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Schweden und die Schweiz sind in vieler Hinsicht vergleichbar: Beide Länder gehören zu den reichsten der Welt, beide haben einen gut ausgebauten Sozialstaat (obwohl das die Schweizer nicht so gerne hören), und die Schweden wie die Schweizer befinden sich an der Spitze der glücklichsten Menschen auf diesem Planeten. In einem Punkt jedoch unterscheiden sich Schweden und Schweizer: In Sachen Einstellung zur Arbeit.
In der Schweiz ist in vielen Betrieben üblich geworden, die Arbeitszeit zu verlängern. Anstatt 42 Stunden werden vielerorts wieder 44 Stunden malocht. Auf diese Weise soll der starke Franken kompensiert und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden.
Die Schweden leiden ebenfalls unter einer starken Währung. Schweden ist nicht Mitglied der Einheitszone und anders als in Dänemark ist die Krone nicht an den Euro gebunden. Trotzdem lösen die Schweden ihr Wettbewerbs-Problem radikal anders: Sie reduzieren die Arbeitszeit. In Schweden ist der Sechs-Stunden-Tag salonfähig geworden.
Die Arbeitszeitverkürzung der Schweden hat nichts mit Faulheit oder mangelnder Arbeitsmoral zu tun. Die Skandinavier sind Lutheraner und saugen die protestantische Arbeitsethik mit der Muttermilch ein. Es ist vielmehr betriebswirtschaftliches Kalkül, das für den Sechs-Stunden-Tag spricht. Linus Feldt, CEO des Unternehmens Fast Company, begründet es gegenüber der britischen Zeitung «Independent» wie folgt:
Tatsächlich vermischen sich im modernen Alltag Beruf und Freizeit. Am Arbeitsplatz wird immer häufiger im Internet gesurft, im guten Fall landet man bei watson, im schlechten auf einer Pornoseite. Nicht so, wenn die Arbeitszeit reduziert wird. Linus Feldt betont, dass in seinem Betrieb das Anklicken von sozialen Medien verboten und lange Sitzungen verpönt seien. Unterm Strich leisten seine Angestellten damit mehr, nicht weniger.
Die gleiche Erfahrung macht Toyota mit seinem Werk in Göteburg. Der grösste Autokonzern der Welt setzt seit 13 Jahren auf den Sechs-Stunden-Tag und macht damit beste Erfahrungen: Die Mitarbeiter sind zufriedener, die Fluktuationsrate ist tief und der Gewinn hat zugenommen. Auch bei Volvo wird höchstens sechs Stunden am Tag gearbeitet.
Inzwischen hat auch der Stadtrat von Göteburg reagiert und beschlossen, für die Hälfte der Stadtverwaltung ebenfalls den Sechs-Stunden-Tag einzuführen. Das Ziel der Massnahme ist das gleiche wie in der Privatwirtschaft: Kosten senken und mehr Jobs schaffen. Von der Arbeitszeitverkürzung profitieren vor allem die Angestellten in den Pflegeberufen, in denen lange Schichten üblich sind.
Dass in Schweden mit einer Verkürzung der Arbeitszeit experimentiert wird, ist kein Zufall. Das nordische Modell – so nennt man die Wirtschaftsordnung in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland – unterscheidet sich vom typischen Shareholder-Kapitalismus. Es legt sehr viel mehr Gewicht auf sozialen Ausgleich und versucht, die harten Seiten der Marktwirtschaft abzufedern und auf die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Nach einer Krise zu Beginn der 1990er Jahre ist das nordische Modell wieder sehr erfolgreich geworden. Die Skandinavier gehören nicht nur zu den reichsten, sondern auch zu den glücklichsten Menschen auf diesem Planeten.