Schweiz
Wirtschaft

Betrüger zockten Pharma-Riese Roche um 10 Mio. Franken ab – verurteilt

Zwei Betrüger zockten Pharma-Riese Roche um 10 Mio. Franken ab – verurteilt

09.08.2021, 11:0809.08.2021, 13:00
Mehr «Schweiz»
ARCHIVBILD ZUN DEN QUARTALSZAHLEN BEI ROCHE --- Der Sitz von Roche Diagnostics International AG in Rotkreuz im Kanton Zug am Donnerstag, 8. Oktober 2020.(KEYSTONE/Urs Flueeler)
Bild: keystone

Ein Schweizer und sein französischer Komplize, die das Pharmaunternehmen Roche um 10 Millionen Franken geprellt hatten, sind vom Basler Strafgericht zu 39 respektive 51 Monaten Freiheitsentzug verurteilt worden. Das Gericht übernahm im abgekürzten Verfahren die Vorgaben aus der Anklageschrift.

Die Anklage und schliesslich auch das Urteil lautete auf gewerbsmässigen Betrug, mehrfache Urkundenfälschung und gewerbsmässige Geldwäscherei. Die beiden Männer waren geständig gewesen. Sie hatten auch die zivilrechtlichen Ansprüche von Roche akzeptiert. Dies ermöglichte im Einvernehmen der Parteien ein abgekürztes Verfahren ohne weitere Beweisaufnahme und Plädoyers.

Die beiden Angeklagten, ein ehemaliger Angestellter von Roche und sein französischer Komplize, hatten den Konzern im Zeitraum von Januar 2017 bis August 2017 mit 86 gefälschten Rechnungen um 8.35 Millionen Euro – umgerechnet rund 10 Millionen Franken – erleichtert. Das Geld war auf ein Konto nach Singapur überwiesen und von dort aus weltweit auf viele weitere Konten verteilt worden. Der Betrug war im Frühherbst 2017 aufgeflogen.

Er habe beim Rechnungssystem der Firma ein Schlupfloch entdeckt und dieses zusammen mit seinem Komplizen ausgenützt, sagte der ehemalige Roche-Angestellte. Als Beweggründe zum Betrug nannte er Gier und eine Unzufriedenheit im Job. Finanzielle Engpässe hätten keine Rolle gespielt.

Ein Verurteilter bereits wieder auf freiem Fuss

Der ehemalige Roche-Angestellte hat die von der Staatsanwaltschaft beantragte und schliesslich zum Gerichtsurteil mutierte Freiheitsstrafe im vorzeitigen Strafvollzug bereits abgesessen. Er befindet sich seit Februar 2020 wieder auf freiem Fuss.

Der französische Geschäftsmann muss seine Gefängnisstrafe von 51 Monaten noch aussitzen. Er sass seit März 2019 in Auslieferungshaft in Spanien und befindet sich seit April 2020 in Basel in Haft. Ihm wurde zudem ein Landesverweis von 10 Jahren auferlegt.

Beide Männer müssen Roche einen Schadensersatz in der Höhe von 10.07 Millionen Franken zuzüglich 5 Prozent Zins entrichten. Wie sie das bewerkstelligen werden, ist unklar. Auf allenfalls noch übrig gebliebene Gelder habe er keinen Zugriff, alle laufenden Geschäfte seien versandet, sagte der mitangeklagte und mittlerweile in seiner Gesundheit stark beeinträchtigte Franzose.

Auch die Staatsanwaltschaft sieht nach eigenen Angaben keine Möglichkeiten, wie sie kurz- oder mittelfristig auf allenfalls noch greifbare Gelder zugreifen könne. Ein Rechtshilfegesuch an Singapur sei bislang folgenlos verblieben und eine Behandlung sei nicht absehbar. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Natürlich
09.08.2021 12:26registriert März 2016
Da haben wirs.
Ein Milliardenkonzern wie Roche dürften die paar Millionen kaum kümmern.
Die Haft ist jedoch länger als beim Vergewaltiger der ein Leben in 11 Minuten zerstört hat.
Geld ist anscheinend wertvoller als Leben.
557
Melden
Zum Kommentar
avatar
Christian Mueller (1)
09.08.2021 12:21registriert Januar 2016
die Strafe ist ja höher als bei einer Vergewaltigung... interessant.
467
Melden
Zum Kommentar
avatar
ingmarbergman
09.08.2021 13:43registriert August 2017
Tja, wer SVP, FDP oder CVP wählt will es so, dass Finanzdelikte stärker bestraft werden als Vergewaltigung. Diese Parteien machen die Gesetze. Die Richter halten sich nur an die vorgegebenen Strafmasse.
2110
Melden
Zum Kommentar
8
Nationalbank senkt Zinsen noch schneller – was das für deine Miete bedeutet
Die Zinsen sinken stärker als bislang gedacht – und sogar Negativzinsen sind wahrscheinlich, wenn dieses Szenario eintrifft.

Die Zinsen fallen und fallen. Die grosse Frage ist nun, wie schnell und wie tief die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins noch senken wird. An welchem Punkt beendet der neue SNB-Chef Martin Schlegel die laufende Zinswende nach unten?

Zur Story