Die Josefwiese mitten in der Stadt Zürich ist teilweise mit Dioxin belastet: Damit die beliebte Freizeitanlage uneingeschränkt genutzt werden kann, muss sie saniert werden. Als Sofortmassnahme werden die betroffenen Flächen abgedeckt.
«Die Situation ist nicht dramatisch», sagte die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP) am Dienstag an einer Medienkonferenz. Aber die gemessenen Werte würden doch dazu führen, dass auf gewissen Teilflächen für Kinder unter sechs Jahren Einschränkungen verfügt werden müssten. «Das wollen wir nicht, deshalb werden wir aktiv.»
Grundsätzlich seien alle Menschen schon durch die Nahrungsaufnahme einer gewissen Belastung durch Dioxine ausgesetzt, sagte Markus Zennegg, Dioxin-Experte an der Empa. «Diese Belastung soll vor allem bei Kleinkindern nicht noch zusätzlich durch die mögliche Aufnahme belasteter Erde erhöht werden.»
Deshalb soll nun im Park mit Spielplatz und Picknickbereichen vorsorglich rasch gehandelt werden, wie Brander sagte. Als Sofortmassnahme werden die betroffenen Böden mit Vlies und Bodenplatten abgedeckt. So bleiben sie weiterhin zugänglich, der direkte Kontakt mit dem Boden wird jedoch verhindert.
In den kommenden Wochen werden dann rund 6000 Quadratmeter der insgesamt 21 000 Quadratmeter grossen Anlage saniert. Dazu wird unter anderem die betroffene Bodenoberfläche ausgetauscht. Diese Arbeiten sollen gemäss Brander bis Jahresmitte abgeschlossen sein. Die Höhe der Kosten sind noch unbekannt.
Im Frühsommer 2021 waren rund um eine ehemalige Kehrichtverwertungsanlage (KVA) in Lausanne grossflächige Dioxin-Kontaminationen festgestellt worden. Als Ursache wurden frühere Rauchgasemissionen der Anlage vermutet. In der Folge führte der Kanton Zürich bei einer ehemaligen und vier in Betrieb stehenden KVA vorsorglich neue Bodenuntersuchungen durch.
Diese Untersuchen bestätigten grundsätzlich frühere Messungen aus den 1990er-Jahren, als effiziente neue Filteranlagen vorgeschrieben wurden. Seither sei es «zu keinen nennenswerten Dioxin-Einträgen durch Rauchgasemissionen mehr gekommen», teilte der Kanton im vergangenen November mit.
Eine Dioxidbelastung zeigte sich dabei auch bei der Josefwiese in der Stadt Zürich, die unmittelbar neben der ehemaligen KVA Josefstrasse liegt. Massnahmen drängten sich damals nicht auf, die Stadt nahm daraufhin aber vertiefte Abklärungen vor.
Die Proben von neun Flächen der Anlage blieben zwar deutlich unter dem festgelegten Sanierungswert (100 Nanogramm Toxizitätsäquivalent pro Kilogramm, ng TEQ/kg), wie die Stadt am Dienstag mitteilte.
Die Analysen der dem Viadukt am nächsten liegenden Flächen sowie unter den Baumreihen an der Josef- und Ottostrasse zeigten aber erhöhte Werte (bis 48 ng). Die Proben der Liegewiese blieben hingegen unter dem gesetzlichen Prüfwert (20 ng).
Damit sind auch im Bereich von Kinderspielplätzen leicht erhöhte Werte gemessen worden. Dies betrifft aber den Boden, nicht die Spielinseln, wie die Stadt im Internet festhält. Denn diese wurden 2009 saniert. Sowohl der als Fallschutz verwendete Kies als auch der Sand im Sandkasten wurden damals ausgetauscht und sind unbelastet.
Nach der Sanierung wird die Stadt die Freizeitanlage im Auge behalten. Alle fünf bis zehn Jahre werden wieder Bodenproben genommen, wie Brander weiter ausführte.
(aeg/sda)