Die Swiss hat 400 Flight Attendants zu viel – jetzt muss sie reagieren
Leere Flughäfen, gegroundete Flugzeuge en masse. Dies Bilder aus der Corona-Zeit sind noch nicht sehr alt, aber sie wirken, als stammten sie aus einer längst vergangenen Zeit. Denn die Aviatik boomt seit dem Ende der Pandemie.
Auch die Swiss konnte in den vergangenen Jahren Rekordergebnisse präsentieren. Um diese erzielen zu können, musste sie auf Personalsuche. Denn so manche Angestellte hatten während der Covidkrise die Branche verlassen. Weltweit mussten Airlines deshalb Leute rekrutieren.
Doch nun herrscht bei der Lufthansa-Tochter plötzlich eine bizarre Situation. Wie CH Media erfahren hat, hat die Swiss intern kommuniziert, dass man derzeit über 400 Flight Attendants zu viel im Sold habe. Per Dezember zählte die Airline rund 4800 Kabinen-Angestellte. Sprich: Etwa jede zwölfte Flight Attendant bräuchte es aktuell nicht.
1400 Flüge gestrichen
Wie ist es dazu gekommen? «In den vergangenen zwei Jahren haben wir viele neue Kolleginnen und Kollegen rekrutiert», sagt Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott. Gleichzeitig habe man aber in diesem Frühling das Flugprogramm reduzieren müssen, weil im Cockpit Pilotinnen und Piloten fehlen würden. Tatsächlich gab die Swiss im Mai bekannt, dass sie falsch geplant hatte und wegen Pilotenmangels rund 1400 Flüge im Sommer gestrichen würden (CH Media berichtete).
Hinzu kommt laut Fuhlrott, dass zahlreiche Flugzeuge der Kurzstreckenflotte nicht im normalen Umfang betrieben werden können, da die Triebwerke des US-Herstellers Pratt & Whitney öfter überholt werden müssen als geplant. Zuletzt sagte Swiss-Betriebschef Oliver Buchhofer gegenüber CH Media, dass deswegen im Sommer 2025 im Schnitt zehn bis zwölf Maschinen unbenutzt am Boden bleiben und nicht zur Verfügung stehen.
«Dadurch können wir aktuell nicht alle unsere Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter im geplanten Umfang einsetzen», sagt Fuhlrott. Alle kämen zwar nach wie vor im Flugbetrieb zum Einsatz. Allerdings hat die Swiss einen Einstellungsstopp in der Kabine verordnet: «Bereits seit einigen Monaten und bis auf Weiteres finden keine neuen Rekrutierungen statt», sagt Fuhlrott.
«Kein Stellenabbau vorgesehen»
Personen, die bereits einen Vertrag unterzeichnet haben, würden ihre Ausbildung wie vorgesehen beginnen. «Wir gehen aktuell davon aus, dass wir spätestens im Verlauf des nächsten Jahres wieder neue Kolleginnen und Kollegen in der Kabine einstellen», sagt die Sprecherin.
Könnte es vorher also zu Entlassungen kommen? «Es ist kein Stellenabbau vorgesehen», sagt Fuhlrott. «Wir setzen alles daran, dass unsere Kolleginnen und Kollegen möglichst bald wieder im vorgesehenen Umfang im Flugbetrieb mitarbeiten können.»
Dennoch versucht die Airline den Schaden in Grenzen zu halten – und hat verschiedene Massnahmen eingeleitet, um die Personalkosten zu senken. Unter anderem können Kabinenmitarbeitende laut Fuhlrott in bestimmten Monaten freiwillig unbezahlten Urlaub beziehen. «Zudem werden derzeit alle Anträge auf Pensumsreduktionen, ausser bei unseren Maîtres de Cabine, angenommen.»
Ganz anders sieht die Situation im Cockpit aus, wo nach wie vor ein Mangel herrscht. Dort versucht die Swiss die älteren Pilotinnen und Piloten mit späteren Pensionierungen bei der Stange zu halten. Zudem bietet sie ihnen freiwillige Ferienrückkäufe an und die freiwillige Anpassung der Teilzeitbeschäftigung. Und: «Aktuell bilden wir so viele Pilotinnen und Piloten aus, wie es die Kapazitäten an Simulatoren sowie Instruktorinnen und Instruktoren ermöglichen», sagt Fuhlrott. (aargauerzeitung.ch)