Die grosse Cannabis-Studie, die seit einem Jahr im Kanton Zürich läuft, hat einen ersten Effekt auf den Schwarzmarkt. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wenden sich vom illegalen Markt ab.
Über 90 Prozent der Teilnehmenden beziehen ihre Cannabisprodukte neu über legale Quellen, also über eines der drei Fachgeschäfte oder über eine der neun Apotheken, die mitmachen.
Davon setzt zwar die Hälfte manchmal noch auf illegale Quellen, etwa Eigenanbau oder Mitrauchen von fremdem Cannabis. Dennoch gerät der Schwarzmarkt mit der Studie unter Druck. Dies teilten die Verantwortlichen am Dienstag mit.
«Die Teilnehmer geniessen es, ihre Produkte nicht mehr auf dem Schwarzmarkt kaufen zu müssen», sagte Studienarzt Thilo Beck. Sie könnten in einem entstigmatisierten Umfeld konsumieren und würden beraten, nicht verurteilt.
Dies führte auch bereits zu Veränderungen beim Konsum. «Viele erleben es als wahre Bereicherung, dass sie ihr Produkt selber wählen können», sagte Beck weiter. Denn der Schwarzmarkt kennt seit Jahren nur noch eine Produktform: einen möglichst hohen THC-Gehalt.
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden es nun schätzen, auch mal etwas tiefer Dosiertes zu konsumieren. Dies habe positive Auswirkungen auf ihre Lebensqualität und ihre Gesundheit. Die Studie des Vereins Swiss Cannabis Research verkauft Bio-Cannabisprodukte mit einem THC-Gehalt von fünf bis zwanzig Prozent.
Mittlerweile gibt es auch THC-Weingummis und Pralinés – also eine Konsumform ohne Tabak. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer leiden bereits unter Herz-Kreislaufproblemen oder Lungenproblemen - wohl nicht zuletzt vom Kiffen - und sind froh, wenn sie das Rauchen mit diesen Produkten reduzieren können.
Gemäss Angaben des Studienleiters Paul-Lukas Good wurden seit Studienbeginn fast 37 Kilogramm THC verkauft. Am beliebtesten seien Blüten, Haschisch sowie die Weingummis und Pralinés. «Wir von der Studienleitung sind nach einem Jahr sehr zufrieden.»
Good beschreibt die Studienteilnehmenden als «versiert und engagiert». Viele wollten etwas dazu beitragen, dass Cannabis in der Schweiz legalisiert werde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien dabei ein Querschnitt durch die Schweizer Gesellschaft. «Wer nimmt teil? Dein Grosi, deine Tochter, dein Sohn.»
An der Studie machen mittlerweile knapp 4500 Personen mit. 3000 beziehen legal Cannabis, während eine Kontrollgruppe weiterhin beim Dealer einkauft. Die Studienverantwortlichen erhoffen sich so in fünf Jahren verlässliche Angaben zu den Auswirkungen einer möglichen Legalisierung, vor allem was Gesundheit und Kriminalität betrifft.
Die Studie bietet noch 3000 freie Plätze. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden nicht gerade Schlange stehen, räumte Good ein. «Man muss Fragebögen ausfüllen und Daten preisgeben.» Das behage nicht allen. Ausserdem bestehe eine Verwechslungsgefahr mit der Stadtzürcher Cannabis-Studie «Züri Can», die bereits voll sei. (sda)