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Wirtschaft

Das schreiben die Sonntagszeitungen am 19. Juni 2022

Die Schweizer Wirtschaft boomt trotz Rezessionsängsten – das sind die Sonntagsnews

19.06.2022, 06:5819.06.2022, 15:28
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Die boomende Schweizer Wirtschaft trotz Rezessionsängsten, die Auswirkungen der Flüchtlingswelle aus der Ukraine und der Ruf nach Rentenerhöhungen: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Angestellte profitieren von Personalnot

Trotz Rezessionsängsten an den Börsen und Panik unter der Bundeshauskuppel gibt es in der Schweiz keine Wirtschaftskrise – im Gegenteil. Es sei ein merkwürdiger Boom, aber es sei ein Boom, sagte der Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF an der ETH Zürich, Jan-Egbert Sturm, gegenüber dem «SonntagsBlick». Die Nachfrage sei massiv gestiegen. Die Arbeitslosenquote liege bei extrem tiefen 2,1 Prozent und der Arbeitsmarkt sei ausgetrocknet. Die Jobsicherheit könnte kaum grösser sein. Das werde auf die Löhne durchschlagen. Martin Neff, Sprecher der Raiffeisenbanken, rechnet im Schnitt mit Lohnerhöhungen von 3 Prozent. Das werde die Teuerung ausgleichen.

Sommaruga nimmt an Ukraine-Konferenz teil

Bundesrätin Simonetta Sommaruga wird an der Konferenz über den Wiederaufbau der Ukraine in Lugano am 4. und 5. Juli teilnehmen. Das bestätigte ihr Departement gegenüber der «SonntagsZeitung». Sommaruga wird demnach bei einem Panel für Infrastruktur dabei sein. Auch der ukrainische Transportminister Oleksandr Kubrakov wird dort erwartet. Dagegen dürfte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nur per Videokonferenz zugeschaltet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Selenskyj nach Lugano komme, sei eher klein, sagte ein EDA-Sprecher gegenüber dem «SonntagsBlick». Hochkarätig bleibt die Konferenz dennoch. In Lugano mit dabei sein werden der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal und Aussenminister Dmytro Kuleba. Ferner wird die Teilnahme von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet.

Flüchtlingswelle aus der Ukraine verschärft Wohnungsnot

Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine verschärft in der Schweiz die Wohnungsnot. Laut «SonntagsZeitung» wollen die Kantone, dass viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen bald eigene Wohnungen haben. Der Berner Regierungsrat Pierre Alain Schnegg rechnet damit, dass die erhöhte Nachfrage nach Wohnraum die Mietpreise steigen lässt. Donato Scognamiglio, Professor für Immobilien an der Universität Bern, teilt Schneggs Befürchtung. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt werde sich spürbar verschärfen, wenn ein Teil der Flüchtlinge eigene Wohnungen miete. Zum Problem werde das vor allem in den Städten, in denen heute schon teilweise Wohnungsnot herrsche. Neben der Flüchtlingswelle dürften auch die steigenden Zinsen in den nächsten Jahren zu höheren Mieten führen.

Ukraine-Krise: FDP fordert härtere Flüchtlingspolitik

Die FDP will härter gegen Wirtschaftsflüchtlinge vorgehen. Nur so bleibe die Solidarität gegenüber Personen aus der Ukraine bestehen. «Wenn wir die Solidarität in der Bevölkerung nicht überstrapazieren wollen, muss die Schraube im übrigen Bereich der Migration jetzt angezogen werden», sagte FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt gegenüber der «NZZ am Sonntag». Die FDP will demnach an ihrer Delegiertenversammlung kommende Woche ein neues Migrationspapier verabschieden und sich damit als harte Asylpartei positionieren. Sie sagt Ja zu gut ausgebildeten Arbeitskräften, aber Nein zu Armuts- und Wirtschaftsflüchtlingen. Im Hintergrund werfen dabei bereits die Eidgenössischen Wahlen vom Herbst 2023 ihre Schatten voraus.

Höhere Zinsen bringen ein Fünftel der Hausbesitzer in Probleme

Die jüngsten Zinserhöhungen in der Schweiz schmerzen die Hausbesitzer. Die Zinssätze für längerfristige Festhypotheken sind auf über 3 Prozent angestiegen. Und auch die kurzfristigen Hypotheken haben auf 1,8 Prozent angezogen. Das sei erst der Anfang, sagte Donato Scognamiglio, Chef der Immobilien-Beratungsfirma Iazi, gegenüber der «SonntagsZeitung». Nationalbankpräsident Thomas Jordan habe für September weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Die Kurzfristzinsen dürfen so auf 3 Prozent steigen. Damit werde ein Fünftel der Besitzerinnen und Besitzer von Wohnimmobilien die Tragbarkeitsregeln der Banken verletzen. Wer den Zins nicht mehr zahlen könne, dem drohe im schlimmsten Fall der Verlust des Hauses.

Wirtschaftsdepartement bremste bei Embargo für russisches Erdöl

Das Wirtschaftsdepartement von Bundesrat Guy Parmelin ist bei den Diskussionen rund um das Erdöl-Embargo gegen Russland auf die Bremse gestanden. Der Bundesrat hatte vor einer Woche beschlossen, das EU-Embargo für russisches Rohöl und verschiedene Erdölprodukte zu übernehmen. Parmelin drängte dagegen auf eine gründliche Abklärung der Konsequenzen. Er wehrte sich dagegen, das Embargo sofort zu beschliessen und das Sanktionspaket vollumfänglich mitzutragen. Das geht aus einem Entwurf für einen Bundesratsbeschluss hervor, der dem «SonntagsBlick» vorliegt. Parmelin wollte zunächst eine vertiefte Analyse in Zusammenarbeit mit dem EFD und dem Uvek starten. In der Ämterkonsultation wurde der Antrag jedoch zerpflückt. Parmelin empfahl dem Bundesrat daraufhin die Übernahme des Erdöl-Embargos.

Schüler der Tanz-Akademie Zürich schluckten aus Angst Schmerzmittel

Die Missstände in der Tanz-Akademie Zürich sind weit grösser als bisher angenommen. Wie verschiedene Studierende der «NZZ am Sonntag» berichteten, haben sie an der Ballettschule trotz heftigen Schmerzen trainieren müssen. Die Lehrer hätten ihre Leiden ignoriert. Aus Angst, sonst von der Schule zu fliegen, hätten die Tanzschülerinnen und -schüler lange Zeit Schmerzmittel eingenommen, anstatt den Ursachen nachzugehen. Bei Entzündungen sei Cortison gespritzt worden. Für die Rekonvaleszenz habe die Zeit gefehlt. Die Zürcher Hochschule der Künste, zu der die Tanz-Akademie gehört, hat eine Administrativuntersuchung eingeleitet. Die Vorwürfe würden nun lückenlos durch externe Fachleute abgeklärt, hiess es.

Reicher Russe betreibt Credit Suisse auf eine halbe Milliarde Franken

Auf die Credit Suisse kommt ein neuer, millionenschwerer Rechtsstreit zu. Der russisch-stämmige Oligarch Vitaly Malkin betreibt die Grossbank auf 500 Millionen Franken, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Malkin will von der Grossbank für die Verluste entschädigt werden, die ihm der ehemalige Kundenberater Patrice Lescaudron eingebrockt hat. Lescaudron betreute für die Credit Suisse in Genf Kunden aus Osteuropa. Er wurde 2018 wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die Credit Suisse weist Malkins Forderungen als unbegründet zurück. Zuvor hatte Malkins ehemaliger Geschäftspartner, Bidsina Iwanischwili, der frühere Premierminister Georgiens, wegen der Affäre die CS bereits auf den Bermudas und in Singapur wegen Schadenersatz verklagt.

Der Migros-Umsatz liegt massiv unter Vorjahr

Die Migros kämpft mit einem starken Umsatzrückgang. Zwischen Anfang Jahr und Ende Mai 2022 hat die Migros im genossenschaftlichen Detailhandel 6,6 Prozent weniger verdient als in der gleichen Vorjahresperiode. Besonders drastisch fiel der Rückgang beim Fleisch (minus 16,6 Prozent) aus. Das geht aus einem internen Dokument hervor, das der «NZZ am Sonntag» vorliegt. Sämtliche regionale Genossenschaften haben an Umsatz eingebüsst. Besonders stark fiel der Rückgang im Kanton Tessin aus. Die Migros Tessin verlor im Vergleich zum Vorjahr fast einen Fünftel des Umsatzes. Die Migros erklärt sich die Rückgänge mit der starken Nachfrage im Vorjahr. Wegen der Corona-Pandemie war 2021 ein absolutes Rekordjahr.

Amerikaner retten Schweizer Sommersaison

Die Amerikanerinnen und Amerikaner verbringen ihre Ferien nach der coronabedingten Flaute wieder in der Schweiz. Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen im Berner Oberland, frohlockt gegenüber dem «SonntagsBlick». Das Geschäft mit den Touristen aus den USA boome. Bei den US-Gästen liege der Buchungsstand bereits heute über dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Pandemie, als sie rund 10 Prozent der einen Million Besuchenden stellten. Viel Betrieb herrscht auch im Grandhotel National, einem Fünfsterne-Hotel in Luzern, wo bald jeder zweite Gast aus den USA kommt. Wir haben schon mehr Amerikaner als Schweizer, sagte dessen General Manager Gabriel Stucki. Und laut Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus stammen bereits wieder 11 Prozent der Gäste aus den USA.

Renten drohen zu schwinden

Die Rentnerinnen und Rentner in der Schweiz riskieren, wegen des starken Preisanstiegs 1000 Franken pro Jahr zu verlieren. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund warnt in einem Brief an den Bundesrat vor einem Kaufkraftverlust der Pensionierten, wie die Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche» schreibt. Der Bundesrat müsse die AHV-Renten auf den 1. Januar 2023 indexieren. Dabei stützt er sich auf einen Mischindex, der zur Hälfte die Preisentwicklung und zur Hälfte die Lohnentwicklung der letzten zwei Jahre berücksichtigt. Während die Inflation mit geschätzten 3 Prozent für 2021 und 2022 deutlich angestiegen ist, nahmen die Löhne nur um 0,6 Prozent zu. Auf der Grundlage des Mischindexes dürfte die Rentenerhöhung zwischen 1,5 und 2 Prozent betragen. (sda)

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