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Zürich

Verlotterte Problemhäuser locken Sozialfälle nach Zürich: «Die Wohnungen sind quasi Durchlauferhitzer»

Verlotterte Problemhäuser locken Sozialfälle nach Zürich: «Die Wohnungen sind quasi Durchlauferhitzer»

25.10.2015, 06:5025.10.2015, 06:55

Der Zürcher Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) will gegen Lotterliegenschaften, in denen überteuerte Zimmer an Sozialfälle vermietet werden, vorgehen.

Sie seien menschenunwürdig und ein Problem für die Stadt, sagt er in der «NZZ am Sonntag». «Bei diesen Liegenschaften ist die Gefahr gross, dass sie Leute aus einem grossen Einzugsgebiet in die Stadt locken. Sie sind für diese der Eingang in die Stadt», sagt Golta. Von dort zögen sie weiter, sobald sie etwas Besseres fänden. «Die Wohnungen sind quasi Durchlauferhitzer», sagt er. Das will die Stadt möglichst verhindern, da mit jedem zugezogenen Sozialhilfebezüger die Belastung der Stadtkasse zunimmt.

Mietwucherer in U-Haft

«Wir haben keinerlei Interesse daran, dass man diese Situation aufrechterhält», sagt Golta. Schliesslich habe man genug zu tun, die bereits ansässigen Fälle zu betreuen. «Auf die wollen wir fokussieren und ihnen ein anständiges Leben ermöglichen.»

Diese Woche hat die Polizei eine Razzia in drei solchen Liegenschaften durchgeführt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mietzinswucher. Vier Personen sitzen in Untersuchungshaft.

Golta begrüsst das, sagt aber auch: «Mit einem Strafverfahren allein hat man noch keine Kakerlake entfernt und noch keine Wand neu gestrichen.» Die Stadt will darum mit eigenen Leuten in den Liegenschaften aufräumen. Und sie führt regelmässige Kontrollen in gemeldeten Häusern durch. Zudem unterstützt sie zwei Mieter in rechtlichen Schritten gegen ihren Vermieter.

Razzia wegen Mietwucher

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Razzia wegen Mietwucher
In den drei Mietshäusern an der Neufrankengasse und der Magnusstrasse deckten die Behörden am 20. Oktober 2015 zum Teil desolate Zustände auf. (Bild: watson/Roman Rey)
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3 Kommentare
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Zwischen Heilung und Zwang: Die Vermessung der Psyche in der Schweiz
Die Seele wurde zwar nicht in der Schweiz erfunden, aber immerhin dort gesucht und gedeutet – und im Krankheitsfall auch dort behandelt. Ein Gang durch die streckenweise sehr düstere Geschichte der Psychologie in unserem Land, die das Zürcher Landesmuseum zum 150. Geburtstag C. G. Jungs beleuchtet.
Es hilft wahrscheinlich nicht, wenn man, kaum aus der Haustür getreten, schon die Birne am nächsten Berg anstösst. Für einen weiten Geist braucht es auch einen weiten Blick, der hat es in unserem von den Alpen zerfalteten Land eher schwierig, ausser natürlich man steht auf dem Gipfel und schaut sich die ganze Sache von oben an. Dort könnte der Einzelne durchaus in der Lage sein, seine seelische Entwicklung voranzutreiben und seine «nationale Präjudiz» zu überwinden.
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