormethode fast zwangsläufig zu Übertreibungen. Würden sich alle Branchen in dieser gleichen gleichen Logik grösser und wichtiger rechnen, als sie sind, müsste auch das Bruttoinlandprodukt der Schweiz doppelt so gross sein, als es ist.
Etwas näher an die Realität dürfte unsere eigene Analyse führen, mit der wir vor kurzem aufgezeigt haben, dass von den 221 Milliarden Franken, welche die CS-Kunden in den kritischen Monaten von der Bank abgezogen hatten, mehr als die Hälfte bei Banken im Inland verbleiben dürften.
Von den mutmasslich 10'000 freizusetzenden UBS-Mitarbeitenden könnten somit mehr als die Hälfte eine neue Stelle im Schweizer Bankensektor finden. Freilich blieben auch dann noch substanzielle volkswirtschaftliche Kosten zurück.
Allerdings muss man sich auch fragen, wie gut die vom Schweizer Finanzplatz geflüchteten CS-Kunden zum Erbgut des konservativen, aber soliden Swiss Banking gepasst hatten.
Schon im Februar hatte der damalige UBS-Chef Ralph Hamers auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten erklärt, weshalb die vielen flüchtigen CS-Kunden vor allem in Asien nicht einfach zur UBS überliefen: «Wir haben nicht den gleichen Risikoappetit wie andere Banken in der Region.»
Vermutlich sind viele chinesische Milliardäre, die sich bekanntermassen gern auch hochspekulative Finanzgeschäfte finanzieren lassen, inzwischen Kunden von grossen US-Banken geworden. Das muss für den Schweizer Finanzplatz nicht nur ein Nachteil sein.
Die erzwungene Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen könnte dem Schweizer Bankensektor auf längere Sicht vielleicht sogar zum Vorteil gereichen. Und auch die Grösse der neuen UBS birgt nebst Risiken auch viele offenkundige Vorteile.
Gewiss, unter die Kostenrechnung der allerletzten Schweizer Grossbankenheirat lässt sich noch länger kein Doppelstrich ziehen. Zu sehen bleibt auch, ob der Zusammenschluss zu einer Kreditverknappung für kleine und mittelgrosse Unternehmen führen wird, oder ob neue Anbieter vielleicht sogar aus dem Ausland allfällige Lücken zu füllen bereit sein werden.
Die Erfahrung lehrt aber: Ökonomische Schocks zeigen in ihrer längerfristigen Wirkung oft ganz andere Folgen als diese in der kurzen Sicht zu erwarten wären. Das wird auch diesmal nicht anders sein. (aargauerzeitung.ch)
Beschreibt ein Adjektiv oder Adverb Ungleichheit, wird es mit "als" gebraucht (grösser als, weniger als).
Geht es um Gleichheit, verwendet man "wie" (gleich gross wie, nicht so gut wie, zweimal so oft wie).
Korrekt wäre also:
«Würden sich alle Branchen in dieser gleichen gleichen Logik grösser und wichtiger rechnen, als sie sind, müsste auch das Bruttoinlandprodukt der Schweiz doppelt so gross sein, WIE es ist.»
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