Schweiz
Wirtschaft

Rohöl kostet gleich viel wie vor dem Krieg – warum ist Benzin teurer?

A panel showcases the fuel prices in Swiss francs at an AVIA petrol station in Zurich, Switzerland, on Wednesday, March 9, 2022. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Und wann wird es wieder billiger? Preise im März 2022Bild: keystone

Rohöl kostet gleich viel wie vor dem Krieg – aber warum ist Benzin noch immer viel teurer?

Als der Rohölpreis schnell in die Höhe ging, tat es der Benzinpreis auch. Jetzt, da Rohöl billiger ist, sinkt der Benzinpreis nur langsam. Der Preisüberwacher untersucht, Autofahrer können sich selber helfen.
11.08.2022, 09:3703.10.2022, 09:23
Pascal Michel und Niklaus Vontobel / ch media
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«Die Tank-Sauerei geht weiter …», schimpfte die Bild-Zeitung unlängst und meinte, folgende «Sauerei» entdeckt zu haben: der Preis von Rohöl sei zwar gesunken, doch die «Öl-Riesen» würden diese Kostensenkung nicht vollständig weitergeben an den Tankstellen. Als Kronzeuge wird der Verband der deutschen Automobilisten herangezogen. Der ADAC hat festgestellt:

«Gemessen am Rohölpreis und am Dollarkurs ist Benzin derzeit sehr deutlich zu teuer.»

Tatsächlich hat es an den Weltmärkten für Rohöl eine überraschende Wende gegeben. Nachdem Russland am 24. Februar in die Ukraine eingefallen war, schoss der Rohölpreis in die Höhe. Doch inzwischen wird das schwarze Gold schon seit Wochen billiger und noch billiger, bis es diese Woche geschehen ist: Rohöl kostet wieder ungefähr so viel wie vor der russischen Invasion – nämlich weniger als 100 Dollar pro Fass.

Nach diesem Auf und Ab stellen sich tatsächlich Fragen. Als Rohöl teuer wurde, haben da die «Öl-Riesen» bloss diese Kostensteigerungen weitergegeben – oder setzten sie die Preise höher als nötig und optimierten so nebenbei ihre Marge? Und jetzt, da Rohöl billiger wird, sinken die Preise an den Zapfsäulen genauso schnell – oder nehmen es die Ölkonzerne da gemütlicher? Wird Benzin wieder so teuer wie zuvor?

«Tank-Sauerei» auch in der Schweiz vermutet

Eine «Tank-Sauerei» wird anscheinend auch in der Schweiz von vielen Autofahrern und Autofahrerinnen vermutet. Beat Niederhauser, Stellvertreter des Preisüberwachers, sagt zu CH Media:

«Wir haben viele Meldungen erhalten, in welchen vermutet wird, dass Preissteigerungen des Rohöls rascher weitergegeben werden als die entsprechenden Senkungen.»

Der Preisüberwacher führt derzeit eine Untersuchung durch, die klären soll, ob in der Schweiz überzogene Treibstoff-Margen eingelöst wurden. Auch wenn diese Untersuchung noch andauert, ist für Niederhauser klar: mehr Transparenz könnte die Tankstellen dazu bewegen, auch sinkende Preise schneller weiterzugeben. Denn je mehr Übersicht es gibt, desto rascher passen die Mineralölfirmen die Preise auch gegen unten an, weil sie nicht von der Konkurrenz abgehängt werden wollen.

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203 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mijasma
11.08.2022 09:46registriert Oktober 2018
Eine Stimme für die App in der Schweiz von mir. Wer ist auch noch dafür?
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Das Hars
11.08.2022 09:49registriert August 2021
Das wurde schon zigmal geschrieben! Die Öl-Multis geben Preiserhöhungen ziemlich zeitnah an die Verbraucher weiter. Sinkt der Preis, wird die Senkung mit grosser Verzögerung weitergegeben. Das nennt man Gewinnmaximierung!
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Hösch
11.08.2022 09:46registriert März 2022
Für die schlagartige Preiserhöhung reicht der Verweis auf den Weltmarkt.
Wenn der Preis dort wieder sinkt bedenkt man auf einmal die Raffineriekette und die Lagerhaltung.

So etwa geht die Mischrechnung zur Gewinnmaximierung.
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