Schweiz
Wirtschaft

Martullo-Blocher kassiert Rüge vor versammeltem Economiesuisse-Vorstand

CEO Magdalena Martullo-Blocher spricht an der Bilanzmedienkonferenz zum Halbjahresabschluss der Ems Chemie, am Freitag, 12. Juli 2024, in Domat/Ems. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Magdalena Martullo-Blocher stellt sich quer bezüglich EU-Verträgen..Bild: keystone

Martullo-Blocher kassiert Rüge vor versammeltem Economiesuisse-Vorstand

Mit 69:1 Stimmen bei zwei Enthaltungen sagte der Vorstand des Wirtschaftsverbandes Ja zur Vernehmlassungsantwort für die Verträge mit der EU. Das Nein kam von der SVP-Nationalrätin – mit Folgen.
22.09.2025, 05:5322.09.2025, 05:53
Othmar von Matt / ch media

Die Stellungnahme, die Scienceindustries am Freitag, 5. September, veröffentlichte, war unmissverständlich. Unter dem Titel «Scienceindustries sagt Ja: Bilaterale III sichern Stabilität» schrieb der Wirtschaftsverband für Chemie, Pharma und Life Sciences, das Paket mit der EU «schafft Planungssicherheit, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und sichert Wohlstand und Arbeitsplätze».

Scienceindustries sprach gar von einem «Grundsatzentscheid für die Schweiz» – und zitierte Präsidentin Annette Luther. «Gerade als kleines Land ist die Schweiz auf eine regelbasierte Ordnung angewiesen, die den Parteien unabhängig ihrer Grösse Gleichberechtigung sichert», sagte sie.

«In geopolitisch unsicheren Zeiten sind stabile, verlässliche Beziehungen zur EU von existenzieller Bedeutung.»

Eine deutliche Anspielung an den Zollstreit mit den USA.

Die geteilte Stimme von Scienceindustries

Am selben Freitag entschied auch der Vorstand von Economieuisse über seine Vernehmlassungsantwort zum neuen EU-Paket. Scienceindustries ist Mitglied des Dachverbands und sitzt mit zwei Vertreterinnen im Vorstand: Annette Luther und Magdalena Martullo-Blocher. Die SVP-Nationalrätin ist seit 2004 Mitglied des Vorstandes von Scienceindustries und leitet deren Ausschuss Wirtschaftspolitik. Seit 2017 sitzt sie für den Verband im Vorstand von Economiesuisse.

An jenem Freitag sagte der Economiesuisse-Vorstand klar Ja zur  Vernehmlassung bei den EU-Verträgen – mit 69:1 Stimmen bei zwei Enthaltungen. Das Nein stammte von Martullo-Blocher.

Da geschah Ungewöhnliches. Annette Luther meldete sich zu Wort. Martullo-Blocher habe nicht im Namen von Scienceindustries abgestimmt, betonte sie vor versammelter Runde. Eine Klarstellung, die als Rüge verstanden werden kann.

Martullo-Blochers Rolle im Vorstand von Economiesuisse ist umstritten. Sie sei «nicht die beste Besetzung für den Einsitz von Scienceindustries im Vorstand von Economiesuisse», hatte FDP-Nationalrat Simon Michel schon im März in der «SonntagsZeitung» gesagt. Die Fortsetzung des bilateralen Wegs sei für die Chemie- und Pharmabranche elementar.

Simon Michel, FDP-SO, spricht zur Beziehung der Schweiz zur EU, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 9. September 2024 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Hält Martullo-Blocher für «nicht die beste Besetzung» im Vorstand von Economiesuisse. FDP-Nationalrat Simon Michel.Bild: keystone

Sowohl bei Scienceindustries wie bei Economiesuisse hält man sich bedeckt zum Vorfall. «Wir erachten die dort geführten Gespräche als vertraulich», schreibt Scienceindustries.

Magdalena Martullo-Blocher wiederum bestätigt über ihren persönlichen Mitarbeiter, dass sie Nein gesagt habe zur EU-Vernehmlassung. Für die Begründung verweist sie auf ihren Podcast «7 Thinking Steps zum EU-Vertragspaket». (aargauerzeitung.ch)

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174 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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So oder so
22.09.2025 06:19registriert Januar 2020
"Sie sei «nicht die beste Besetzung für den Einsitz von Scienceindustries im Vorstand von Economiesuisse»"

Die gehört dort sicher nicht hin , das ist Papas Tochter mit denn Milliarden und Null Kompetenzen.
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Keepitsimple
22.09.2025 06:12registriert Mai 2018
Wer kennt sie nicht die berühmten "7 Sinking steps" aus dem Managementhandbuch 1984.
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Schlosswiler
22.09.2025 06:30registriert Dezember 2019
Frau Martullo ist grundsätzlich gegen alles, auf dem EU draufsteht, egal, was drin ist. Sie wäre sogar gegen die Abschaffung der bisherigen Verträge.
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