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Höchstspannungsleitung in der Schweiz im Boden verlegt

Hier wird erstmals in der Schweiz eine Hochspannungsleitung unter die Erde verlegt

23.08.2018, 17:3023.08.2018, 18:30
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Die nationale Netzwerkgesellschaft Swissgrid baut in der Schweiz erstmals eine Erdverkabelung im Höchstspannungsnetz. Ein 1.3 Kilometer langes und tonnenschweres 380-Kilovolt-Kabel wird im Aargau im Boden verlegt.

Die Bauarbeiten am «Gäbihübel» im Raum Bözberg/Riniken (siehe Karte unten) begannen am Donnerstag mit dem Spatenstich. Die aufwendigen Arbeiten dauern bis Ende 2020.

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screenshot: map.search.ch

Die Erdverkabelung ist ein Teilstück der Höchstspannungsverbindung zwischen Beznau AG und Mettlen LU. Es ist ein Engpass im Schweizer Übertragungsnetz.

Die Spannung wird von 220 auf 380 Kilovolt erhöht. Das Projekt soll die Versorgungssicherheit vor allem in den Gebieten Zürich und Zentralschweiz erhöhen.

Aktuell wird zwischen Beznau und Birr noch ein 6.5 Kilometer langes Teilstück umgebaut. Auf einer Länge von 1.3 Kilometern kommt die Höchstpannungsleitung unter den Boden. Das ist für die nationale Netzwerkgesellschaft eine Premiere.

Um die Verkabelung mit der Freileitung zu verbinden, werden zwei Freileitungsabschnitte gebaut. Hinzu kommen zwei Übergangsbauwerke, die je die Fläche eines Eishockeyfeldes beanspruchen.

Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf 34 Millionen Franken, davon 20 Millionen Franken für den Kabelabschnitt mit den beiden Übergangsbauwerken. Die heutige Freileitung, die über das Siedlungsgebiet von Neu-Riniken führt, wird zurückgebaut.

Erst auf Druck der Region

Das Projekt für die Erdverkabelung wurde erst nach einem juristischen Kampf ausgearbeitet. Das Bundesgericht hatte im April 2011 entschieden, dass in der Gemeinde Bözberg ein Projekt für eine Teilverkabelung ausgearbeitet werden muss.

Damit setzten sich die Gemeinde und zahlreiche Privatpersonen mit ihrer Forderung durch. Das Bundesgericht hielt fest, die Erdverkabelung sei dank des technischen Fortschritts leistungsfähiger, zuverlässiger und billiger geworden.

Unter die Erde verlegte Kabelanlagen könnten sich auch aufdrängen, um eine Landschaft von mittlerer oder lokaler Bedeutung zu erhalten. Das Bundesamt für Energie (BFE) gab im Juli 2016 grünes Licht für das konkrete Bauvorhaben.

Dicke Isolierung

Die Erdkabel werden in zwei 1.5 Meter breiten Kabelrohrblöcken geführt. Dafür ist ein fünf Meter breiter und zwei Meter tiefer Kabelgraben notwendig.

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screenshot: egs-strom.ch

Ab Mitte 2019 werden die Erdkabel eingezogen, die wegen ihrer dicken Isolierung deutlich schwerer sind als Leiterseile einer Freileitung. Die verlegten zwölf Kabel bringen ein Gesamtgewicht von 380 Tonnen auf die Waage.

Swissgrid plant, die neue 380-Kilovolt-Leitung bis Ende 2020 in Betrieb zu nehmen. 2021 wird die bisherige 220-Kilovolt-Freileitung demontiert.

Die Erdverkabelung im Aargau ist nicht das erste solche Projekt in der Schweiz. Der 380-Kilovolt-Anschluss an das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance in den Walliser Alpen soll auf einer Länge von 1.3 Kilometern in einer Tiefe von 25 bis 30 Metern verlegt werden. Die notwendige Baubewilligung liegt vor.

Swissgrid entwickelte für das Vorhaben im Aargau in Abstimmung mit den Behörden und Fachstellen ein wissenschaftliches Programm. Themen sind etwa der Temperaturverlauf im Erdreich in unmittelbarer Nähe und in der weiteren Umgebung sowie die magnetischen Felder bei verschiedenen Belastungen der Leitungen.

Die Erdverkabelung im Höchstspannungsnetz sei «eine Option» und «kein Patentrezept», schreibt Swissgrid in einer Broschüre. Weniger als ein Prozent des gesamten Schweizer Stromnetzes, gemessen an der Länge der Leitungen, sei als Freileitungen gebaut.

(dsc/sda)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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c_meier
23.08.2018 19:15registriert März 2015
Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf 34 Millionen Franken, davon 20 Millionen Franken für den Kabelabschnitt mit den beiden Übergangsbauwerken....

eine normale Leitung kostet 2-3 Millionen... Somit wird die Stromrechnung im Aargau sicher nicht günstiger...
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Regas
23.08.2018 19:57registriert September 2016
Mit tausenden von Litern Dieseltreibstoff werden zum Bau der Leitung Unmengen von Erdreich verschoben. Es entsteht eine breite Schneise, die abgeholzt werden muss. An beiden Enden der 1.3 km langen Strecke braucht es zwei Gebäude, die die Leitung wieder hoch auf das normale Freileitungs-Trassee führen.
Etwa zwei elegante Masten hätten die ganze Übung verhindern können.
Das ganze entspricht einem ökologischen und ökonomischen Blödsinn. Seldwila lässt grüssen!
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