Während das Bundesamt für Gesundheit (BAG) darüber nachdenkt, die Covid-Verordnung anzupassen, führt eine Firma in Freiburg längst Spucktests für zu Hause durch und stellt Covid-Zertifikate aus. Und zwar mittels Videokontrolle. Möglich ist dies dank der Videoplattform Hin Talk, die vom Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte zertifiziert ist. «Vor allem Leute, die verreisen wollen, melden sich derzeit bei uns», sagt Lavinia Alberi Auber.
Sie ist Direktorin des Swiss Integrative Center for Human Health (SICHH), welches derzeit die Videoidentifikation und die Labortests im Kanton Freiburg durchführt. «Es läuft gut», sagt sie. Die Leute müssten nicht mehr ins Testzentrum, in die Apotheke oder zum Arzt, sie könnten bequem vom Sofa aus einen Spucktest machen und erhalten das Resultat sowie ein allfälliges Covid-Zertifikat am nächsten Tag. Auch Kinder hätten bereits vom Angebot Gebrauch gemacht.
Wie das funktioniert? Und ob das Ganze fälschungssicher ist? «Betrug kann ausgeschlossen werden», sagt Alberi Auber. Die Person, die einen solchen Speicheltest machen möchte, beantragt ein entsprechendes Testkit. Sie bekommt daraufhin einen Zeitslot sowie einen QR-Code. Zum abgemachten Zeitpunkt loggt sie sich ein mit einem Link, eine qualifizierte Person steht per Video bereit und fragt nach dem Pass oder der ID. Danach gibt sie Anleitungen und führt vor, was zu tun ist. Sie begleite und überwache den Prozess. Die Speichelprobe wird in einen kleinen Behälter mit einem Code gegeben, dann in einen Plastikumschlag mit demselben Code gelegt und vor den Augen der Aufsichtsperson verschlossen.
«Der Umschlag kann nicht wieder geöffnet werden, ansonsten ist der Test nicht mehr prozessierbar», so Alberi Auber. Danach wird der Umschlag in ein weiteres Couvert gelegt und mit Zeit sowie Unterschrift versehen. Der Prozess dauert etwa zehn Minuten. Danach muss man die Probe auf die Post bringen, die direkt ins Labor des SICHH geht. «Falls uns die Pandemie noch eine Weile begleiten wird und sich die Leute weiterhin testen wollen oder müssen, ist diese Methode für alle Seiten sehr angenehm», sagt sie.
Doch was ist mit Bedenken zum Datenschutz? Der eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger sieht zurzeit kein Problem. Es seien keine Klagen oder Beschwerden eingegangen, sagt er.
Lobsiger weist allerdings darauf hin, dass Datenbearbeitungen im Auftrag kantonaler Gesundheitsbehörden dem Grundsatz nach Sache der kantonalen Datenschutzaufsicht seien. Die Bundesaufsicht käme hingegen zum Tragen, wenn das Unternehmen andere Bearbeitungen der Daten ermöglichen würde, als für die Erfüllung seines Auftrags nötig seien. Dafür lägen ihm aber zurzeit keine Hinweise vor. Abgesehen davon sei es der Bürgerin und dem Bürger freigestellt, diesen Test mit Videobeweis zu machen oder einen Arzt, ein Testzentrum oder eine Apotheke aufzusuchen.
Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle im BAG, sagte an einer Pressekonferenz, dass das Amt derzeit prüfe, die Covid-Verordnung entsprechend anzupassen. Es geht darum, die Identitätskontrolle sowie die Probeentnahme unter Videoüberwachung zu regeln. Zu Freiburg wolle sich das BAG nicht weiter äussern. Überhaupt gibt man sich beim BAG zurückhaltend, wenn dieses Thema zur Sprache kommt. Doch gemäss dem Freiburger Kantonsarzt Thomas Plattner ist das Vorgehen mit den videoüberwachten Spucktests vom BAG und der Covid-Taskforce des Bundes geprüft und bestätigt worden. Man habe sich auch mit dem SICHH ausgetauscht und bestätigt, dass diese Methode zur Probengewinnung zugelassen werden kann, sofern die Nachverfolgbarkeit der Probe sichergestellt sei, sagt Plattner. Was offensichtlich der Fall ist.
Der Freiburger Kantonsarzt findet die Idee begrüssenswert, denn PCR-Tests seien zuverlässiger als Antigentests und der Spucktest habe den Vorteil, dass der unangenehme Abstrich wegfällt. Dass man sie von zu Hause aus machen könne, sei für die Testpersonen bequemer. «Rein mit Testen werden wir diese Pandemie allerdings nicht bewältigen können», sagt er. Er empfiehlt den Leuten, sich impfen zu lassen. Alternative Lösungen beim Testen seien zwar willkommen, aber die Impfung sei noch immer das beste Mittel, um sich und andere zu schützen. «Das eine muss man nicht gegen das andere ausspielen.» (bzbasel.ch)