Schweiz
Wirtschaft

Nach EU-Kritik gerät Chef-Unterhändlerin Livia Leu selbst ins Fadenkreuz

Nach EU-Kritik gerät Chef-Unterhändlerin Livia Leu selbst ins Fadenkreuz

Am Dienstag übte Staatssekretärin Livia Leu in einem Interview mit der NZZ Kritik am Verhandlungsansatz der EU. Nun wird ihre Eignung für das Mandat als Chef-Unterhändlerin infrage gestellt.
14.09.2022, 08:46
Mehr «Schweiz»
Swiss State Secretary Livia Leu participates in the round of national statements during the second day of the Ukraine Recovery Conference URC, Tuesday, July 5, 2022 in Lugano, Switzerland. The URC is  ...
Bild: keystone

Ein Interview, das Staatssekretätin Livia Leu am Dienstag der NZZ gab, sorgt im Bundeshaus für Irritationen. «Ich denke, damit stellt unsere Chefunterhändlerin ihre Glaubwürdigkeit infrage», sagte GLP-Präsident Jürg Grossen gegenüber Radio SRF. Es sei nicht opportun, Probleme in Verhandlungen nach Aussen zu tragen, so Grossens Kritik.

Auch Nationalrat Hanspeter Portmann (FDP/ZH) zeigt sich in dem Beitrag irritiert. «Wenn man an einer Lösung interessiert ist, dann macht man das so nicht, ausser man will die Verhandlungen hinauszögern», sagte er. Sein Ratskollege Pirmin Bischof (Mitte/SO) gibt sich zurückhaltender: «Wir haben nur bruchstückhafte Informationen, und das ist schwierig für eine Meinungsbildung», sagte er.

SP-Nationalrat sieht Bundesrat als wahren Schuldigen

Bischof weist gegenüber SRF daraufhin, dass im nächsten Jahr Bundesratswahlen anstehen. Sein Ratskollege Fabian Molina (SP/ZH) wird deutlicher: Livia Leu habe mit ihren Aussagen von ihrem Chef, Bundesrat Ignazio Cassis, ablenken wollen, so seine These: «Sie versucht zu erklären, warum es nicht vorwärtsgeht und sie verschleiert, dass es der Bundesrat selber ist, der nicht vorwärtsmachen will.»

Leu hatte im Interview mit der NZZ gesagt, die EU habe Termine «mehrmals hinausgezögert» und bemängelt, dass dies wohl zum Ansatz der EU in den Sondierungsgesprächen gehöre. Kritik am Bundesrat wies Leu dagegen explizit zurück. (wap/chemedia)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Elke Wolke
14.09.2022 11:34registriert Oktober 2018
Livia Leu muss einfach als Sündenbock hinhalten für den isolierten Quotentessiner, dessen Praktikum im Bundesrat erst nächstes Jahr zu Ende ist. Frau Leu hätte einen besseren Chef verdient.
445
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gurgelhals
14.09.2022 09:34registriert Mai 2015
Es sollte ja jedem klar sein, dass Cassis als de facto dritter SVP-Bundesrat das EU-Dossier möglichst lange, sicher aber bis nach den Wahlen 2023 hinauszögern will. Der Flurschaden für die CH ist zwar gewaltig, aber bekanntlich ist seine Wiederwahl alles, was Cassis interessiert. Und ohne die Stimmen der SVP kann er sich diese erst recht abschminken.

Gleichzeitig sollte er es mit dieser Verzögerungs- und Hinhaltetaktik aber auch nicht zu weit und zu offensichtlich treiben. Aber weil er halt ein solcher Stümper ist, ist es trotzdem für alle glasklar, was hier abgezogen wird.
5323
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kronrod
14.09.2022 10:27registriert März 2015
Transparenz gegenüber der Bevölkerung ist gut und ich finde deshalb, Frau Leu hat das genau richtig gemacht. Der erste Schritt zur Lösung eines Problems, ist es, dieses beim Namen zu nennen.
3615
Melden
Zum Kommentar
19
Darum haben die SBB jetzt einen grünen Sekunden-Zeiger

Die SBB wollen grüner werden. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2018 halbiert werden. Ausserdem sollen die Züge so bald wie möglich nur noch mit erneuerbarer Energie fahren. Damit dies gelingt und die Bahn, neben dem Langsamverkehr, das klimafreundlichste Verkehrsmittel bleibt, laufen mehr als 200 Nachhaltigkeitsprojekte.

Zur Story