Schweiz
Wirtschaft

Post nur noch alle drei Tage? CEO Cirillo wehrt sich gegen Abbau

Post nur noch alle drei Tage? CEO Cirillo wehrt sich gegen Abbau

04.03.2022, 10:0004.03.2022, 10:30
Mehr «Schweiz»

Die Post will auf unternehmerische Freiheiten setzen, um ab 2030 den Service public gewährleisten zu können. In Zukunft sollen vermehrt auch digitale Dienstleistungen in der Grundversorgung verankert werden. Dies hatte vor Kurzem auch ein Expertenbericht gefordert.

Roberto Cirillo, Generaldirektor der Post, spricht waehrend eines Besuchs von Bundespraesidentin Simonetta Sommaruga und des Tessiner Staatsrates im Paketzentrum in Cadenazzo anlaesslich eines Treffen ...
Postchef Roberto Cirillo will nicht auf Dienstleistungen verzichten.Bild: TI-PRESS

Berechnungen zeigten, dass die Post sich ab 2028 nicht mehr selber finanzieren könne, sagte Konzernchef Roberto Cirillo an einem virtuellen Mediengespräch vom Freitag. Dies, weil die Kommunikation digitaler werde, die Briefmengen sinken würden und wegen der steigenden Paketmengen Investitionen in die Logistik getätigt würden. Im Gespräch bezog sich Cirillo auf den Bericht der unabhängigen Expertenkommission, bei dessen Präsentation vor gut einer Woche die Zukunft der Post ab 2030 skizziert wurde.

Der Bericht zur Reform der Post kam zum Schluss, dass die Finanzierung der Grundversorgung auf dem Spiel stehe. Wegen der Digitalisierung soll zudem der Grundversorgungsauftrag der Post angepasst werden: Briefe sollen nur noch an drei Wochentagen und spätestens drei Tage nach Abgabe zugestellt werden müssen. Dafür soll bei den Paketen die Priority-Geschwindigkeit zum Standard werden.

Nicht auf Dienstleistungen verzichten

Die Analysen der Expertenkommission deckten sich vielfach mit den Erkenntnissen der Post, sagte Cirillo. Die Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft sei die Strategie «Post von morgen» die seit einem Jahr in Umsetzung ist. Anders als die Expertengruppe wolle man aber nicht auf Dienstleistungen verzichten. So solle zum Beispiel A-Post nicht nur drei Mal wöchentlich zugestellt werden.

Laut Cirillo spielt der postalische Service public auch nach 2030 eine zentrale Rolle für die Schweiz, «allerdings vermehrt in digitaler Form». Die Post strebe deshalb an, sowohl in den physischen wie digitalen Service public zu investieren und auch in Zukunft ohne Steuergelder auszukommen.

Das Ziel sei nicht eine «Schrumpfpost», sondern eine starke Post, die mit den Bedürfnissen der schweizerischen Volkswirtschaft und der Bevölkerung wachse. Cirillo sieht dazu einen Weg ohne Abbau, denn man wolle sich nicht zu Tode sparen.

Doch die Post brauche mehr unternehmerische Freiheit, um ihre Dienstleistungen an die sich verändernden Bedürfnisse anzupassen. Die genauen Aspekte der Finanzierung könnten aber erst dann geklärt werden, wenn der Umfang des neuen Service public bekannt sei, so Cirillo. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Dieser Künstler malt optische Täuschungen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Linus Luchs
04.03.2022 15:26registriert Juli 2014
Die Schweiz konnte einmal stolz sein auf ihren Service publique. Bis er unter die Räder der neoliberalen Denkschule kam, die von Steuergeldern gestützte Dienstleistungen als "sozialistisch" oder als "Planwirtschaft" verteufelt. Die Post ist nicht das einzige Opfer. Die Privatisierung der Spitäler, die jetzt rentieren müssen, hat ebenfalls fatale Folgen. Als nächstes geht es der SRG an den Kragen. Das Resultat ist ein Abbau des Wohlstands für die gesamte Gesellschaft, zugunsten eines Wohlstands für die Privilegierten. Und das in einem so reichen Land wie der Schweiz. Tragisch.
403
Melden
Zum Kommentar
avatar
Doppellottotreffer
04.03.2022 14:15registriert September 2021
Spätestens jetzt sollte es eigentlich allen klar sein, dass die Teilprivatisierung von Sektoren des Service Publique und die Trennung dessen verschiedenen Kommunikationsplattformen (Telefon und Post) kapitale Fehler waren.
292
Melden
Zum Kommentar
23
Benko soll im Sommer 2023 Millionengelder verschoben haben

Rund um den Tiroler Immobilienunternehmer René Benko und den Niedergang seines weitgehend insolventen Signa-Firmennetzwerks sind weitere Details ans Licht gedrungen. Laut österreichischen Medien soll Benko im vergangenen Sommer innerhalb des Signa-Konglomerats Millionengelder verschoben haben.

Zur Story