Im vergangenen Jahr sind am Zoll 9421 Pakete mit illegalen Arzneimitteln sichergestellt worden. Das sind 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei drei Vierteln handelte es sich um Potenzmittel. Und bei jedem zweiten Präparat war nicht drin, was draufstand.
Neben illegalen Erektionsförderern wurden andere rezeptpflichtige Arzneimittel wie Hormone oder Entzündungshemmer (17 Prozent) und Schlaf- und Beruhigungsmittel (5 Prozent) sichergestellt, wie die Arzneimittelbehörde Swissmedic am Montag mitteilte.
Auch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie bestellten Schweizerinnen und Schweizer unerlaubte Arzneimittel in die Schweiz. Jedoch wurden «nur» 150 Sendungen beschlagnahmt, unter anderem mit dem Wurmmittel Ivermectin, das in der Schweiz nur für Tiere zugelassen ist. Auch Arzneimittel mit Hydroxychloroquin oder Antibiotika aus Indien waren darunter.
In 183 Fällen kam es zu einem Verwaltungsmassnahmeverfahren, bei dem den Bestellern geringere Bussen drohen. In 122 Fällen wurde aber ein Strafverfahren eröffnet. Das ist der Fall, wenn es sich um grosse Mengen oder wiederholte Bestellungen handelt. Bei 8607 Fällen kam es nur zu einem vereinfachten Verfahren, bei dem die Ware vernichtet wurde.
Neu steht Polen an der Spitze der Herkunftsländer: 35 Prozent der illegalen Produkte wurden aus dem osteuropäischen Land eingeführt. In den Sendungen befanden sich jedoch Potenzmittel aus Indien. Swissmedic geht davon aus, dass nach einer internationalen Aktion gegen den Transitweg via Singapur neue Vertriebskanäle aufgebaut wurden.
Hinter den Medikamenten aus dubiosen Quellen steckten oft kriminelle Netzwerke, schrieb Swissmedic. Wer Arzneimittel über unkontrollierte Online-Angebote bestelle, gehe ein grosses gesundheitliches Risiko ein. Denn diese könnten einen falschen Wirkstoffgehalt oder gesundheitsgefährdende Bestandteile beinhalten.
Gewisse Online-Shops für Heilmittel täuschten die Kundinnen und Kundinnen auf ihren Webseiten gezielt. Mit Schweizer Flaggen, der Anzeige von Schweizer Fimen-Logos wie der Post oder erfundenen Kunden-Feedbacks versuchten sie, den Eindruck zu vermitteln, dass es sich um legale Angebote aus der Schweiz handle. (aeg/sda)