Erstmals wurde das emotionale Spektrum der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer untersucht. Im Auftrag der Gesundheitsförderung Schweiz befragte die Forschungsstelle sotomo rund 9000 Menschen zu ihrer Gefühlslage.
Das sind die spanndendsten Erkenntnisse:
Auf Platz eins schafft es das Gefühl der Zufriedenheit. Rund 44 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich im letzten Jahr zufrieden gefühlt haben. An letzter Stelle steht der Ekel.
Die Studie zeigt, dass sich eine positive Gefühlswelt vor allem auf ein paar wenige Emotionen wie Zufriedenheit, Dankbarkeit und Freude stützt. Geht es einem jedoch schlecht, ist die Bandbreite der negativen Emotionen viel grösser. Von den am häufigsten genannten Emotionen waren 29 negativ, 18 positiv.
Die Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer gaben im Durchschnitt sechs Gefühle (siehe Grafik oben) an, die sie besonders häufig fühlen. Neben diesen sechs sehr häufigen Emotionen kommen weitere acht dazu, die man punktuell oder in speziellen Situationen fühlt.
Die Studie bestätigt ein altes Vorurteil: Das emotionale Spektrum der weiblichen Befragten ist etwas grösser als das der männlichen. Frauen nannten im Durchschnitt knapp 16 Emotionen, während es bei den Männern nicht ganz 13 waren.
Auch das Alter hat einen grossen Einfluss auf das emotionale Spektrum. Mit zunehmendem Alter schrumpft die Vielfalt der wahrgenommenen Emotionen. Ein Beispiel: Für Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren spielen durchschnittlich elf negative Emotionen eine Rolle. Bei den über 75-Jährigen sind es nur noch vier. Die Studienautorinnen vermuten, dass die Erfahrung und Konstanz, die häufig mit dem Alter kommen, einen Einfluss auf die erlebten Emotionen haben.
Die emotionale Landkarte zeigt noch einmal deutlich: Das emotionale Spektrum bei jüngeren Frauen ist mit Abstand am grössten. Die meisten Emotionen liegen im unteren linken Bereich. Die Karte zeigt auch, dass die meisten negativen Emotionen bei den Jüngeren stärker verbreitet sind als bei den Älteren.
Spannend ist unter anderem das Gefühl «Himmelhochjauchzendzutodebetrübt». Gemäss Studienautorinnen wurde dieses Gefühl am einseitigsten von weiblichen Befragungsteilnehmerinnen genannt. Es stehe «exemplarisch für ein intensives emotionales Erleben», heisst es in der Studie.
Bei Personen, denen es psychisch nicht gut geht, stehen andere Emotionen im Vordergrund als bei psychisch stabilen Menschen. Wer sich selbst in einer guten psychischen Verfassung sieht, nannte die folgenden drei Gefühle am häufigsten:
Dazu schreiben die Studienautorinnen: «Diese drei Gefühle sind so etwas wie die Säulen einer guten, stabilen psychischen Verfassung. Denn dazu braucht es ein robustes Ich (Selbstbewusstsein), das in seinem Umfeld gut aufgehoben ist (Geborgenheit) und sich emotional regenerieren kann (Entspanntheit). »
Wer mitten in der Nacht an der Studie teilnahm, befand sich viel häufiger mitten in einer negativen Gefühlslage. Zwischen vier und fünf Uhr in der Nacht kommt es zu einem Peak. Dann ist das Gefühl der Hoffnungslosigkeit besonders gross. Der Anteil der positiven Gefühle hingegen ist zwischen 18 und 19 Uhr abends am häufigsten.
Fühlen tut jeder. Doch darüber sprechen ist etwas anderes. Die Studie zeigt, dass viele Menschen über bestimmte Gefühle ungern sprechen – vor allem wenn sie negativ sind. Am liebsten geredet wir über die Gefühle «Bewunderung» oder «Stolz». Am verpöntesten sind «Hoffnungslosigkeit» und «Scham».
Etwas anders sieht es bei den Gefühlen aus, die man jemandem am leichtesten anmerken kann. Da führen «Freude» und «Wut» die Liste an. Sie sind die beiden expressivsten Gefühle überhaupt. Ganz im Gegenteil die Einsamkeit. Diese Empfindung merkt man den Menschen in der Deutschschweiz am wenigsten an.
Die Deutschschweizer Bevölkerung hat durchaus ein breites Spektrum an Gefühlen, doch es wird noch lange nicht über alle gesprochen. Am meisten zur Sprache kommen unproblematische Emotionen wie «Freude», «Belustigung», «Zufriedenheit» und «Vergnügen».
Da die Studie Ende Mai durchgeführt wurde, wurden die Studienteilnehmerinnen auch zu ihrer Gefühlslage während der Coronakrise befragt. Die Studienautorinnen fanden dabei ein Corona-Paradox: Die globale Pandemie hat bei der Deutschschweizer Bevölkerung mehr positive als negative Gefühle gefördert. Doch die allgemeine Stimmungslage hat sich verschlechtert. Wie das zusammengeht, liest du hier ⬇️:
Germans: hold my beer...
Himmelhochjauchzendzutodebtrübt
Die Frage, die sich mir dabei stellt ist aber, warum die Menschen diese wunderschönen Gefühle im Berufsverkehr so gut verstecken, dass man nur noch Platz 4 Müdigkeit und Platz 8 Stress wahrnimmt? 🤔
...
Or is it just me?? :-D