Schweiz
Zürich

ETH-Präsident widerspricht Bundesrat: Haben nicht genug Reserven

Der Bund will bei der ETH sparen – jetzt sagt der Präsident: «Haben nicht genug Reserven»

Der Bund will im Zuge der Bundesbudgetsanierung bei der ETH Zürich 50 Millionen Franken sparen – die Hochschule verfüge mit 1,4 Milliarden Franken über genügend Reserven, so die Argumentation. Das stimme nicht, sagte ETH-Präsident Joël Mesot jetzt.
11.02.2024, 09:3111.02.2024, 09:31
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The main building of the Swiss Federal Institute of Technology, ETH, in Zurich, Switzerland, on June 28, 2018. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Der Bund will bei der ETH Zürich 50 Millionen Franken sparen.Bild: KEYSTONE

«Der Bundesrat ist der Ansicht, dass wir die Kürzungen über Reserven auffangen können. Das ist aber nicht möglich», so Mesot im Interview mit «SonntagsBlick». «Wir brauchen sie für wichtige Infrastruktur-Programme. Auch vergisst der Bundesrat, dass wir mit der Inflation zu kämpfen haben.» Dazu kämen wachsenden Studierendenzahlen. «Kumuliert fehlen uns wohl gegen zehn Prozent!», schätzte der ETH-Präsident.

Zudem sei mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz (KI) nicht die Zeit, bei der Forschung zu sparen, sagte Mesot. «Statt jetzt massiv zu sparen, müssten wir eigentlich in diese Technologie investieren, die gerade die Welt verändert. Wir brauchen ein Cern für künstliche Intelligenz – sonst verpassen wir eine der wichtigsten Entwicklungen des 21. Jahrhunderts.»

Joel Mesot, Praesident of the ETH Zurich attends a news conference on a donation of the Dieter Schwarz Foundation (DSS) and a teaching and research center of ETH Zurich in Heilbronn, Germany, on Frida ...
Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich. Bild: keystone

Mesot: Zahlen in zehn oder 20 Jahren Zeche

Dazu werfe in die ETH investiertes Geld eine Rendite ab, so Mesot. «Für jeden investierten Franken erhält die Schweiz fünf Franken zurück. An der ETH entstehen viele Patente und Spin-offs», sagte der ETH-Präsident. «Wenn wir im Bildungs- und Forschungsbereich sparen, werden wir in zehn oder 20 Jahren die Zeche dafür zahlen.» Als Beispiel nannte er einen weltweit einzigartigen Supercomputer in Lugano für Simulationen für Wetterprognosen oder KI-Modelle, der auch der ETH gehöre. «Künftig könnten wir uns diese Grundlagenforschung nicht mehr leisten.»

Studiengebühren zu erhöhen, sei keine Option, so Mesot, da «keine amerikanischen Verhältnisse» entstehen sollen. «Ich bin dagegen, dass sich junge Menschen verschulden müssen, um eine gute Ausbildung zu erhalten.»

Um sicherzustellen, dass heimisches Know-how durch Spionage nicht ins Ausland fliesst, arbeite die ETH zurzeit an einer Strategie, sagte Mesot weiter. Und: «Studierende, die an militärnahen chinesischen Universitäten studiert haben, müssen wir von bestimmten Forschungsprogrammen ausschliessen.» (sda)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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winglet55
11.02.2024 09:43registriert März 2016
Sparen bei Bildungsinstitutionen, ist sparen am falschen Ort!
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Gerd Müller
11.02.2024 09:57registriert August 2022
Die Schweiz bildet nicht genügend Akademiker für den eigenen Bedarf aus, durch die unnötige Brüskierung der EU ist man von der wissenschaftlichen Zusammenarbeit der Nachbarländer ausgeschlossen und jetzt will man eine der Vorzeigeunis kaputtsparen.
Anscheinend sind die Parteien der Schweiz der Meinung, dass die Zukunft der Schweiz in der Landwirtschaft und im Handwerk liege.
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Fritz_Forelle
11.02.2024 10:30registriert März 2022
Weshalb sparen bei Bildung?
Man kann auch einfach eine Finanztransaktionsteuer einrichten. Dann ist auch mehr Geld für Bildung und Inovation da. Was wieder Geld generiet.
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