Schweizer Jugendliche haben eine grössere Vorstellungskraft zur Vielfalt des Arbeitsmarkts als teils Gleichaltrige in anderen Industrieländern. Eine OECD-Studie führt das unter anderem darauf zurück, dass Schulen früh Kontakte in die Arbeitswelt vermitteln.
Im Zeitalter sozialer Medien und künstlicher Intelligenz treten Jugendliche in den 36 Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kaum Tätigkeiten an, die mit der Digitalisierung entstanden sind. Sie wählen weiterhin vor allem etablierte Berufe wie Ärztin, Lehrer, Polizist oder Unternehmensmanagerin. Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung der jüngsten Pisa-Studie durch die OECD.
In Rahmen der Pisa-Studie wurden 15-jährige Schülerinnen und Schüler gefragt, welchen Beruf sie ihrer Erwartung nach dereinst als 30-Jährige haben werden. 47 Prozent der Knaben und 53 Prozent der Mädchen nannten einen von zehn besonders häufig angegeben Berufen. Damit hat sich die Fokussierung auf wenige Berufe seit der Erhebung 2000 um einige Prozentpunkte erhöht.
Auch in der Schweiz, in Deutschland und Österreich gibt es eine stärkere Fokussierung, allerdings sind die beruflichen Ambitionen klar vielfältiger als im Durchschnitt. Nur etwa vier von zehn Schülern nannten einen der zehn am häufigsten genannten Berufe.
Die breiteren Berufsvorstellungen widerspiegelten die Stärke der Berufsberatung in diesen Ländern, heisst es im Bericht. Jugendliche würden mit einer Vielzahl von Berufen konfrontiert, und dies versetze sie in die Lage, von Jung auf hochwertige Ausbildungsprogramme zu verfolgen und fundierte Entscheidungen zur Berufswahl zu treffen. Die Vielfalt der Berufsbildung führe auch zu Jobs mit höherem Status und besserer Bezahlung.
Regierungen und Arbeitgeber empfiehlt die Studie, Schülerinnen und Schülern möglichst früh ein umfassendes Bild von der Arbeitswelt zu vermitteln. Dazu zählen etwa Praktika und andere Kontakte in die Berufswelt, Berufsberatung oder den Besuch von Jobmessen. Die OECD geht davon aus, dass 39 Prozent der genannten Traumberufe dem Risiko unterliegen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren durch Automatisierung wegzufallen. (aeg/sda)