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Verwirrende Velovorzugsroute Zürich: Hier die ausführliche Erklärung

Menschen fahren mit dem Fahrrad auf der Velovorzugsroute in Zuerich, aufgenommen am Montag, 6. Maerz 2023. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Ein Velofahrer fährt entlang des neu gekennzeichneten Veloweges.Bild: keystone

Zürich: Die Velovorzugsroute sorgt für Verwirrung – wir klären auf

Seit dieser Woche ist die Velovorzugsroute in Zürich offiziell eröffnet. Doch auf den Strassen sorgen sie bisher für Verwirrung. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
11.03.2023, 15:3712.03.2023, 20:01
Lea Oetiker
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Zwischen dem Bahnhof Altstetten und dem Kreis 4 wurde diesen Donnerstag die erste Velovorzugsroute der Stadt Zürich eröffnet. Die Route ist rund drei Kilometer lang und führt von der Baslerstrasse bis zur Stauffacherstrasse.

Die neuen farbigen Linien und Schilder sorgen allerdings für Verwirrung. watson klärt auf, was es jetzt zu beachten gilt:

Was ist überhaupt eine Velovorzugsroute?

Nachdem im September 2020 die Volksinitiative «Sichere Velorouten» angenommen wurde, war die Stadt Zürich verpflichtet, dass in den nächsten Jahren ein durchgehendes, sicheres und sichtbares Netz von Velorouten entsteht. Doch nun hagelt es Kritik.

Eigentlich dachten die meisten, dass die Stadt autofrei werden würde. Falsch gedacht. Nun heisst es seitens der Stadt: Velofahrer und Velofahrerinnen würden von der Velovorzugsroute «von breiten Velostreifen, Tempo 30, Vortrittsberechtigung, neue Signalisationen an den Kreuzungen und einer klar erkennbaren Markierung profitieren». Für den motorischen Individualverkehr ist die Strecke nicht mehr durchgehend befahrbar – mehrere Einbahnabschnitte sollen den Durchgangsverkehr reduzieren.

Was bedeuten die Farben auf dem Asphalt?

Die Velovorzugsroute in Zuerich mit Blick in Richtung Altstetten, aufgenommen am Montag, 6. Maerz 2023. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Die Strasse ist bunt: grüner Balken, rote Markierungen, gelbe Linien und Piktogramme.Bild: keystone

Grün: Ein 40 cm breiter grüner Streifen auf dem Boden ist der neuste Zuwachs der Bodenmarkierungen im Zürcher Strassenverkehr. Er soll die Velovorzugsroute erkennbar machen. Für viele ist dieser grüne Streifen aber verwirrend. Immer wieder verleitet er Velofahrende dazu, sich nur auf diesem Streifen aufzuhalten, welcher eng am Fahrbahnrand ist.

Aber eigentlich soll genau dieser grüne Streifen einfach die Velovorzugsroute symbolisieren. Das heisst: Velofahrende haben auf dieser Strecke – wo der grüne Streifen ist – Vorrang. Für Autofahrende gelten auf dieser Strecke die neuen Regeln.

Gelb: Eine gelbe Linie, gestrichelt oder durchzogen, begrenzt die Velostreifen auf links und teils auf rechts. Für Velofahrende heisst das, dass sie sich nur in diesem Bereich auf der Strasse aufhalten sollen. So können sie sicher von A nach B gelangen.

Rot: An gefährlichen Kreuzungen und Ausfahrten ist der Boden grossflächig rot gefärbt. Es soll aufzeigen, dass hier Velofahrende Vorrang haben.

Die Piktogramme: Die Piktogramme oder Elemente auf dem Asphalt sind gelbe grosse Velos. Auch die sind dafür da, den Veloweg sichtbar zu machen.

Was bedeutet die Velovorzugsroute für Autofahrende?

Als Autofahrer oder Autofahrerin bedeuten die Velovorzugsrouten Folgendes: Tempo 30 überall, wo es einen grünen Streifen am Boden gibt, und Velofahrende haben ausserdem eine Vortrittsberechtigung.

Je nachdem müssen Autofahrende sich neue Routen zulegen, denn die Strecke ist für Autos nicht mehr durchgehend befahrbar – mehrere Einbahnabschnitte sollen den Durchgangsverkehr reduzieren.

So ist beispielsweise die Baslerstrasse zwischen der Luggweg- und der Flurstrasse für Autos nur noch stadteinwärts befahrbar und zwischen der Freihof- und der Flurstrasse nur stadtauswärts. Für Busse und Velos bleiben die Strassenabschnitte in beide Richtungen geöffnet.

Was geschieht, wenn Autofahrende sich nicht an die Regeln halten?

Zu Beginn muss man mit keinen Konsequenzen rechnen. Denn bis alle die neuen Regeln verstehen und nicht missachten, braucht es Zeit, so eine Sprecherin der Stadt Zürich auf Anfrage.

Jedoch werden vermehrt Kontrollen der Stadtpolizei Zürich an den Velovorzugsrouten durchgeführt. Hältst du dich also nicht an die neuen Regeln, kann es gut sein, dass du angehalten und aufgeklärt wirst, so Nadja Häberli, Kommunikationsverantwortliche der Dienstabteilung Verkehr, auf Anfrage von watson.

Wie geht es weiter?

Die Velovorzugsroute zwischen Altstetten und dem Kreis 4 war erst der Anfang und der erste fertiggestellte Abschnitt eines Prestigeprojekts der Stadt Zürich. Am Schluss soll die Velovorzugsroute mindestens 50 Kilometer umfassen – so sieht es die angenommene Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» vor.

Insgesamt soll es ein Netz von 50 Kilometern Velovorzugsrouten in der Stadt Zürich geben.
Insgesamt soll es ein Netz von 50 Kilometern Velovorzugsrouten in der Stadt Zürich geben.screenshot Stadt zürich

Die Stadt bearbeitet derzeit 45 weitere Projekte: Die Velovorzugsroute in Wollishofen steht kurz vor dem Abschluss. Die Projekte in Höngg, Schwamendingen und von Oerlikon nach Affoltern sind durch Einsprachen blockiert. Ein Routenabschnitt vom Franklinplatz in Oerlikon bis zur Forchstrasse wird voraussichtlich im April 2023 zur Auflage kommen.

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quelle: imago stock&people / imago images
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Eigentlich müsste jeder bei watson das Auto-Billet abgeben …
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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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yey
11.03.2023 17:07registriert August 2018
Wenn mein Wetteinsatz das Leben ist, will ich nicht darauf vertrauen, dass sämtliche anderen Verkehrsteilnehmer aus diesem Farbenwirrwarr schlau werden.
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N. Y. P.
11.03.2023 17:01registriert August 2018
Das macht mich nicht glücklich.

Es sollten nur querende Autos auf diesen Velovorzugsrouten erlaubt sein. Die natürlich dann allesamt keinen Vortritt haben.

Dann wären die gelben Striche überflüssig.

Desweitern kommt dazu, dass kein Schwein weiss, ob jetzt entegenkommende Autos erlaubt sind, ober kommen die Autos gerade von hinten.

Nein, nein, gut gemeint. Aber als Velofahrer muss ich sagen. Isch für Katz. Einfache Velostreifen bringen mehr.
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Bruno Meier (1)
11.03.2023 17:07registriert Juni 2018
Ist es überhaupt erlaubt, Lenker zu büssen, auf Grund einer eigenen erfundenen Markierung, welche nicht im Strassenverkehrsgesetz so aufgelistet ist?

Ich habe nichts gegen Markierungen, aber sie müssen einheitlich sein, damit jeder Verkehrsteilnehmer sie korrekt deuten kann. Sonst wird nur eine Sicherheit vorgetäuscht, welche nicht vorhanden ist und dann ist das Gegnteil von der ursprünglichen Absicht erreicht worden.

Wäre ja keine Sache, so etwas aufzunehmen und für alle klar zu regeln.
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