In Deutschland machte der US-Kartenriese Mastercard kurzen Prozess. Vor einem Jahr beerdigte er dort seine Maestro-Karten, die vor rund dreissig Jahren auf den Markt gekommen waren. Deutsche Banken dürfen diese Debitkarten nun nicht mehr herausgeben. Sie müssen auf die neueste Generation umstellen. Der Vorteil: Mit diesen können die Kartenbesitzer auch im Internet einkaufen. Mit Maestro war nur das Bezahlen vor Ort und der Bargeldbezug im In- und Ausland möglich.
In der Schweiz hält Mastercard an der Uralt-Karte fest. Auch wenn die meisten Banken hierzulande auf die neuen Debitkarten umschwenkten, sind noch immer alte Maestro-Varianten im Umlauf. Genaue Zahlen will Mastercard nicht preisgeben. Auch die Nationalbank erfasst dazu keine Daten. Bekannt ist nur, dass in der Schweiz insgesamt 14 Millionen Debitkarten im Einsatz sind.
Wie lange Mastercard Maestro hierzulande noch anbietet, ist offen. Das Unternehmen betont, dass die Schweizer Karten im Ausland weiterhin einsatzfähig bleiben – egal, ob im jeweiligen Land die Karte bereits aussortiert wurde.
Bis der Konzern auch in der Schweiz den Stecker zieht, lassen er beziehungsweise die Banken als Kartenherausgeber sich das in technischer Hinsicht in die Jahre gekommene Angebot aber noch vergolden. Seit August erhalten die Banken neu auch bei Maestro-Karten sogenannte Interchange-Gebühren, wie eine Mastercard-Sprecherin auf Anfrage bestätigt. Der Satz beläuft sich auf 0,12 Prozent (siehe Grafik).
Mit diesen Einnahmen sollen die Kartenherausgeber eigentlich Innovationen vorantreiben und die Karten weiterentwickeln. Nur: Bei der Maestro-Karte gibt es nichts mehr weiterzuentwickeln. Sie wird ohnehin bald verschwinden.
Dass die Wettbewerbskommission (Weko) für die neue Gebühr Hand geboten hat, ist deshalb erklärungsbedürftig. Denn bisher funktionierten die Maestro-Karten ohne die Abgabe. Das entsprach auch der langjährigen Einschätzung der Wettbewerbshüter. Als Mastercard 2006 damit liebäugelte, eine Interchange-Gebühr auf Maestro zu erheben, drohte die Weko mit einer Untersuchung. Die Behörde bezweifelte, dass eine Gebühr zulässig gewesen wäre. Mastercard liess von der Idee ab. Seither funktionierten Maestro-Karten ohne Gebühr.
Nun hat die Weko eine Kehrtwende hingelegt. Nach Verhandlungen mit Mastercard zur künftigen Höhe der Gebühren zeigte sich der Konzern zwar bereit, die Interchange-Gebühren für Debitkarten im Präsenzgeschäft - also nicht für Onlinekäufe - erheblich zu senken. Dabei ging es hauptsächlich um die Sätze für Debitkarten der neuesten Generation. In der sogenannten einvernehmlichen Regelung konnte Mastercard aber diesen Mai erreichen, dass auch auf alte Maestro-Karten Gebühren eingezogen werden. Das ist für die Schweiz eine Premiere.
«Damit werden alle Mastercard-Debitkarten im Schweizer Markt gleich behandelt – woanders in Europa war dies schon immer der Fall», begründet eine Mastercard-Sprecherin. Dass dies für die Konsumenten möglicherweise höhere Preise bedeutet, dazu will sich der Konzern nicht äussern. Für die Preisgestaltung seien die sogenannten Acquirer zuständig. Das sind Firmen wie Worldline, die den Zahlungsverkehr abwickeln und Zahlterminals anbieten. Klar ist: Sie werden die neuen Gebühren, die sie an die Banken weiterleiten, in ihre Dienstleistung einpreisen – und die Händler dafür zur Kasse bitten.
Die Weko schreibt auf Anfrage, dass sich die Frage gestellt habe, «wie mit den verschiedenen Kartenprodukten umzugehen ist». Bei der Verhandlung mit Mastercard wurde demnach diskutiert, ob verschiedene Interchange-Sätze zur Anwendung kommen sollten. «Die Weko hat sich für eine einfache, einheitliche Lösung für alle Kartenprodukte von Mastercard, das heisst Debit Mastercard und Maestro, entschieden.»
Dabei hätten Überlegungen zur Marktentwicklung eine Rolle gespielt. «Der Ersatz von Maestro durch Debit Mastercard ist weit fortgeschritten. Maestro wird voraussichtlich vom Markt verschwinden oder bloss noch von marginaler Bedeutung sein. Die Weko hatte dies und vor allem die langfristige Bedeutung im Fokus, sodass für das neue Produkt Debit-Mastercard eine tiefe Interchange Fee festgesetzt werden konnte.» (ear/aargauerzeitung.ch)