Seit der Coronapandemie sind Luxus-Bunker bei Superreichen en vogue. So lässt sich etwa Tech-Milliardär Mark Zuckerberg auf Hawaii für 270 Millionen Dollar eine autarke Luxus-Wohnanlage bauen – inklusive riesigem unterirdischem Bunker.
Der Meta-Chef ist damit nicht der einzige superreiche Prepper. Der LinkedIn-Co-Gründer Reid Hoffman sagte schon 2017 dem «New Yorker», er schätze, dass mehr als die Hälfte der Silicon-Valley-Milliardäre in eine Art «Apokalypse-Versicherung», wie einen unterirdischen Bunker, investiert hätten.
Dieses anbahnende lukrative Geschäftsmodell früh erkannt hat die Schweizer Firma Oppidum, gegründet 2020 vom tschechischen Unternehmer Jakub Zamrazil. Hauptsitz der Firma: Luzern. Mit aufwendig produzierten Visualisierungen warb Oppidum damit, Luxus-Bunker für bis zu 100 Millionen Dollar herstellen zu können, die praktisch alle Apokalypsen aushalten würden.
Eine Schweizer Firma, die Luxus-Bunker baut? Das muss seriös sein, dachten sich viele Medien, die grosszügig über Oppidum berichteten. Über die Firma lesen konnte man überall dort, wo es eine zahlungsbereite Leserschaft gibt: «Architectural Digest», «Forbes» oder «Gulf News» sind nur ein paar Beispiele.
Auch die NZZ schrieb im Oktober 2024 über Oppidum und zeigte dazu eine von der Firma zur Verfügung gestellte Visualisierung: «Einer der grössten Luxusbunker liegt in Tschechien und ist 323'000 Quadratmeter gross. In der unterirdischen Festung der Schweizer Firma Oppidum sollen Menschen bis zu zehn Jahre ohne externe Versorgung überleben können. Im Bunker gibt es Konferenzräume, Pools und Kinosäle.»
Fotos von diesem angeblichen «grössten Luxus-Bunker» in Tschechien sucht man vergebens. Auch «Forbes» zeigte lediglich eine Visualisierung und schrieb dazu:
Seit Februar 2024 hat watson mehrere Anfragen an Oppidum gestellt, die jedoch immer ignoriert oder herausgezögert wurden. Es stellten sich zentrale Fragen: Wer sind die Geldgeber dieses utopischen Vorhabens? Gibt es überhaupt einen einzigen Bunker, der von Oppidum erstellt wurde? Die Antworten blieben aus.
Erst nachdem watson über acht ehemalige und aktuelle Mitarbeitende kontaktiert hatte, die alle nichts sagen wollten, meldete sich der Firmengründer Jakub Zamrazil Ende Oktober per E-Mail. «Ich werde Sie Anfang Dezember kontaktieren.» Das tat er tatsächlich, aber ohne Antworten auf all die Fragen zu liefern, die watson im Verlauf der letzten Monate gesendet hatte. Die E-Mail ist genau einen Satz lang:
Die Schweiz ist eine wahre Brutstätte von Scams, Verschwörungstheorien, Wunderheilgestalten, Sekten, Uriellas und von Dreiens sowie allerlei sonstiger Hirnfürze.
Wer hat's erfunden?
Da hier vermutlich nur Superreiche Geld verloren haben, ist es eigentlich Wurst.