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Wie die neue NZZ aussehen soll

Die NZZ im neuen Layout (rechts) wird derzeit auf dem Lesermarkt getestet. 
Die NZZ im neuen Layout (rechts) wird derzeit auf dem Lesermarkt getestet. Bild: mathieu gilliand
Projekt «Neo»

Wie die neue NZZ aussehen soll

Die NZZ will die Nachrichten stärker ins Online auslagern und die Zeitung für Themenschwerpunkte und Hintergrundberichte frei machen. Nun ist eine Nullnummer aus dem Projekt «Neo» aufgetaucht. 
24.09.2014, 18:4924.09.2014, 18:50
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Die NZZ-Mediengruppe ist in Unruhe. Oder im Umbruch. Geht es nach den Angestellten der «Neuen Zürcher Zeitung» gilt ersteres, geht es nach dem Management um den neuen österreichischen CEO Veit Dengler, gilt letzteres. 

Um dem Medienwandel im Allgemeinen und den zuletzt dramatischen Einbrüchen bei den Leserzahlen im Speziellen zu begegnen, will die Mediengruppe ihr Flaggschiff, die «Neue Zürcher Zeitung», mitsamt Online-Auftritt im Rahmen des Projektes «Neo» neu ausrichten. Wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet, sollen die Nachrichten der Redaktion vermehrt in der Online-Ausgabe konzentriert werden, wogegen die gedruckte Ausgabe eher längere, hintergründige Stücke beziehungsweise ausgewählte Nachrichtenthemen vertieft behandeln soll. 

Arbeiten weit fortgeschritten

Das Projekt scheint schon sehr weit fortgeschritten zu sein. War bisher über die Details der Neuausrichtung noch wenig bekannt, so sind mittlerweile Marktforschungsaktivitäten im Gang, in deren Rahmen auch Nullnummern an Testleser und ausgewählte Werbekunden abgegeben werden. Aus einer dieser Nullnummern geht hervor, wie die gedruckte Ausgabe der NZZ künftig aussehen könnte. NZZ-Sprecherin Bettina Schibli betont, dass es sich bei der watson vorliegenden Nullnummer «um eine von mehreren in der Marktforschung qualitativ und quantitativ beurteilten Testversionen» handle, die seither aufgrund des Feedbacks aus der Marktforschung weiter verändert worden seien. 

Gemäss Schibli ist noch nicht beschlossen, wann und ob das neue Zeitungskonzept umgesetzt werde. 

Unten sind die jeweiligen Seiten der traditionellen und der Test-NZZ aus dem Projekt «Neo» einander zum Vergleich gegenübergestellt. 

Frontseite

Vergleich zwischen den Titelseiten der NZZ im aktuellen Layout (links) und im aufgefrischten Layout der Testversion für die Marktforschung. Schon im Zeitungskopf kündigt die neue NZZ die Schwerpu ...
Vergleich zwischen den Titelseiten der NZZ im aktuellen Layout (links) und im aufgefrischten Layout der Testversion für die Marktforschung. Schon im Zeitungskopf kündigt die neue NZZ die Schwerpunkte ihres Inhaltes grau hinterlegt mit «Hintergrund, Analyse, Meinung» an. Statt acht gleichförmigen und textlastigen Anrissen, finden sich neu Teaserboxen für ausgewählte und besonders attraktive Stoffe am oberen Seitenrand. Ähnliche Anrisse kennt man etwa beim «Tages-Anzeiger», dem Konkurrenten auf dem Platz Zürich, bereits seit dem Relaunch von 2009. Darunter versuchen ein Bildanriss und drei Textanrisse, den Leser zum Weiterblättern zu bewegen. Und statt sechs ausgewählten angeteaserten Nachrichtenstoffen aus je einem Ressort, preist die neue NZZ auf der Front drei Kommentare zu gesellschaftspolitischen Themen an. Bild: mathieu gilliand

Einstieg in die Zeitung

Neu: Seite 2 und 3

Bild: mathieu gilliand

Alt: Seite 2 und 3

Der Vergleich der Einstiegsdoppelseite in den ersten Zeitungsbund: Neu (oben) soll die nach der Titelseite meistbeachtete Seite 3 nicht mehr mit Auslandnachrichten aus der Rubrik «International», sondern einem Schwerpunktthema unter dem Rubrikentitel «Fokus» bespielt werden. Layouterisch auffallend ist die in der neuen Version deutliche Zunahme des Weissraumes, das der Entspannung des Leserauges und ebenso der Eindämmung der sogenannten «Bleiwüste» dient, wie das grosse hochformatige Bild und die im Vergleich mit der herkömmlichen Version viel grössere Titelschrift. Bild: mathieu gilliand

Auslandteil

Neu: Seite 4 und 5 

Bild: mathieu gilliand

Alt: Seite 4 und 5

Auf Seite 5 der «Neo»-Nullnummer wird in der Gegenüberstellung mit der aktuellen NZZ-Konzeption klar, was mit «mehr Hintergrund» gemeint ist. Ein grösserer Titel, mehr Weissraum und ein fünfspaltiges Bild füllen die ganze Seite mit einem Artikel, während aktuell drei Artikel Platz finden. Zur Bekämpfung der Bleiwüste spart die NZZ-Nullnummer ganze Spalten für Zitateinschübe aus, die Trennlinien zwischen den Spalten fallen innerhalb eines Artikels ebenfalls weg. Bild: mathieu gilliand

Neu: Seite 6 und 7

Bild: mathieu gilliand

Alt: Seite 6 und 7

Noch deutlicher wird die Absicht, die Zeitungsspalten auszuräumen, mehr Übersicht und Platz für wenige grosse Themen zu schaffen auf den Seiten 6 und 7. Bisher im traditionellen Layout der NZZ nicht vorgesehene zehnspaltige Bilder und doppelseitige Auslandreportagen sollen die klassischen NZZ-Auslandnachrichten ersetzen. Bild: mathieu gilliand

Einstieg in den Inland-Teil

Neu:

Bild: mathieu gilliand

Alt:

Besonders radikal entrümpeln die «Neo»-Konzepter der NZZ den Einstieg in den Inlandteil. Die Kurznachrichten in der linken Spalte sind überhaupt nicht mehr vorhanden. Statt dem klassischen Layout mit einem Auf- und zwei Abmachern, konzentriert man sich in der neuen NZZ auf ein einziges Thema, das man auf fünf Spalten erschöpfend mitsamt Infografik und Verweis auf Kommentar und Einordnung im Meinungsteil abhandelt. Neu kommt ein Teaserbalken ans obere Seitenende, um auf weitere Inlandthemen hinzuweisen. Bild: mathieu gilliand

Meinung und Debatte

Neu:

Bild: mathieu gilliand

Alt:

Aufgelockert und gleichzeitig ausgebaut ist die Rubrik «Meinung und Debatte». Die Konzepter reduzieren die Zahl der Beiträge auf der ersten Doppelseite von acht auf vier Beiträge, verdoppeln aber die Seitenzahl für die Rubrik von zwei auf vier Seiten. Die Leserbriefe erhalten eine eigene Seite, neu werden auch Leserkommentare aus dem Online-Auftritt abgedruckt. Den Bundabschluss macht eine Seite unter der Rubrik «Nachrichten Global» mit je drei Meldungen aus den klassischen Ressorts «International», «Wirtschaft» und «Schweiz».Bild: mathieu gilliand
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