Die Schande von Zürich darf sich nicht wiederholen
In einem Tram in Zürich schlägt ein junger Syrer auf eine Frau ein, bis sie das Bewusstsein verliert. Zwei Mitreisende überwältigen den Angreifer und rufen die Stadtpolizei Zürich an – aber es rückt niemand aus. Dem Mann gelingt die Flucht.
Dieser Vorfall beschäftigt die Öffentlichkeit in der ganzen Schweiz. Die Attacke berührt eine weit verbreitete Sorge, vor allem unter Frauen: die Angst vor Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln zu später Stunde. Einige ÖV-Betriebe stellen zwar Personal an, das nicht Billette kontrolliert, sondern um die Sicherheit bemüht ist. Trotzdem kommt es immer wieder zu Übergriffen.
Völlig inakzeptabel ist das Verhalten der Stadtpolizei Zürich: Wenn Polizisten in einer Notlage nicht ausrücken – wozu gibt es sie denn? Es spielt keine Rolle, dass gleichzeitig in Zürich linke Chaoten wüteten und ein Stadtfest abgehalten wurde. Bei einer Überlastung kann man ein anderes Polizeikorps, zum Beispiel des Kantons, um Unterstützung bitten. Das geschah aber nicht.
Mangelnder politischer Rückhalt ist verheerend für die Polizei
So untergräbt man das Vertrauen der Bürger in die Institutionen. Das Problem in Zürich hat einen politischen Hintergrund. Die rot-grüne Mehrheit des Stadtparlaments bewilligt nur einen Teil der neuen Stellen, welche die Polizeivorsteherin schaffen will. Als Grund geben die Gemeinderäte zuweilen an, dass die Stadtpolizei ohnehin Mühe habe, offene Stellen zu besetzen.
Das trifft zu. Aber warum ist es so? In einer grossen Stadt ist die Kriminalität höher als auf dem Land. Da ist es hilfreich, wenn die politischen Gremien ohne Vorbehalte hinter den Ordnungskräften stehen. In Zürich sprechen einige Politiker von Linksaussen mit gespaltener Zunge über die Polizei: Es brauche sie zwar. Aber sie solle bitte schonungsvoll mit gewaltbereiten Krawallanten umgehen.
Die Arbeitslast ist hoch, und die politische Rückendeckung lässt zu wünschen übrig. Das verleidet vielen Stadtpolizisten.
Der Vorfall im Tram sollte als Weckruf dienen. Die Stadtpolizei Zürich braucht einige Stellen mehr. Und Politiker, die ein gestörtes Verhältnis zum Gewaltmonopol der Polizei haben, kann sich Zürich nicht länger leisten. Es darf sich nicht wiederholen, dass eine junge Frau im öffentlichen Raum niedergeschlagen und dann im Stich gelassen wird. (aargauerzeitung.ch)