Es war Ende Juni 2019. Der vom Bund subventionierte Schweizer Hochsee-Frachter «Thorco Basilisk» transportierte angeblich 43000 serbische Mörsergranaten von Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste nach Saudi-Arabien.
Das geht aus geleakten Unterlagen hervor, die auf der bulgarischen Internet-Seite Armswatch.com publiziert sind. Die Waffen sollen für den Bürgerkrieg in Jemen bestimmt gewesen sein.
Unter den Namen, die im Zusammenhang mit der Waffenlieferung auftauchen, fällt einer auf: Helmut Gerhard Mertins. Eine Fotokopie seines Passes ist auf der Webseite abgebildet.
Die deutschstämmige Mertins-Familie ist seit Jahrzehnten dafür bekannt, dass sie im Waffenhandel mitmischt. Gerhard Mertins (geboren 1919 in Berlin, gestorben 1993 in Florida) war ein Nazi und SS-Mann, der nach dem Krieg als Waffenschieber für westliche Geheimdienste tätig wurde, zuletzt vor allem für die CIA.
1950 gründete er in Vevey die Exportfirma Merex, die als Tarnfirma des deutschen Geheimdienstes BND galt. In den achtziger Jahren etwa war die Merex USA in die Iran-Contra-Affäre verwickelt. Sie organisierte Waffenlieferungen für die CIA in den Iran.
Jetzt führt angeblich Gerhard Mertins Sohn Helmut die Geschäfte. Unter anderem gründete er in einer Geheimdiensthochburg bei Washington DC eine Handelsfirma, die letztes Jahr in einem Bericht des UNO-Sicherheitsrats auftauchte. Sie hatte, offenbar für die CIA, rumänische Raketen, Gewehre und Munition eingekauft. Die Waffen tauchten später beim IS sowohl im Irak als auch in Somalia auf.
Im Fall der Mörsergranaten soll Helmut Mertins zu den Leuten gehört haben, die die von den Saudis bestellten Waffen in Serbien inspizierten.
Wurde ein Schweizer Frachter für Waffenlieferungen benutzt, in die ausländische Geheimdienste wie die CIA verwickelt sind? Für Waffen, die in einem der schrecklichsten Konflikte der jüngeren Zeit eingesetzt werden?
Der Bundesrat gibt sich ahnungslos. Die Befrachtung des Schiffes sei ein rein privatrechtlicher Vertrag, damit habe der Bund nichts zu tun, so das Aussenministerium (EDA) unlängst auf eine Frage von Nationalrätin Mattea Meyer (SP/ZH). Die betroffene Reederei habe eine Untersuchung eingeleitet.
Bei der Reederei handelt es sich um die Westschweizer Massoel, die den Steuerzahler gerade 130 Millionen kostete: Soviel Geld muss der Bund als Bürge für acht Pleite-Schiffe von Massoel einwerfen. Das ist nach der Enzian-Reederei von Hansjürg Grunder die zweite Reederei, die innert paar Jahren Pleite geht. Insgesamt blecht der Bund bisher rund 350 Millionen.
Der Bund zahlt, zu angeblichen Waffentransporten aber schweigt er. Das will Nationalrätin Meyer nicht so stehen lassen. Letzte Woche reichte sie eine weitere Anfrage an den Bundesrat ein. Darin verweist die Zürcherin unter anderem auf die Geheimdienst-Connection um Waffenschieber Mertins und will wissen, ob «dem Bundesrat dieser Hintergrund der Waffenlieferung bekannt» sei. Warum er den Fall nicht selber untersuche. Sie will weiter wissen, ob es aus Sicht des Bundesrats zulässig sei, «Schiffe unter Schweizer Flagge für Waffentransporte einzusetzen». Ob der Bund Schadenersatz fordern könne, wenn Schiffe in illegale Machenschaften verwickelt seien.
Der Frachter «Thorco Basilisk» gehört nicht der Massoel, sondern Investoren um den Berner Wirtschaftsanwalt Nicolas Koechlin. Dieser ist auch an der «Thorco Angela» beteiligt, mit der ebenfalls Bundesgeld verbrannt wurde. Koechlins Gruppe hatte die chinesischen Schiffe laut Insidern einst auf Vermittlung von Pleite-Reeder Grunder gekauft. Dieser muss sich im Frühling wegen Verdachts auf Bürgschaftsbetrug vor dem Berner Wirtschaftsstrafgericht verantworten.
Koechlin liess Fragen zum Hochsee-Frachter und zum Waffenhandel unbeantwortet.
B) Eine Schweizer Firma soll im Auftrag der Amerikanischen Regierung in Rumänien eingekaufte Waffen in Bürgerkriegs-Gebiete verschifft haben. Die Bundesregierung schweigt.
Frage: Ist uns das Rückgrat vollends abhanden gekommen ?