Thomas Kovacs spricht, als würden seine Worte seinen Gedanken hinterher rennen. Die Sätze schiessen ihm förmlich aus dem Mund. Es ist nicht das erste Mal, dass wir über Kovacs berichten. «Mit 30 will er Millionär sein», schrieben wir im Februar 2019. Kovacs’ Lebensweise wurde in den Kommentaren kontrovers diskutiert.
Zwei Jahre und eine globale Pandemie später, sitzt Kovacs auf einem Gamerstuhl vor einer Wand, die wie ein Schachbrett aussieht. Der «Sparkojote» wie er sich auf seinem Blog und in YouTube-Videos nennt, musste nicht warten bis er 30 ist. Er besitzt bereits mit 24 eine Million Schweizer Franken.
«Es waren zwei verrückte Jahre», sagt Kovacs und ein Lächeln huscht über sein Gesicht, «Vieles lief sehr gut.» Als er im Oktober 2018 seine Festanstellung bei der UBS kündigte, legte er sich einen Plan B zurecht. «Hätte es mit der Selbständigkeit nicht geklappt, hätte ich einfach ein Bachelor-Studium begonnen», so Kovacs. Doch Plan A hat funktioniert.
Seit 2016 tippt der junge Schweizer seine finanzielle Reise ins Internet. Auf seinem Blog legt er sein Vermögen bis ins kleinste Detail offen, seine YouTube-Videos tragen Titel wie «70’000 CHF Krypto Portfolio eines 24-Jährigen» oder «Diese 7 Regeln musst du befolgen, um die ersten 100'000 zu erreichen».
Vor zwei Jahren belief sich Kovacs Nettovermögen noch auf 140'000 Franken. Mit Aktien- und Kryptowährungskäufen, Investitionen in Gold und Silber, einem stattlichen Lager an wertvollen Spielkarten konnte er sein Vermögen in den sechsstelligen Bereich steigern.
Neben Investment-Ratschlägen und Spartipps, verkauft Kovacs auch Comic- und Spielkarten an Sammlerinnen und Fans. Im eigens gebauten Online-Shop verkauft er Pokémon und Yu-Gi-Oh!-Spielkarten und Nintendo Retro Games.
Der Online-Shop und die Content-Produktion für die sozialen Medien halten Kovacs auf Trab. Damit verdient er hauptsächlich sein Geld. Und dafür arbeitet er 70 bis 80 Stunden in der Woche. «Wochenende gibt es bei mir eigentlich nicht. Ich mache wenig Pausen, weil das, was ich mache meine Leidenschaft ist. Das ist aber gleichzeitig auch die Kehrseite der Medaille», so der 24-Jährige. Dieses Jahr wolle er sich pro Woche mindestens einen, wenn nicht zwei freie Tage gönnen.
Kovacs ist ehrgeizig. Eisernes Sparen und Arbeiten gehören zu seinem Lebensstil. Bis Ende Jahr will er an der zweiten Million kratzen. «Das Ziel ist, dass ich jedes Jahr mein Nettovermögen verdopple, bis ich zehn Millionen habe.» Danach werde es wohl etwas länger gehen mit dem Verdoppeln, rechnet er vor.
Von der Corona-Pandemie sei er weniger betroffen als andere. Die sozialen Kontakte, ja, die musste er einschränken. «Ich bin aber eher der Typ Couchpotatoe und war schon vor Corona einfach gerne zuhause.» Er habe zudem enormes Glück gehabt, dass seine Einkommensquellen mit Online-Shop und Partnerschaften für Content-Produktionen rein digital seien.
Einzig der Börsencrash im letzten März habe ihn kurzzeitig etwas nervös gemacht. «Wenn in deinem Portfolio Minus 50’000 steht, wirst du schon etwas unruhig.» Doch die Kurse stiegen bald wieder an – und damit auch der Wert von Kovacs Portfolio.
Anders als noch vor zwei Jahren gönnt sich Kovacs heute mehr. Versuchte er vor zwei Jahren noch in einer Challenge innerhalb eines Monats nur 100 Franken für Lebensmittel auszugeben, ist das heute kein Thema mehr. «Mein Lieblingsessen ist zwar immer noch Spaghetti mit Parmesan, aber ich habe auch gerne Abwechslung», schmunzelt er. Zusammen mit seiner Freundin gibt er ungefähr 800 Franken pro Monat für Essen aus. Wäre Corona nicht, würden sie einmal im Monat auswärts essen. «Jetzt bestellen wir uns halt einfach etwas Gutes nach Hause.»
Auch wohnungstechnisch gibt es ein Upgrade. Nach viereinhalb Jahren in einer 2-Zimmerwohnung, zügelt das Paar in eine grössere Wohnung. «Das kostet zwar 500 Franken im Monat mehr, aber der Platz gibt uns auch mehr Lebensqualität», erklärt Kovacs. Und er sagt es so, als hätte er es sich lange überlegt, Vor- und Nachteile abgewogen und erst dann entschieden.
Und in zwei Jahren? Dann will Kovacs, wenn seine Rechnung aufgeht, bereits stolze vier Millionen Nettovermögen angehäuft haben. «Wenn ich in 30 Jahren noch das machen kann, was ich jetzt mache, dann bin ich glücklich», sagt er und blickt zufrieden in die Kamera.
Finanziell frei sei er trotz allem noch nicht, sagt er. Er plane sehr konservativ und habe deshalb auch nicht alles an der Börse oder in Anlagen investiert. «Ich kann noch nicht von passiven Einkünften wie Dividenden leben.»
Hinzu kommt, dass er seinen Lebensstil schrittweise erhöht. «Wir ziehen in eine grössere Wohnung, irgendwann kommen vielleicht Kinder dazu. Das hat alles Einfluss auf meine Vermögensentwicklung.» Bis es so weit ist, macht Kovacs weiter wie bisher. Und falls alle Stricke reissen? «Dann bin ich flexibel und hecke mir einen Plan B aus.»