Immer mehr Schweizer essen weniger Fleisch. Meistens, weil ihnen die Tiere leidtun, oft wegen den negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Und spätestens mit den Klimastreiks der letzten Monate hat sich gezeigt: Es wächst einen neue, sehr umweltbewusste Generation heran.
Es habe sich in letzter Zeit viel getan, jetzt brauche es offene Ohren der Politik, sagen nun Tierrechtler und Klimaaktivisten. Sie fordern Subventionen und aktive Aufklärung über das, was auf unseren Tellern liegt. Aber schön der Reihe nach.
Tierprodukte werden heute aus der Staatskasse subventioniert – und Werbung der Branchenverbände Proviande und Swissmilk aus der Bundeskasse mitfinanziert. Kampagnen wie die heute eingestellte und berühmt-berüchtigte «Schweizer Fleisch. Alles andere ist Beilage» kosten den Steuerzahler rund 6 Millionen Franken pro Jahr.
Ein No-Go für Tierschützer. Und unfair gegenüber Vegi-Produkten, findet Pablo Labhardt von «Animal Rights Switzerland»: «Genauso könnte man Kampagnen für pflanzliche Produkte machen.» Wichtig sei es, die richtigen Anreize zu setzen, damit es im Essverhalten der Bevölkerung eine Veränderung gibt. «Unser Fleischhunger ist nicht in Stein gemesselt.»
Auch Jann Kessler, einer der Strippenzieher der Klimastreik-Bewegung in der Schweiz, fordert die Politik auf den Plan. Eine Forderung der Klimajugend hierzulande ist, dass die Schweiz bis 2030 im Inland netto null Treibhausgasemissionen hat. Kessler: «Das ist ohne drastische Reduktion unseres Fleischkonsums gar nicht möglich.»
Einen ersten Ansatz, um Herr und Frau Schweizer pflanzliche Produkte schmackhafter zu machen, sieht Kessler bei der Aufklärung: «Die meisten Leute sind sich gar nicht mehr bewusst, dass Ghackets mal ein Rind war. Und man hört Fragen wie: Woher kommt Milch? Aus der Packung?»
Deshalb sei die Schule gefragt – und zwar nicht nur mit entsprechenden Lehrunterlagen. Kessler: «Ich finde, alle Klassen sollten Bauernhöfe und Schlachthöfe besuchen – und gegebenenfalls auch mit anpacken. Denn wer Fleisch isst, sollte grundsätzlich auch bereit sein, ein Tier dafür zu töten und zu zerlegen.» Gleichzeitig müsse die Gesellschaft aufhören, Tiere mit Soja-Kraftfutter aus brasilianischen Regenwäldern zu füttern.
Das Thema werde Stand heute von der Politik vernachlässigt – trotz Klimawelle und zunehmendem Interesse der Bevölkerung, bemängelt Labhardt von «Animal Rights Switzerland». «Bisher musste man den Parteien das Thema Tierschutz meistens aufzwingen.» Die Tierschutzinitiativen in den letzten Jahren seien zum grössten Teil vom gemeinnützigen Tierschutz oder von politischen Einzelkämpfern gekommen. Wie etwa die Massentierhaltungsinitiative von Sentience Politics und die Hornkuhinitiative von Armin Capaul.
Diesen Vorwurf lässt Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen, nicht gelten. Eine Arbeitsgruppe seiner Partei bereite momentan einen Massnahmenkatalog mit diversen Vorstössen vor, auf nationaler Ebene mit der Grünen Fraktion im Parlament.
Die Massnahmen sollen in die gleiche Richtung gehen, wie «Animal Rights» fordert. Franzini befürwortet auch entsprechende Subventionen: «Es braucht eine Transformation hin zu mehr pflanzlicher Ernährung und dementsprechend die richtigen Anreize für die Landwirte und Konsumenten.»
Weiter möchten die Jungen Grünen unter anderem, dass die «Propaganda-Gelder» für den Milch- und Fleischkonsum in eine wissenschaftlich fundierte Kampagne über lokale und nachhaltige Ernährung fliessen. Franzini: «Denn es ist paradox, wenn die Schweiz einerseits die internationalen Klimaziele erreichen will, andererseits Imagekampagnen für umweltschädliche Ernährung mitfinanziert.»
Eine Streichung der Bundesgelder für Fleischwerbung war im Parlament indes bereits einmal Thema. 2017 lehnte die Mehrheit des Nationalrats den entsprechenden Vorstoss von SP-Mann Jans Beat aber ab. Kommissionssprecher Leo Müller (CVP) argumentierte damals unter anderem, dass es bei der Fleischwerbung nicht darum gehe, den Fleischkonsum anzuheizen, sondern dass inländisches statt ausländisches Fleisch konsumiert werde.
Das wusste ich nicht: Bis anhin ging davon aus, dass für eine Schwangerschaft der Samen in die Vagina und von dort in die Gebärmutter gelangen sollte.................