Zürich: Die Velovorzugsroute sorgt für Verwirrung – wir klären auf
Zwischen dem Bahnhof Altstetten und dem Kreis 4 wurde diesen Donnerstag die erste Velovorzugsroute der Stadt Zürich eröffnet. Die Route ist rund drei Kilometer lang und führt von der Baslerstrasse bis zur Stauffacherstrasse.
Die neuen farbigen Linien und Schilder sorgen allerdings für Verwirrung. watson klärt auf, was es jetzt zu beachten gilt:
Was ist überhaupt eine Velovorzugsroute?
Nachdem im September 2020 die Volksinitiative «Sichere Velorouten» angenommen wurde, war die Stadt Zürich verpflichtet, dass in den nächsten Jahren ein durchgehendes, sicheres und sichtbares Netz von Velorouten entsteht. Doch nun hagelt es Kritik.
Eigentlich dachten die meisten, dass die Stadt autofrei werden würde. Falsch gedacht. Nun heisst es seitens der Stadt: Velofahrer und Velofahrerinnen würden von der Velovorzugsroute «von breiten Velostreifen, Tempo 30, Vortrittsberechtigung, neue Signalisationen an den Kreuzungen und einer klar erkennbaren Markierung profitieren». Für den motorischen Individualverkehr ist die Strecke nicht mehr durchgehend befahrbar – mehrere Einbahnabschnitte sollen den Durchgangsverkehr reduzieren.
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— Michael Schmid (@AlternaMichi) March 9, 2023
Was bedeuten die Farben auf dem Asphalt?
Grün: Ein 40 cm breiter grüner Streifen auf dem Boden ist der neuste Zuwachs der Bodenmarkierungen im Zürcher Strassenverkehr. Er soll die Velovorzugsroute erkennbar machen. Für viele ist dieser grüne Streifen aber verwirrend. Immer wieder verleitet er Velofahrende dazu, sich nur auf diesem Streifen aufzuhalten, welcher eng am Fahrbahnrand ist.
Aber eigentlich soll genau dieser grüne Streifen einfach die Velovorzugsroute symbolisieren. Das heisst: Velofahrende haben auf dieser Strecke – wo der grüne Streifen ist – Vorrang. Für Autofahrende gelten auf dieser Strecke die neuen Regeln.
Gelb: Eine gelbe Linie, gestrichelt oder durchzogen, begrenzt die Velostreifen auf links und teils auf rechts. Für Velofahrende heisst das, dass sie sich nur in diesem Bereich auf der Strasse aufhalten sollen. So können sie sicher von A nach B gelangen.
Rot: An gefährlichen Kreuzungen und Ausfahrten ist der Boden grossflächig rot gefärbt. Es soll aufzeigen, dass hier Velofahrende Vorrang haben.
Die Piktogramme: Die Piktogramme oder Elemente auf dem Asphalt sind gelbe grosse Velos. Auch die sind dafür da, den Veloweg sichtbar zu machen.
Was bedeutet die Velovorzugsroute für Autofahrende?
Als Autofahrer oder Autofahrerin bedeuten die Velovorzugsrouten Folgendes: Tempo 30 überall, wo es einen grünen Streifen am Boden gibt, und Velofahrende haben ausserdem eine Vortrittsberechtigung.
Je nachdem müssen Autofahrende sich neue Routen zulegen, denn die Strecke ist für Autos nicht mehr durchgehend befahrbar – mehrere Einbahnabschnitte sollen den Durchgangsverkehr reduzieren.
So ist beispielsweise die Baslerstrasse zwischen der Luggweg- und der Flurstrasse für Autos nur noch stadteinwärts befahrbar und zwischen der Freihof- und der Flurstrasse nur stadtauswärts. Für Busse und Velos bleiben die Strassenabschnitte in beide Richtungen geöffnet.
Was geschieht, wenn Autofahrende sich nicht an die Regeln halten?
Zu Beginn muss man mit keinen Konsequenzen rechnen. Denn bis alle die neuen Regeln verstehen und nicht missachten, braucht es Zeit, so eine Sprecherin der Stadt Zürich auf Anfrage.
Jedoch werden vermehrt Kontrollen der Stadtpolizei Zürich an den Velovorzugsrouten durchgeführt. Hältst du dich also nicht an die neuen Regeln, kann es gut sein, dass du angehalten und aufgeklärt wirst, so Nadja Häberli, Kommunikationsverantwortliche der Dienstabteilung Verkehr, auf Anfrage von watson.
Wie geht es weiter?
Die Velovorzugsroute zwischen Altstetten und dem Kreis 4 war erst der Anfang und der erste fertiggestellte Abschnitt eines Prestigeprojekts der Stadt Zürich. Am Schluss soll die Velovorzugsroute mindestens 50 Kilometer umfassen – so sieht es die angenommene Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» vor.
Die Stadt bearbeitet derzeit 45 weitere Projekte: Die Velovorzugsroute in Wollishofen steht kurz vor dem Abschluss. Die Projekte in Höngg, Schwamendingen und von Oerlikon nach Affoltern sind durch Einsprachen blockiert. Ein Routenabschnitt vom Franklinplatz in Oerlikon bis zur Forchstrasse wird voraussichtlich im April 2023 zur Auflage kommen.
