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17-Stunden-Tag oder Homeoffice-Paradies? FDP-Initiative spaltet die Gemüter

17-Stunden-Tag oder Homeoffice-Paradies? FDP-Initiative spaltet die Gemüter

FDP-Nationalrat Thierry Burkart darf sich freuen: Seine parlamentarische Initiative, um die Arbeitszeit zu flexibilisieren und dem Bedürfnis nach Homeoffice anzupassen, hat in Bern die nächste Hürde genommen. Der Arbeitszeitrahmen soll von 14 auf 17 Stunden erhöht werden.
31.01.2018, 12:53
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Bild: KEYSTONE

Das aktuelle Arbeitsgesetz ist ziemlich unflexibel, wenn es um die Regelung von Homeoffice geht. Die Arbeit muss an einem Tag innerhalb eines Zeitrahmens von 14 Stunden erbracht werden. Um das zu ändern hat der Aargauer FDP-Nationalrat Thierry Burkart Ende 2016 eine parlamentarischen Initiative lanciert.

Das aktuelle Arbeitsgesetz sei noch auf die Arbeit in Industriebetrieben ausgerichtet und trage den Bedürfnissen von Arbeitnehmern, die ihre Arbeit im Homeoffice verrichten, zu wenig Rechnung, begründete Burkart seinen Vorstoss. Der tägliche Arbeitszeitrahmen soll deshalb von 14 auf 17 Stunden ausgeweitet und Sonntagsarbeit künftig auch ohne behördliche Bewilligung möglich werden.

104 bürgerliche Bundesparlamentarier haben Burkarts Initiative unterschrieben. Nun nahm sie in der nationalrätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgfaben (WAK) die nächste Hürde. Eine klare Mitte-Rechts-Mehrheit hat die Initiative überwiesen. Die linken Kommissionsmitglieder wehrten sich dagegen.

Bald 17 Stunden-Tag?

Die Gesetzesänderung gelte gemäss Burkart nur für Leute, die sich ihre Arbeitszeit gemäss Arbeitsvertrag frei einteilen können. Die Befürchtung, jemand könne aufgrund des neuen Gesetzes zu Sonntagsarbeit gezwungen werden, sei also unbegründet, betonte Burkart schon bei Einreichung seines Vorstosses. Gewerkschaften und linke Politiker dagegen befürchten, dass die Angestellten so noch weniger zur Ruhe kommen und die Deregulierung nur dem Arbeitgeber nützt. Der Gewerkschaftsbund spricht im «Tages-Anzeiger» von «Wildwest-Verhältnissen für Homeoffice-Arbeitnehmende». Sie werde die «radikale Initiative» bekämpfen.

Die Work-Life-Balance sei ein heikler Punkt, sagte Hartmut Schulze von der Fachhoch- schule Nordwestschweiz (FHNW) in einem früheren Artikel gegenüber der AZ.: «Unsere Studien zeigen, dass im Homeoffice eher zu viel als zu wenig gearbeitet wird.» Die im Nationalrat lancierte Gesetzesänderung hält er trotzdem für richtig. Das Gesetz werde damit den Realitäten angepasst. (roc) 

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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karl_e
31.01.2018 13:43registriert Februar 2014
Herr Burkart hat in der 17. Stunde seines Arbeitstages eine Glanzidee gehabt. Sie sei ihm verziehen: so etwas kann nach 16 Stunden angestrengter Arbeit halt geschehen!
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Madison Pierce
31.01.2018 14:39registriert September 2015
Die Bezeichnung "17-Stunden-Tag" ist etwas irreführend. Es geht nicht darum, die Arbeitszeit auf 17 Stunden täglich zu erhöhen, sondern den Zeitrahmen zu erweitern, in welchem die Arbeit gemacht werden kann.

Also zum Beispiel von 6-7 Uhr arbeiten, von 7-8 Uhr Kinder für die Schule bereit machen, 8-16 Uhr arbeiten, 16-20 Uhr mit den Kindern verbringen und von 20-22 Uhr wieder arbeiten. Das wäre heute nicht legal.

Das geht aber nur, wenn die Leute ihre Arbeitszeit frei wählen können. "Chef schickt Mail um 20 Uhr und will bis 21 Uhr eine Antwort" ist KEINE freie Wahl sondern Ausbeutung.
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dorfne
31.01.2018 14:05registriert Februar 2017
Irgendwie kann man offenbar die Heimarbeitszeit kontrollieren, sofern alles am PC gemacht wird. Wenn nicht, frag ich mich, wie die Arbeitszeit kontrolliert werden soll. Und was heisst 17-Stdn.Tage denn noch? Dass eine Person künftig die Arbeit von dreien machen muss für den gleichen Lohn? Und wenn er/sie sagt: ich mach ja die Arbeit für drei heisst es dann a)er/sie sei nicht belastbar oder b)die Leute laufen schnurstracks in ein Burnout/den Infarkt. In Japan sterben die Leute in ihren Bürostühlen an Ueberarbeitung. Offenbar wollen die Neoliberalos das auch für die Schweiz!
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