In büronahen Dienstleistungsberufen fühlt sich gemäss einer Online-Umfrage eine Mehrheit der Beschäftigten gestresst. Für die Gewerkschaft Unia bestätigt die Umfrage schlimmste Befürchtungen. Sie will den Arbeitnehmerschutz mit allen Mitteln verteidigen.
15,4 Prozent der Befragten fühlten sich bei der Arbeit immer, 54,4 Prozent oft gestresst, wie die Unia am Montag vor den Medien bekannt gab. Fast 60 Prozent der Befragten hätten Zeitdruck als Hauptgrund für den arbeitsbedingten Stress angegeben, gefolgt von häufigen Unterbrechungen (46 Prozent) und Leistungsdruck (40,5 Prozent).
Bei mehr als einem Viertel der Beschäftigten werde die Arbeitszeit gar nicht oder nicht korrekt oder nicht nachvollziehbar erfasst. 16,7 Prozent könnten ihre Überstunden weder kompensieren noch vergüten lassen und leisteten somit Gratisarbeit. Elf Prozent der Befragten müssten auch ausserhalb der Arbeitszeit immer erreichbar sein, 13 Prozent oft und 18 Prozent manchmal.
Für Unia-Präsidentin Vania Alleva sind die negativen Folgen für die Beschäftigten offensichtlich: Immer mehr Arbeitnehmende litten an Stress. Stressbedingte Erkrankungen wie Schlafstörungen und Burn-outs nähmen zu.
Scharf kritisierte sie parlamentarischen Initiativen für eine weitere Liberalisierung des Arbeitsgesetzes, welche die Wirtschaftskommission des Nationalrats am kommenden Montag diskutieren wird.
Die beiden parlamentarischen Initiativen wollten die Arbeitszeiterfassung für einen grossen Teil der Arbeitnehmenden abschaffen, auch gegen deren Willen und ohne Gesundheitsmassnahmen in einem Gesamtarbeitsvertrag. Zudem würde für leitende Angestellte und Fachspezialisten die Nacht- und Sonntagsruhe abgeschafft.
Die Schweiz habe einst fortschrittliche Standards des Arbeitnehmerschutzes gesetzt. Diese von den Gewerkschaften hart erkämpften Rechte liessen sie sich nicht einfach nehmen. Unia werde die zentralen Errungenschaften des Arbeitsgesetzes mit allen Mitteln verteidigen. (viw/sda)