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Wirtschaft

Hitze beim Arbeiten: Warum wir unproduktiv sind

Die Produktivität nimmt mit der Hitze ab
Bereits bei 26 Grad Innentemperatur nimmt die Produktivität ab. Bild: shutterstock

Warum du wegen der Hitze im Büro nicht vom Fleck kommst

Hast du das Gefühl, dass du während diesen Hitzetagen nicht vom Fleck kommst und nur schlapp dasitzt? Es geht nicht nur dir so: Studien zeigen das Ausmass der hohen Temperaturen auf unsere Produktivität. Die Zahlen haben es in sich.
01.07.2019, 12:1901.07.2019, 20:21
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Es ist stickig, die Luft steht, der Schweiss läuft runter und das Hirn ist nur noch Matsch: Auf der watson-Redaktion ist es 27 Grad warm und auch dieser Artikel entsteht dementsprechend mit reduzierter Produktivität. Dass in der Hitze nicht die gleiche Leistung erbracht werden kann, zeigen auch wissenschaftliche Untersuchungen. Seit Jahren warnen Experten vor dem Einfluss der Klimaerwärmung auf unsere Produktivität. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:

26 Grad sind schon zu warm

Am Schweizer Arbeitsmarkt sind Buchhalter und IT-Spezialisten in den im Juni publizierten Stellenausschreibungen besonders gefragt.(Symbolbild)
Bild: KEYSTONE

Es müssen nicht 36 Grad sein: «Bereits bei einer Innentemperatur von 26 Grad nimmt die Leistung ab», sagt Markus Hubbuch, Professor für Gebäudemanagement, zu SRF 10 vor 10. Die Hitze habe physische Einflüsse auf unseren Körper und ab 30 Grad werde es noch schwieriger. Vor allem die Motivation lasse dann nach. Kein Wunder: In Gedanken ist man dann schon in der Badi.

In Zukunft werden wir um einiges unproduktiver

Frau müde büro
Bild: shutterstock.com

Für die Länder in tropischen und mittleren Breitengraden machen Forschende die Prognose, dass die globale Arbeitsproduktivität bis zum Jahr 2200 um 40% abnehmen wird. In der Schweiz ist aufgrund der Hitze für 2085 bereits ein Rückgang der Jahresarbeitszeit um 0,13% prognostiziert. Zum Vergleich: In Kambodscha (Südostasien) sind es 18,97%.

So unproduktiv werden Reisbauern in der Hitze

Die indischen Reisbündel-Pflücker erleben es am eigenen Leib, wie sie die Hitze erschlafft. Schon wenige Grad Temperaturunterschied beeinflussen ihre Produktivität, wie eine Publikation vom Multidisciplinary Digital Publishing Institute (MDPI) zeigt.

Diagramm zum Produktivitätsverlust bei Arbeitern in der Reis-Produktion in Indien bei hohen Temperaturen
Bild: SRF 10 vor 10

Aber auch die eher leichte Tätigkeit von Arbeiterinnen und Arbeitern, die indische Zigaretten rollen, wirft bei höheren Temperaturen weniger Effizienz ab: Bei 27 Grad sank die Produktivität auf 96%, bei 32 Grad auf 86% und bei 36 auf 64%.

Die Auswirkung auf die Wirtschaft

müde
Bild: shutterstock

Der Produktionsverlust betrifft vor allem Arbeitsbereiche im Freien und in nicht-klimatisierter Umgebung. Können die Arbeiter nicht mehr die gleiche Leistung bringen, bedeutet das für Arbeitgeber zusätzliche Kosten, wie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in ihrem Journal schreibt. Der Weltklimarat hält in seinem fünften Weltklima-Bericht fest, dass sich die Kosten in betroffenen Sektoren aufgrund der verminderten Produktivität bis 2030 auf zwei Billionen US-Dollar belaufen könnten.

Hier hört unsere Produktivität auf

So, und jetzt ist es definitiv zu heiss – wir gehen uns abkühlen. Sorry.

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Sogar der Transportheli leidet unter der Hitze
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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stookie
01.07.2019 13:02registriert Oktober 2014
Was würde ich dafür geben wenn wir im Büro 26grad hätten.
Wir köcheln langsam auf 31grad.... :-(
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Lörrlee
01.07.2019 13:38registriert November 2015
@Jara Helmi:
"Der Weltklimarat hält in seinem fünften Weltklima-Bericht fest, dass sich die Kosten in betroffenen Sektoren aufgrund der verminderten Produktivität bis 2030 auf zwei Billionen US-Dollar belaufen könnten. "

Ich bitte um Präzisierung: zwei Billionen, oder zwei Milliarden? Wenn Sie diese Info aus einem englischen Artikel haben, dann ist das ein grosser Unterschied, denn "one billion" (englisch) ist eine Milliarde und "eine Billion" (deutsch) sind tausend Milliarden.
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Drangue
01.07.2019 13:25registriert Juni 2017
Ist doch klar. Sieht man auch in Europa. Je südlicher desto "schlechter" die Wirtschaft und desto unproduktiver die Bevölkerung. Das kommt nicht von ungefähr oder von den Genen/der Kultur. Die Siesta in den Südländern hat ja auch einen Grund.
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