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Wohnungssuche in Zürich: Leute durchforsten Todesanzeigen

Gigantische Schlange von Wohnungssuchenden bei der Besichtigung einer Musterwohnung der Wohnungssiedlung Kronenwiese im Zuercher Quartier Unterstrass am Freitag, 3. Juni 2016. Auf der Kronenwiese erst ...
Leute stehen Schlange, um eine Wohnsiedlung zu besuchen im Zürcher Kreis 6. (Archivbild) Bild: KEYSTONE

Wohnungssuche in Zürich: «Das Beispiel zeigt, wie verzweifelt gewisse Leute sind»

07.07.2025, 07:3707.07.2025, 07:37
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Manche Wohnungssuchende in Zürich durchforsten laut einem Immoblienexperten täglich die Todesanzeigen. «Das Beispiel zeigt, wie verzweifelt gewisse Leute sind», sagte Donato Scognamiglio im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Die Wohnungssuchenden würden sich die Adressen der Verstorbenen notieren, sich beim Grundbuchamt über den Hauseigentümer informieren und sich dann blind bewerben. Die Methode funktioniert laut Scognamiglio erstaunlich gut, da Verwaltungen sich so das Inserieren sparen könnten, so der Immobilienexperte in dem am Montag erschienenen Gespräch.

Obwohl die durchschnittliche Leerwohnungsziffer im Kanton Zürich bei 0,5 Prozent liege und damit gemäss Definition des Bundesamts für Statistik (BfS) tatsächlich eine Notlage herrsche, müsse man die Zahlen relativieren. Die Leerwohnungsziffer zeige nicht das ganze Bild, so der Experte weiter.

«Die Wohnungen sind einfach nie lange auf dem Markt. Man muss schnell sein»
Donato Scognamiglio

In der Stadt Zürich könnten rund 30'000 Wohnungen pro Jahr neu vermietet werden, was auf einen regen Austausch hinweise. «Die Wohnungen sind einfach nie lange auf dem Markt. Man muss schnell sein», erklärte Scognamiglio. Bei einem Wohnungswechsel müsse im Schnitt mit einem Mietaufschlag von bis zu 50 Prozent gerechnet werden.

Als Hauptursache für die angespannte Lage nannte er politische Hindernisse beim Bauen. «Man könnte die Baugesetze so anpassen, dass ein Investor in einer gewissen Zone neu zehn Stockwerke hoch bauen darf statt nur fünf wie bis anhin», schlug Scognamiglio vor.

Im Gegenzug solle er sich verpflichten, einen Fünftel der neuen Wohnungen preisgünstig zu erstellen. Dies sei für ihn weiterhin ein «hochlukrativer Deal». Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die wachstumskritische Haltung vieler Menschen in der Schweiz. (sda)

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Die Einrichtung gibt bereits eine Idee davon, was ästhetisch in dieser Wohnung alles möglich ist. Bild: terriblerealestateagentphotos
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124 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wysel Gyr
07.07.2025 07:50registriert Oktober 2021
Air B'n'B verbieten. Immobilien Haie an die Leine nehmen. Jetzt!
In einem Volk der Mietenden, kann jeder Politiker, jede Politikerin mit dem Thema nur gewinnen. Umso erstaunlicher, dass sich kaum jemand dem Thema annimmt.
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Kinan
07.07.2025 08:01registriert Januar 2022
Ich verstehe nicht warum jede Person in Zürich leben möchte.
Ich bin in 20min am HB (ok plus 5 min für zu meinem Bahnhof zu kommen)
Ist man von Schwamedingen schneller?
Die Mietersparnis finanziert das ÖV Ticket.
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Peter Vogel
07.07.2025 08:07registriert Juni 2020
"Verständnis für die wachstumskritische Haltung vieler Menschen". Hilft leider nicht weiter.
Tut endlich was gegen das ausufernde Bevölkerungswachstum. Alles mit 10-stöckigen Gebäuden zuzubetonieren ist doch keine Lösung.
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