Die ETH Zürich hat am Dienstag ein neues Kompetenzzentrum für künstliche Intelligenz (KI) eröffnet. Das «ETH AI Center» erhält vorerst die Unterstützung von 29 Professuren aus sieben Departementen, ein eigenes Fellowship-Programm sowie eigene Räumlichkeiten.
Das Zentrum soll der Entwicklung von KI-Systemen zum Nutzen der Gesellschaft dienen, wie die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich bei dessen Präsentation am Dienstag vor den Medien erklärte. Darüber hinaus sollen ethische, gesellschaftliche und politische Auswirkungen der «Schlüsseltechnologie» künstliche Intelligenz - englisch: «artificial intelligence» (AI) - beleuchtet werden.
Im neuen Zentrum soll sowohl zur künstlichen Intelligenz geforscht als auch in diesem Bereich ausgebildet werden - und zwar über Departementsgrenzen hinweg.
Die Technologie, die etwa Muster in komplexen, uneinheitlichen Datensätzen erkennen kann, spiele mittlerweile in vielen Disziplinen ein Rolle, sagte Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung an der ETH. Die Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Technologien ginge darum über die jeweiligen Fachgebiete hinaus.
Die Technologien müssten zudem aus der Hochschule in die Gesellschaft getragen werden, um neue Anwendungsfelder zu erschliessen. So haben ETH-Forschende beispielsweise mithilfe eines KI-Modells eine App entwickelt, die bei Neugeborenen eine schwere Gelbsuchterkrankung vorhersagt.
Generell seien in den letzten drei bis fünf Jahren vermehrt ETH-Spin-offs im Bereich der künstlichen Intelligenz zu beobachten, sagte Günther. Dieser Trend soll mit dem neuen Zentrum gefördert werden.
Die ETH will sich auf europäischer Ebene im Bereich der KI-Forschung stärker als bisher vernetzten. Sie beteiligt sich mit ihrem neuen Zentrum am Aufbau der europäischen Initiative «European Lab for Learning and Intelligenz System (Ellis)», wie es an der Präsentation hiess.
Die ETH forsche seit zwei Jahrzehnten verstärkt im Bereich Computerwissenschaften. Die Hochschule habe so eine «unglaubliche Stärke» in der Grundlagenforschung erreicht, sagte Günther.
Unter den Studierenden aller Departemente steige die Popularität von KI-Kursen stark an. So besuchten 2020 über 4000 Studierende entsprechende Kurse. Vor fünf Jahren waren es noch gut 1000 Studierende.
Das AI-Center hat bereits 250 Quadratmeter an der ETH Zürich bezogen. Weitere 980 Quadratmeter folgen im «Andreasturm» beim Bahnhof Oerlikon. Die Hochschule rechnet damit, dass «in naher Zukunft» über 100 Professuren beim KI-Zentrum mitarbeiten. «Das Projekt ist auf Wachstum ausgelegt», sagte Detlef Günther. (aeg/sda)