Schweiz
Wirtschaft

Löhne in der Schweiz: Lohnschere wird laut Unia grösser

Die Lohnschere in der Schweiz wird wieder grösser – UBS belegt Spitzenplatz

Die Schweizer Topmanager haben im vergangenen Jahr im Durchschnitt 143 Mal mehr verdient als ihre Angestellten mit den tiefsten Löhnen.
26.08.2024, 06:0026.08.2024, 08:56

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Unterschied damit gemäss einer Studie der Gewerkschaft Unia weiter angestiegen.

Demonstrantinnen und Demonstranten anlaesslich einer Kundgebung, am Samstag, 16. September 2023, in Bern. Gewerkschaften wie SGB und UNIA fordern mit ihrer Kaufkraft-Demo hoehere Loehne und Renten. (K ...
Eine Unia-Kundgebung im September 2023. (Archiv)Bild: keystone

2022 habe die Lohnschere noch 1:139 betragen, schrieb die Unia am Montag in der Lohnstudie, die anlässlich einer Aktion in der Nähe des Berner Büros des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes veröffentlicht wurde. Den grössten Unterschied stellte die Gewerkschaft mit 1:267 bei der Grossbank UBS fest.

Deren CEO Sergio Ermotti habe in neun Monaten 14,4 Millionen Franken oder 84'000 Franken pro Arbeitstag verdient. Das wären gemäss Unia aufs Gesamtjahr hochgerechnet 19,2 Millionen Franken gewesen, 50 Prozent mehr als der vorherige UBS-CEO Ralph Hamers. Ermotti habe damit in einem Tag 1,5 Mal mehr verdient als die am wenigsten verdienende Person bei der UBS in einem Jahr.

CEO und Aktionäre verdienen mehr

Insgesamt seien die höchsten Löhne weiter angestiegen: So hätten fünf CEO mehr als zehn Millionen Franken verdient. Bei Vasant Narasimhan von Novartis zum Beispiel waren es 16,2 Millionen Franken. Damit habe sich dessen Lohn im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Der drittplatzierte und abtretende CEO von Nestlé, Ulf Mark Schneider, erhielt 11,2 Millionen Franken, eine knappe Million mehr als im Vorjahr.

Auch die Aktionäre hätten von den Gewinnen der grössten Schweizer Unternehmen profitiert. So seien insgesamt 45 Milliarden Franken an Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet worden, gegenüber 44,3 Milliarden im Vorjahr. Allein bei Roche und Nestlé waren es je 8 Milliarden. Zudem hätten die Aktionäre von Aktienrückkäufen profitiert.

Tiefe und mittlere Löhne stabil

Das zeige, dass eigentlich mehr als genug Geld vorhanden wäre, um auch die tiefsten Löhne anzuheben, schrieb Unia weiter. Doch diese hätten sich kaum bewegt. Im Gegenteil: Aufgrund der gestiegenen Lebensunterhaltskosten – wie Krankenkassenprämien und Mieten – hätten sie noch mehr an Wert verloren. Das Gleiche gelte auch für die mittleren teuerungsbereinigten Löhne.

Bereits vor einer Woche hatte der Arbeitnehmer-Dachverband Travail Suisse für das kommende Jahr deutliche Lohnerhöhungen von bis zu 4 Prozent gefordert. Unia will am 21. September in Bern eine grosse Lohndemonstration durchführen. Für die Studie untersuchte die Gewerkschaft die Löhne in den 36 grössten Unternehmen der Schweiz. (lak/sda)

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129 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gina3
26.08.2024 07:24registriert September 2023
Ist ja logisch:

1- Sie tragen auch mindestens 100 Mal mehr Verantwortung als ich
2- sie übernehmen auch mutig die Verantwortung und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen
3- sie arbeiten viel, viel mehr Stunden als ich. Mindestens 48/24 10 Tage 7 ...

Ach nein? Ist nicht wirklich so????
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Fairness
26.08.2024 07:53registriert Dezember 2018
Die Verteilung stimmt einfach überhaupt nicht mehr. Ohne ihre Mitarbeiter ist ein CEO auch nur ein Mensch. Oft sind sie alleine verloren.
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Fklroo
26.08.2024 08:25registriert November 2019
Für mich unverständlich, dass in einer direkten Demokratie eine solche Ungerechtigkeit möglich ist. Das top 1% hält 40% vom Vermögen und es sind keine Massnahmen geplant.

Und das Fussvolk lebt in einer Farce, wo die Politik und die Wirtschaft uns weiter vorlügen, dass das Geld für den Sozialstaat und für eine existenzsichernde Rente schlicht nicht aufzufinden ist.

Als Beispiel - hätte das top 1% "nur" 36% vom Gesamtvermögen und gäbe es an die ärmere Hälfte der Bevölkerung weiter, hätten 4'500'000 Menschen ihr Vermögen mehr als verdoppelt.
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